Energie-Kommune des Monats: Blankenburg

März 2021

Die Blütenstadt Blankenburg im Landkreis Harz setzt sich aus sieben Stadtteilen zusammen und hat etwa 20.000 Einwohner*innen. Den Titel „Blütenstadt“ erhielt sie aufgrund der langen Tradition in der Obstbaumzucht seit Mitte des 18. Jahrhunderts. Die Natur spielt eine wichtige Rolle in Blankenburg: Neben touristischen Zielen wie Schlössern, Burgen und Festungen im Umkreis der Stadt, zieht die Harzer Landschaft besonders Wandernde und Radfahrende an.

Unter dem Motto „Gemeinsam für ein gutes Klima!“ setzte die Stadt im Jahr 2015 mit der Beteiligung der Öffentlichkeit das Integrierte Klimaschutzkonzept auf. In Blankenburg Stadt gibt es einen regen Ausbau von Photovoltaik-Anlagen (PV-Anlagen). Zudem gewinnt der Mieterstrom stetig größere Beliebtheit auf Blankenburgs Dächern. Einen großen Schritt zu Nachhaltigkeit will die Blütenstadt mit dem Ausbau und der Förderung klimafreundlicher Mobilität schaffen: Konzepte für mehr Fahrradverkehr und Elektroautos adressieren Einwohnerschaft sowie Tourismus.

Erneuerbare Energien und Naturschutz im Einklang
Aufbauend auf den bereits durchgeführten Projekten und Maßnahmen finalisiert die Blütenstadt im Jahr 2020 das Energie- und Klimaschutzkonzept für den Altstadtkern. Das Quartierskonzept bietet eine energetische Betrachtung der Altstadt mit dem Ziel, die Steigerung der Energieeffizienz der Gebäude und der Infrastruktur zu entwickeln und umzusetzen. Die Altstadt schließt den historischen Stadtkern ein und ist geprägt von fachwerklichen Bauten, welche aus dem 18.-19. Jahrhundert stammen. Das Quartier umfasst eine Fläche von etwa 15 Hektar. Der gesamte Altstadtkern ist als Flächendenkmal geschützt, darüber hinaus gelten zahlreiche Häuser als Einzeldenkmäler. Die Priorität des Energie- und Klimaschutzkonzepts für den Altstadtkern liegt darauf, Beratungen zu den Themen energetische Sanierung und Energieträgerwechsel zu etablieren.

Madeleine Bürger, tätig als Fachbereichsleiterin der Stadtentwicklung in Blankenburg sagt: „Es ist ein zukunftsorientiertes Ziel der Stadt, die Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien mit den Werten des Naturschutzes und des Denkmalschutzes in Einklang zu bringen. Diese Aufgabe steht bei allen Neu- und Umbauvorhaben der Kommune im Mittelpunkt, so z.B. aktuell beim Neubau der Regenstein Turnhalle in Blankenburg oder bei der energetischen Sanierung der Sporthalle der Grundschule an der Teufelsmauer im Ortsteil Timmenrode.“

Blankenburg ist im Oktober 2020 dem Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt e.V.“ beigetreten und hat sich außerdem um das Label „StadtGrün naturnah" des gleichen Bündnisses beworben. Der Zusammenschluss unterstützt Kommunen bei der Umsetzung eines ökologischen Grünflächenmanagements und zeichnet vorbildliches Engagement auf kommunaler Ebene aus.

Mit der kürzlich beschlossenen Biodiversitätsstrategie bekennt sich Blankenburg nun dazu, einen Beitrag zum biodiversitätsfördernden Stadtgrün zu leisten. So soll es weniger gemulchten Vielschnittrasen und Zierbeete mit nichtheimischen Sorten geben, um den Artenreichtum zu fördern. Zudem wird während der Bauleitplanung Einfluss darauf genommen, dass Dachbegrünung auf Flachdächern umgesetzt wird, Schottergärten ausgeschlossen und Baumfällungen, wo möglich, vermieden werden.

Unterwegs mit dem Fahrrad und dem Elektroauto
Mit dem Projekt „KlimaRad“ im Jahr 2018 wurde der Bevölkerung die nachhaltige Mobilität und deren Rolle für den Klimaschutz nähergebracht. Besonders auf den Fahrradverkehr wurde das Augenmerk gelegt. Im Rahmen des Projektes wurde auf ein Bildungsprogramm gesetzt, das mithilfe von Workshops mit aktiven Radfahrer*innen und Unternehmen sowie der Verkehrserziehung an Schulen das Bewusstsein stärkte. Zudem wurden für die Stadtverwaltung zwei Pedelecs als Diensträder erworben.

Das Teilprojekt „RADWEGENETZ“ zeigt vielfältige Fahrradwege zwischen den sieben Ortsteilen Blankenburgs auf. Außerdem geht der Blick auch über die Stadt hinaus: Empfohlen werden auch Fahrradtouren ins nahgelegene Wernigerode oder Quedlinburg. Bei der Navigation hilft die eigens entwickelte App BlankenBike. Aufgeführt werden hier bereits vorhandene und überregionale Routen, wie auch touristische Rundwege und kurze Verbindungswege zwischen der Kernstadt und den Ortsteilen. Nach den zurückgelegten Strecken lässt sich das CO2-Ersparnis anzeigen.

Die Stadt strebt an, ein Mitglied der AG Fahrradfreundliche Kommune zu werden und so die Bedingungen für den Ausbau der Radwege zu verbessern.

