Energie-Kommune des Monats: Bidingen

September 2014

Die Gemeinde Bidingen liegt im Ostallgäu und damit im bayerischen Teil Schwabens. Die 1.600 Einwohner arbeiten in der Land- und Forstwirtschaft oder in umliegenden Städten. Die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Gemeinde sind daher begrenzt und damit auch die Einnahmequellen für die Gemeindekasse. „Bidingen ist eine verschuldete Gemeinde und die Möglichkeiten, neue Einnahmen zu generieren, sind begrenzt“, beschreibt der Bidinger Bürgermeister Franz Martin die Situation der Gemeinde. „Der Ausbau der Erneuerbaren Energien zeigt der Gemeinde wieder eine wirtschaftliche Perspektive auf. Daher setzten wir uns hier in Bidingen für den Bau eines Windrads in kommunaler Hand ein.“ Mit Erfolg: Seit dem Frühsommer 2014 dreht sich eines der ersten kommunalen Windräder in Bayern.

Schuldenabbau dank Windenergie

Auslöser für die Überlegungen in der Gemeinde waren die Schulden der Gemeinde: „Wir wollten aktiv etwas für den Schuldenabbau unserer Gemeinde tun“, erinnert sich Bürgermeister Martin. „Mit dem Windrad tun wir nun in zweifacher Hinsicht etwas für die Zukunft unserer Region: Wir gehen den Schuldenabbau aktiv an und schonen zugleich das Klima.“ Die Investition in das kommunale Windrad war ein mutiger Schritt: „Wir haben mit der gesamten Zuwegung und dem Anschluss insgesamt 4,7 Millionen Euro in das Windrad investiert“, rechnet Martin vor. „Vom erwarteten jährlichen Einspeiserlös von etwa 610.000 Euro bleiben nach den Abzügen durch Zinstilgung und Betriebskosten noch ein Reingewinn von etwa 150.000 Euro übrig, der dann direkt in den kommunalen Haushalt und den Schuldenabbau fließen kann.“ Im Vorfeld des Baus gab es einen Bürgerentscheid durch die Bürgerinnen und Bürger, die sich mit Mehrheit für den Bau des Windrads aussprachen.

Gute Planung sichert Gewinn

Die Gemeinde hatte schon Erfahrung mit zwei Windenergieanlagen, die sich auf einer ausgewiesenen Vorrangfläche drehen. Dass es sich lohnt, über die Vorrangflächen hinaus nach geeigneten Standorten zu suchen, macht das Beispiel deutlich. „Wir wollten das kommunale Windrad zunächst auf der Vorrangfläche entwickeln, auf der auch die anderen beiden Windmühlen stehen“, erklärt Bürgermeister Martin. „Bei einer Wirtschaftlichkeitsprüfung kam jedoch heraus, dass auf dem Standort zwar ein Gewinn erwirtschaftet werden kann, dass dieser jedoch so knapp bemessen ist, dass sich bei einem schwachen Windjahr auch Verluste einstellen könnten.“ Um dies zu vermeiden, errichtete die Gemeinde die Windenergieanlage an einem anderen Standort, der etwa sechzig Meter höher als der ursprüngliche Standort liegt. „Auch bei einem schwachen Windjahr kann durch die bessere Lage ein Gewinn erzielt werden“, so Bürgermeister Martin.

Beschränkungen durch die Gemeindeordnung

Aber nicht nur die wirtschaftliche und planerische Seite stellte die Bidinger vor eine große Herausforderung. Auch die Gemeindeordnung des Landes Bayern sieht noch eine besondere Regelung vor, die noch einmal eine Neujustierung der Vorgehensweise bedeutete: „Die bayerische Gemeindeordnung sieht den Betrieb einer Anlage zur Stromerzeugung nur in der Größenordnung vor, in der der Strom auch in der Gemeinde verbraucht wird“, erläuter Bürgermeister Martin. „Das Windrad mit einer Nennleistung von 3 Megawatt und einer Höhe von 135 Metern erzeugt mehr Strom, als wir in Bidingen verbrauchen.“ Der Trick der Bidinger war denkbar einfach: Sie betreiben das Windrad nun zusammen mit ihrer Nachbargemeinde Ingenried aus Oberbayern. „Ingenried hat 25 Prozent Anteil an dem Windrad“, so Franz Martin. „Für Bidingen reichen 75 Prozent eines Windrads aus, um sich bilanziell vollständig mit Strom aus Erneuerbaren Energien zu versorgen.“