Energiewende und EU-Annäherung in der Republik Moldau

© Bălți City Hall, Foreign Relations and Investment Department

Die Stadt Bălți und die Republik Moldau sind im Wandel: Nachdem das Land am 28. September ein neues Parlament gewählt hat und die pro-europäische Partei erneut eine absolute Mehrheit erzielte, besuchte rund zweieinhalb Wochen später eine Stuttgarter Delegation die nordmoldawische Stadt Bălți. Im Rahmen des Projekts Energiewende Partnerstadt 3.0 (EWPS 3.0) wurden die bisherigen Schritte resümiert und ein Ausblick in die Ambitionen der Stadt Bălți gegeben.

Aus Stuttgart reisten Andreas Neft, Leiter des Amts für Umweltschutz, und Albine Oster aus der Energieabteilung des Amtes an. Begleitet wurden sie während der Woche von Dominik Enkelmann, Projektmanager der Agentur für Erneuerbare Energien, und Evgheni Camenscic, Energieexperte der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in der Republik Moldau. Nach der Ankunft am Flughafen in Chişinău am 14. Oktober, dem Geburtstag der Stadt, wurde die Gelegenheit genutzt, dem Stadtfest anlässlich des Feiertages einen kurzen Besuch abzustatten und erste Eindrücke der Republik zu erhalten, bevor es rund 130 Kilometer in den Norden ging. Bei einem gemeinsamen Abendessen kam es zu einem herzlichen Wiedersehen mit den Vertreter*innen aus Bălți.

© Bălți City Hall, Foreign Relations and Investment DepartmentAm Mittwoch- und Donnerstagmorgen fand sich die Delegation zusammen, um die bisherigen Schritte des Projekts zu präsentieren und zukünftige Entwicklungen auszuloten. Hierfür fanden sich neben den Projektpartner*innen auch der Oberbürgermeister der Stadt Bălți, Alexandr Petkov, einige stellvertretende Bürgermeister*innen sowie Stadträt*innen ein. Neben der Vorstellung der lokalen GIZ-Projekte rund um den Climate City Gap Fund, das Learning Energy Efficiency Network (LEEN) sowie Felicity nahm das städtische Energiemanagement thematisch eine besondere Rolle ein. Auf Basis des langjährigen Stuttgarter Energiemanagements wurde im Projekt eine an die Stuttgarter Energierichtlinie angelehnte Fassung für die Stadt Bălți entwickelt. Die kommunalen Erfahrungen Stuttgarts flossen dabei maßgeblich in die inhaltliche Ausgestaltung ein. Im Rahmen des Workshops wurde die Richtlinie vorgestellt und steht nun kurz vor ihrer Verabschiedung. Darüber hinaus wurden über Mittel der GIZ Energiemanagerinnen der moldawischen NGO CONSENS eingesetzt, die in Zukunft die städtischen Entwicklungen der Energiepolitik anhand der Energierichtlinie voranbringen sollen. Albine Oster stellte hierfür das Stuttgarter Energiemanagement vor, Evgheni Camenscic berichtete über die Entwicklungen vor Ort und Andreas Neft appellierte eindringlich an Oberbürgermeister Alexandr Petkov, die Energiewende zur Chefsache zu machen, um ein langfristiges und zielgerichtetes Engagement zu ermöglichen.

© Bălți City Hall, Foreign Relations and Investment DepartmentGleichzeitig zeigten Präsentationen sowie die nachmittäglichen Besuche in der Stadt die Motivation verschiedener lokaler Akteure auf. Veronica Garbuz, Vertreterin des Energieversorgers CET-Nord, stellte die Rolle des Unternehmens für die Stadt vor, Valeriu Grumeza, Leiter einer Berufsschule erklärte, wie die Schule eigenständig ihre Energieversorgung nachhaltiger macht und Schüler*innen für die Energiewende ausbildet und Serghei Meleca, Miteigentümer eines Wohnblocks, berichtete davon, wie das Gebäude energetisch saniert wurde. Das 17-stöckige Gebäude, das im Zuge der Sanierung in markantem rot-weiß erstrahlt, wurde mit Hilfe verschiedener europäischer Förderprogramme modernisiert und zählt damit zu den Vorreitern in Bălți. Die Umstellung von vertikalem auf horizontales Heizen führte bereits zu Einsparungen von 38 Prozent. Dieser Effekt wird durch eine Dämmung zusätzlich verstärkt. Bei dem anschließenden Besuch des Gebäudes berichtet Serghei Meleca über die Herausforderungen wie der Notwendigkeit von Förderungen und die komplexen Eigentumsverhältnisse, da in der Republik Moldau die meisten Wohnungen Privatbesitz sind und Sanierungen daher oft individuell nach Wohneinheit erfolgen. 

© Bălți City Hall, Foreign Relations and Investment DepartmentWeitere Besuche während der zweitägigen Reise führten zu einem deutschen Automobilzulieferer sowie zum Innovationscampus nortek, der an die Universität Alecu Russo angegliedert ist. Dort werden im Zusammenspiel von Wissenschaft, Privatwirtschaft und städtischem Engagement innovative Ideen und Räume entwickelt und somit ein Novum in Bălți darstellt. Am Donnerstagnachmittag besuchten die Teilnehmenden die lokale Divin-Brennerei von Barza Albă, bevor das letzte gemeinsame Abendessen stattfand. Auf dem Rückweg zum Flughafen von Chișinău standen zudem kurze Besichtigungen der archäologischen Fundstätte sowie des Höhlenklosters von Orheiul Vechi auf dem Programm, bevor sich die Wege der Delegation trennten. Die Verabschiedung erfolgte mit einem Ausblick auf die finalen digitalen Workshops des Projekts, die Abschlussveranstaltung in Brüssel sowie die Hoffnung, dass die Zukunft weitere Möglichkeiten zur Zusammenarbeit birgt.