Energie-Kommune des Monats: Niebüll

Juli 2011

Das Modell des Bürgerwindparks hat in Nordfriesland Tradition. Mehr als 90 Prozent der Windparks sind Bürgerwindparks. Auch die Einwohner der nordfriesischen Stadt Niebüll setzen beim Ausbau der Erneuerbaren Energien auf Bürgerbeteiligung.  „Teilhabe schafft Akzeptanz. Die Leute müssen sich mit den Anlagen identifizieren können“, so der Bürgermeister der Stadt Niebüll, Wilfried Bockholt.   

Bürgerwindpark Niebüll
„Schön. Weit. Oben.“ So bewerben die Einheimischen ihre beliebte Urlaubsregion. Die Stadt Niebüll liegt rund 12 Kilometer hinter der Nordseeküste, direkt an der Grenze zu Dänemark. Die Ressource Wind wird schon seit Jahrhunderten genutzt und die Idee eines Windparks vor den Toren der Stadt war für viele der 9.300 Einwohner Niebülls eine logische Konsequenz. Mehr als 850 Bürger haben sich am Bürgerwindpark finanziell beteiligt. Die Idee hatten 2007 zehn Landbesitzer aus Niebüll. Sie finanzieren 40 Prozent des aufzubringenden Eigenkapitals. Die übrigen 60 Prozent übernahmen Niebüller Bürgerinnen und Bürger, die Anteilsscheine zu je 500 Euro zeichneten. Zusammen konnten so über drei Millionen Euro eingesammelt werden. Die restliche Summe wurde über Kredite von regionalen Banken eingebracht. „Es geht uns nicht darum Reichtümer anzuhäufen. Wir Niebüller wollen einen Beitrag zur sauberen Energieversorgung leisten“, fasst Bürgermeister Bockholt das Engagement seiner Anwohner zusammen.

Ein Bürgerwindpark entsteht
In Niebüll war die Einberufung einer Einwohnerversammlung durch den Bürgermeister Wilfried Bockholt der erste Schritt zum Bürgerwindpark. Auf einer Infoveranstaltung informierten die Initiatoren des Bürgerwindparks mit fachlicher Unterstützung von Geschäftsführern und Bürgern vergleichbarer Projekte die Einwohner der Gemeinde. Danach wurde ein unverbindliches Beteiligungsinteresse der Bürger abgefragt. Die Bürgerbeteiligung erfolgt über eine extra gegründete GmbH & Co. KG, die Teilhaberscheine anbietet. Alle Einwohner der Stadt Niebüll mit Hauptwohnsitz in Niebüll können Anteile erwerben. „Mit 500 Euro pro Anteilsschein haben wir bewusst die Schwelle sehr niedrig gelegt. Es sollten so viele Bürger wie möglich die Chance haben, sich am Bürgerwindpark zu beteiligen“, so Bockholt.  Die Vergabe erfolgt in Runden, solange bis kein Beteiligungswunsch einer Person aus dem Ort mehr vorlag bzw. die gesetzte Eigenkapitalquote gefüllt war. „Wenn man als Anwohner beteiligt und für seinen Windpark verantwortlich ist, dann ist die Wahrnehmung gleich eine ganz andere“, so Bockholt.

Stadt beschließt: Ausschließlich Bürgeranlagen im Stadtgebiet
Um finanzielle Teilhabe, kommunale Wertschöpfung und die Akzeptanz vor Ort sicherzustellen hat die Stadt Niebüll beschlossen, dass Wind- und Solarparks ausschließlich in Bürgerhand realisiert werden dürfen. Hierzu hat sich die Stadtvertretung verständigt und in entsprechenden Beschlüssen festgelegt. Durch städtebauliche Verträge und die erforderlichen Bauleitplanungen kann die Stadt sicherstellen, dass ausschließlich Bürgeranlagen in der Gemeinde entstehen. Der Bürgerwindpark Niebüll mit Anlagen der Firma Vestas wurde im Mai 2011 fertiggestellt. Die fünf Anlagen der Firma Vestas haben jeweils eine Leistung von drei Megawatt, einen Rotordurchmesser von 112 Metern und eine Nabenhöhe von 94 Metern. Der Windpark soll pro Jahr etwa 47 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom liefern. Damit können mehr als 13.000 typische 3-Personen-Haushalte versorgt werden.