Landwirtschaft im Wandel

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Neben Tierwohl und Pflanzendünger sorgt nun auch die aktuelle Klimadebatte dafür, dass die Landwirtschaft wieder in den Fokus gerät. Der CO2-Ausstoß ist hoch, doch schon längst hat bei etlichen in der Branche ein Umdenken begonnen. Die Verleihung des CERES-Awards würdigt dies und zeigt anhand vieler Landwirt*Innen, wie viel möglich ist, um anderen Mut zu machen. 

In über 15 deutschen Städten fanden im Oktober zahlreiche Protestaktionen von Landwirt*innen statt. Anlass war neben dem umstrittenen Agrarpaket der Bundesregierung und den strengeren Düngeregelungen auch das sich weiter verfestigende eher negative Bild, das seit einigen Jahren in den Medien kursiert, wenn es um Landwirte geht. Die aktuelle Klimadebatte tut ihr Übriges, um erneut Kritik an den Bauern üben zu können. Tatsächlich ist der CO2 Ausstoß durch die Landwirtschaft dem Bundesumweltamt zufolge mit 66,3 Millionen Tonnen im Jahr 2017 kein geringer. Das liegt auch daran, dass viele Prozesse in der Landwirtschaft Treibhausgasemissionen erzeugen: Die Verdauung der Tiere, der Dünger, die Fahrzeuge, aber auch die Nutzung der Böden, die klimarelevante Gase freisetzt, sind nur eine Auswahl.

Ähnlich wie in anderen Branchen hat aber mittlerweile auch in der Landwirtschaft ein Umdenken stattgefunden. Es gibt zahlreiche Landwirt*innen, trotz widriger Rahmenbedingungen und dem Wunsch nach günstigen Lebensmitteln die ihre Betriebe umstellen, Erneuerbare Energie erzeugen und auch selbst nutzen, ihre Viehhaltung verändern, neue Konzepte entwickeln. Einige dieser Landwirt*innen wurden auch in diesem Jahr wieder beim CERES-Award vorgestellt. In elf Kategorien gab es jeweils drei Finalist*innen, die sich gegen die über 200 anderen Bewerber*innen bereits durchsetzen konnten. Eine für die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) wichtige Kategorie, die von der R+V-Versicherung gesponsert wird und in deren Jury auch die AEE mit Bettina Bischof vertreten war, ist die Kategorie „Energielandwirt*in“.

In diesem Jahr ging die Auszeichnung an Wolfram Wiggert vom Haslachhof in Löffingen. „Familie Wiggert betreibt hier eine nachhaltige Kreislauflandwirtschaft im Einklang mit der Natur“, heißt es in der Jury-Begründung. Aus einem ursprünglichen 200 Hektar großen Ackerbaubetrieb hat die Familie Wiggert auf eine 400 Hektar große, ökologische Bewirtschaftung mit Mutterkuhhaltung und Biogasanlage umgestellt – 100 Hektar kommen zusätzlich über Partnerbetriebe hinzu. Die Biogasanlage versorgt die Gemeinde mit Nahwärme und Strom, ein Pufferspeicher und eine Abgasreinigung mit einem SCR-Katalysator runden die Anlage ab. Die durch die Biogasanlage veredelte Gülle, die ausgeklügelte Fruchtfolge und Blühpatenschaften zeigen wunderbar, wie Klimaschutz, Landwirtschaft und Umweltschutz nachhaltig miteinander verwoben werden können: Der Betrieb ist CO2-neutral. „Ich freue mich unglaublich über den Preis. Ich stehe hier oben (auf der Bühne, Anm. der Red.), aber den Preis hat der ganze Hof, die ganze Familie, das ganze Team gewonnen", so Wiggert.

Ebenfalls nominiert waren Michael Müller und Franz Dorner. „Als Jurorin beim Ceres-Award in der Kategorie Energielandwirt*in kann ich sagen: Schon die Besuche bei den nominierten Landwirt*innen sind sehr lehrreich. Es ist teilweise wirklich großartig, was einzelne Betriebe leisten, insbesondere auch im Hinblick auf ihren Beitrag zur dezentralen Energiewende“, so Bettina Bischof. Auch die Verleihung des Awards im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung trage dazu bei, positive Beispiele einer gelungenen, nachhaltigen Wirtschaftsweise in der Landwirtschaft ins rechte Licht zu rücken. Auch in Kategorien wie beispielsweise „Unternehmerin des Jahres“, „Geschäftsidee“ und „Junglandwirt*in“ wurden Preise vergeben, um am Ende des Abends aus den Gewinner*innen der Kategorien den bzw. die „Landwirt*in des Jahres“ zu küren. Dieser Titel wurde in diesem Jahr der Landwirtin Linda Kelly aus Herdwangen verliehen.

Die 36-Jährige ist seit sechs Jahren im landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern tätig und widmet sich seit 2014 vor allem dem Lupinenanbau. Insgesamt bewirtschaftet sie zusammen mit ihrem Vater und ihrem Ehemann eine Fläche von fast 300 Hektar. Zusätzlich zu den 170 Hektar Ackerflächen kommen 2 Hektar Wald und 120 Hektar Grünflächen hinzu. „Linda Kelly ist sehr innovativ und kreativ“, so die Jury in ihrer Begründung. „Mit viel Energie treibt sie ihre Ideen voran.“ 

Der Betrieb ihrer Eltern wurde bereits 2007 auf biologische Bewirtschaftung umgestellt, Stroh und Chinaschilf nutzen sie als Einstreumaterial. Es gibt Pferde und Rinder auf dem Hof, Hackschnitzel für die eigene Hackschnitzelheizung und das Biolandheu wird für die Pferde in der Region genutzt, um einen gut funktionierenden, regionalen Kreislauf zu schaffen.