Lommatzsch

Mai 2018

EkdM_Lommatzsch_VSB-WindparkMitten in der „Kornkammer Sachsens“, der fruchtbarsten Agrarregion des Freistaates nordwestlich von Dresden, befindet sich Lommatzsch. Die 5.000-Einwohner-Gemeinde in die gerne Italowestern-Fans pilgern, weil dort Schauspieler Terence Hill einige Jahre seiner Kindheit verbrachte, ist ein wahrer Vorreiter bei der Erzeugung von Windstrom. Der Grund: In Sachsen wird das Potenzial der Windenergie noch kaum genutzt. Bei der aktuellen Bundesländervergleichsstudie der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) belegte das Bundesland beim Ausbau der Windenergie den letzten Platz. An Lommatzsch liegt es nicht: Denn in Lommatzsch befinden sich gleich zwei Windparks mit insgesamt 19 Windenergieanlagen. Der Windpark Lommatzsch umfasst neun, der Windpark Wölkisch zehn Windenergieanlagen. Die installierte Nennleistung der Anlagen beträgt 38,80 Megawatt (MW). 



Transparenter Entscheidungsprozess

„Für die Gemeinde bieten Erneuerbare Energien die Gelegenheit, neue Chancen für die Stadtentwicklung zu erkennen und zu gestalten“, so Dr. Anita Maaß, Bürgermeisterin von Lommatzsch. Die Akzeptanz der Erneuerbaren Energien ist in der Stadt gegeben. Dies liegt auch daran, da sich die Bürger vor dem Bau der beiden Windparks bei Veranstaltungen über die Projekte umfangreich informieren konnten. „Bei den Windparks war ein transparenter Entscheidungsprozess wichtig, um auch diejenigen zu überzeugen, die Zweifel hatten“, erklärt Maaß. Die Interessen der Landwirte wurden etwa bei der Wahl der Anlagenstandorte und Zuwegungen berücksichtigt. Zugleich begleiteten Archäologen den Anlagenbau. Für die in Lommatzsch heimische Käferart Eremit entstand ein neuer Lebensraum mit Totholzpyramiden. Selbst die Windenergieanlagen werden zeitweise abgeschaltet, um Fledermäuse zu schützen.

Bei jedem kommunalen Vorhaben zieht Maaß die Überlegungen der Gemeinde mit ein: Wie verändert sich das Landschaftsbild sowie welche Vor- und Nachteile ergeben sich finanziell und energetisch für die Stadt? Welche Belastungen und Störungen Bürger gegebenenfalls hinnehmen müssten und inwiefern diese politisch vertretbar seien, wird zudem beim Entscheidungsprozess berücksichtigt. Sehr engagierte kommunale Vertreter sowie Bürger seien für ein Gelingen der Projekte vor Ort sehr wichtig. Der Bürgermeisterin zufolge setzte sich „besonders unser ehemaliger Stadtrat Manfred Pflug für Erneuerbare Energien und die Direktnutzung des Stromes vor Ort ein“.

Maßnahmen zur Energieeffizienz fast vollständig umgesetzt
Seit 2013 besitzt die Gemeinde ein kommunales Energiekonzept. Darin werden die vor Ort benötigte und produzierte Energie, Maßnahmen zur Steigerung der Energieproduktion sowie Maßnahmen zur Energieeffizienz aufgezeigt. Durch die Fertigstellung der beiden Windparks 2015 und 2016 ist in diesem Bereich das Ziel des Ausbaus erreicht. „Parallel dazu konnten Maßnahmen zur Energieeffizienz aus dem Energiekonzept mittlerweile fast vollständig umgesetzt werden“, so Maaß. Die stromfressende Flutlichtanlage am Sportplatz wurde auf den neuesten Stand der Technik gebracht. Des Weiteren wird die Straßenbeleuchtung schrittweise auf LED-Leuchten umgerüstet.

Aus Sonne wird in Lommatzsch zudem Energie erzeugt. So befinden sich in der Stadt zahlreiche private Photovoltaikanlagen. Gleich mehrere sind etwa im Gewerbegebiet „Messa“, für die von der Stadt eine fünf Hektar große Fläche für die Aufstellung von Photovoltaikanlagen gepachtet wurden. Auf Bioenergie setzen die Lommatzscher des Weiteren. So befindet sich im Ortsteil Pitschütz eine Biomasseanlage.#

Fotos: VSB Holding GmbH (Windkraftanlagen); Stadt Lommatzsch (Portraitbildquelle: Dr. Anita Maaß)