Im Stadtgebiet wurden durch die Stadtwerke sieben Ladesäulen mit 14 Ladepunkten für Elektroautos in Betrieb genommen. „Nachdem die Stadtwerke sich zunächst bei der Elektromobilität zurückgehalten haben und nicht „first mover“ sein wollten, haben wir erkannt, dass dies ein großer Trend und eine Bewegung mit starker politischer Unterstützung ist und sein wird. Daher hatten wir Nachholbedarf und wollen auch direkt einen Schritt weitergehen“, so Tim Schlenkermann, Geschäftsführer der Stadtwerke Blankenburg. Da Blankenburger*innen das eigene Elektroauto meist an der heimischen Steckdose aufladen, sollen die Ladesäulen innerhalb der Stadt besonders für Tourist*innen attraktiv sein. Sieben Ladesäulen wurden 2020 errichtet und erfreuen sich bereits großer Beliebtheit. Zudem wird auch das Blankenburger Ordnungsamt zum Vorbild: Ein Elektroauto verstärkt bereits die Dienstflotte.

Solarstrom für Blankenburg
Ein wegweisender Akteur für Blankenburgs Energiewende sind die hiesigen Stadtwerke: Seit 2017 beliefern sie Haushalts- und Gewerbekunden ausschließlich mit Ökostrom, was einer Leistung von etwa 20 Gigawattstunden entspricht. Gleichzeitig betrieben die Stadtwerke regionales Engagement mit den Einnahmen. So setzten sie sich für ein ökologisches Trassenmanagement im Nationalen Naturerbe Stiftungswald bei Blankenburg ein. Das Trassenmanagement soll eine gezielte, auf die Biotope abgestimmte Pflege ermöglichen. Ziel ist die Erhaltung und Schaffung von arten- und strukturreichen Biotopkomplexen. Beispielsweise wird die Revitalisierung von ökologisch besonders wertvollen Biotopen, wie Heiden, Trockenrasen und Trockengebüschen, in den Vordergrund gestellt.

Im Jahr 2018 realisierten die Stadtwerke Blankenburg gemeinsam mit der Blankenburger Wohnungsgesellschaft mbH (BWG) im Neubaugebiet Regenstein das erste Mieterstromprojekt. Auf dem Dach eines Mehrfamilienhauses wird durch eine Photovoltaik-Anlage mit etwa 17kWp, erneuerbarer Strom gewonnen, welcher direkt von den Mieter*innen der zehn Wohnungen im Haus genutzt werden kann. Zu den Vorteilen des freiwilligen Angebotes gehört, dass sich die Mieter*innen unabhängiger von steigenden Strompreisen machen, den Ausbau Erneuerbarer Energien unterstützen und dabei mindestens zehn Prozent bei den Stromkosten sparen können. „Das Mieterstromprojekt bietet für alle beteiligten Akteure viele Vorteile,“ so Thomas Kempf, Geschäftsführer der BWG. „Es steigert den Wert der Immobilie und senkt die Energie- sowie Nebenkosten für die Mieterinnen und Mieter. Zudem verdeutlicht der Ausbau der Photovoltaik unsere zukunftsorientierte und nachhaltige Ausrichtung.“ Sollte nicht genug Strom vor Ort erzeugt werden, beziehen die Kund*innen automatisch Strom aus dem öffentlichen Stromnetz. Umgekehrt können bei einem Überschuss der Solarstromerzeugung ebenfalls angrenzende Grundstück aus der Mieterstromanlage versorgt werden. In den Neubaugebieten im Regenstein und dem Oesig sollen zudem Anreize für die Elektromobilität geschaffen werden, indem Ladesäulen errichtet werden. 

Ein weiteres wichtiges Projekt zum Ausbau der Photovoltaik findet sich im Gewerbegebiet Mönchenfelde. Auf einer Fläche, die größer als zehn Tennisplätze ist, wurden Ende 2020 auf dem Hallendach von ansässigen Firmen PV-Anlagen in Betrieb genommen. Insgesamt 1214 Paneele wurden installiert und sollen nun rund 130 Haushalte ein Jahr lang versorgen können.

An sonnigen Sommertagen wird durch die PV-Anlagen in Blankenburg bereits mehr Strom in das Netz eingespeist, als verbraucht wird. Im Photovoltaik-Ausbau der Stadt wird erneut deutlich, dass der Naturschutz hier großgeschrieben wird: „Die Stadt verfolgt seit Jahren die Strategie, auf ehemaligen Deponien Flächen für die Errichtung von Photovoltaikanlagen auszuweisen. Mehrere dieser Anlagen sind bereits am Netz. Somit wird sparsam mit dem Boden umgegangen und es erfolgt eine sinnvolle Nachnutzung der Deponien“, sagt Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung Frau Bürger.

Die Blütenstadt zeigt, dass sich mit persönlichem Engagement und durch die Beteiligung der Öffentlichkeit Naturschutz, die Erneuerbaren Energien und der Denkmalschutz vereinigen lassen. Außerdem profitieren die Blankenburger*innen sowie die Tourist*innen von den Innovationen in der Stadt. Die Erhaltung und Revitalisierung der Natur sind in Blankenburg das Ziel und die Belohnung zugleich.

Disclaimer
Um das Engagement des Bundeslandes Sachsen-Anhalt im Bereich der Erneuerbaren Energien zu würdigen und die vielfältigen Best-Practices aufzubereiten, stellen wir in diesem Jahr insgesamt fünf Kommunen aus dem Bundesland als Energie-Kommunen des Monats vor. Unterstützt wird die Kampagne vom Landesverband Erneuerbare Energien Sachsen-Anhalt (LEE) und dem Bundesverband Windenergie Sachsen-Anhalt (BWE). Weitere Infos zu Erneuerbaren im Land finden Sie auf den Seiten des LEE und des BWE.

Fotos: Stadt Blankenburg, Stadtwerke Blankenburg