Energie-Kommune des Monats: Freiburg im Breisgau

März 2014

Die Stadt Freiburg im Breisgau ist seit der Beteiligung an den Protesten gegen das Kernkraftwerk Wyhl als Ökohauptstadt Deutschlands bekannt. Aber nicht nur in Protesten und Demonstrationen setzen sich die knapp 220.000 Freiburgerinnen und Freiburge für den Umwelt- und Klimaschutz ein. Auch beim Umbau der städtischen Energieversorgung entstehen in Freiburg stetig neue Ideen, die viele Projekte in der ganzen Stadt nach sich ziehen. Dabei reicht die Bandbreite vom Bürgerwindpark über eine Bioabfallvergärungsanlage, die Strom und Wärme produziert, bis hin zu Energieprojekten für ganze Quartiere, wie bei der Solarsiedlung, dem Quartier Vauban oder dem Energie-Quartier Haslach. „Freiburg hat schon viele Schritte in Richtung einer Green City gemacht“, stellt Freiburgs Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik fest. „Der Blick muss aber weiterhin in die Zukunft gerichtet bleiben, denn wir müssen für neue Projekte offen sein.“

Der Weg der kleinen Schritte

„Die neue Gesamtstrategie zum Klimaschutz in Freiburg sieht vor, dass die Stadt den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausabgase um 50 Prozent bis 2030 reduziert“, bringt Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik die Ziele der Stadt auf den Punkt. „Da wir dabei die Potenziale der Stadt selbst möglichst umfassend nutzen wollen, führen hier viele kleine Schritte zum Ziel.“ Eine Möglichkeit, diesen Weg der vielen Schritte zu gehen, ist die Entwicklung eigener Konzepte für die einzelnen Quartiere. „Jeder Stadtteil hat eigene Potenziale und eigene Herausforderungen“, beschreibt Stuchlik die Ausgangssituation. „In einem Neubaugebiet, wie der Solarsiedlung, sind dank Passivhaus in Kombination mit Solaranlagen Energie-Plus-Häuser möglich, während ein Altbauquartier Beschränkungen durch die bauliche Substanz oder auch Vorgaben des Denkmalschutzes unterliegt.“

Ein Stadtteil mit zwei Gesichtern

Der Stadtteil Haslach beheimatet zwei Seiten der städtebaulichen Herausforderung beim Umbau der Energieversorgung. Da ist zum einen das Neubaugebiet Gutleutmatten, in welchem für etwa 1.300 Menschen eine neuartige Wärmeversorgung entsteht, die im Sommer komplett mit solarthermischen Anlagen laufen wird, um das Brauchwasser zur Verfügung  zu stellen. Kombiniert wird die Solarthermie mit einem Wärmenetz, welches im Winter die Wärme aus dem Heizkraftwerk Staudinger Schule bezieht. Um die Bürgerinnen und Bürger bei der Entwicklung des Neubaugebiets mitzunehmen und auch die Belange und Wünsche zu berücksichtigen, wurde im Vorfeld ein Stadtteilentwicklungsplan für Haslach mit einer umfassenden Bürgerbeteiligung ausgearbeitet. Grundlage bildete ein Reader, in welchem die Stadtverwaltung die Vorstellungen und Wünsche der Haslacherinnen und Haslacher zusammengetragen hatte.  

Außerdem wurden in die Bearbeitung die Ergebnisse der in den vergangenen Jahren in Haslach stattgefundenen Kinder- und Jugendbeteiligungen eingebunden. Schulkinder der 4. Klassen in Haslach nahmen als Stadtteildetektive den Stadtteil mit Unterstützung des Kinderbüros der Stadt unter die Lupe. Jugendliche ab zwölf Jahren wurden im Sommer 2008 vom Treffmobil des Kinder- und Jugendtreffs Haslach zu ihrem Leben und Wünschen in Haslach befragt. „Es ist wichtig, dass die Menschen ihr Lebensumfeld mitgestalten können“, erklärt Stuchlik. „Erst durch die Mitsprache können die Planungsprozesse, die oft auch mit technischen Vorgaben oder Kompromisslösungen zusammenhängen, nachvollzogen werden.“

Das von der Stadt Freiburg und vom Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg im Rahmen der Initiative „Klimaneutrale Kommune“ geförderte Projekt „Energie-Quartier Haslach“ dagegen beschäftigt sich mit der energetischen Sanierung von Gebäuden in einem von Mietwohnungen geprägten Altbauquartier. Im Zentrum stehen hier das Gespräch und die Beratung der Hausbesitzerinnen und -besitzer. Letztere können für rund 50 Euro eine Einstiegsberatung erhalten. Bei einem zweistündigen Termin vor Ort ermittelt ein qualifizierter Energieberater die größten Einsparpotenziale und berät zu Kosten und Fördermöglichkeiten. Im Anschluss sollen durch gezielte Förderungen Modellprojekte entstehen, die als gute Beispiele andere Gebäudebesitzer zur Nachahmung animieren. Neben einzelnen Gebäuden sollen auch Modellvorhaben entstehen, bei denen die gemeinsame Umsetzung von Baumaßnahmen im Mittelpunkt stehen. Mit diesen gebäudeübergreifenden Maßnahmen sollen neben der Dämmung auch gemeinschaftliche Wärmeversorgungen und Photovoltaikanlagen auf den Weg gebracht werden. Gerade hier lassen sich durch ein gemeinsames Angebot für die Anlagen erhebliche Skaleneffekte erzielen.

Die Summe der einzelnen Teile

Einzelprojekte wie in Haslach fügen sich zum Gesamtbild der Ökohauptstadt Freiburg zusammen, die auf dem Portal www.greencity.freiburg.de auch das touristische Potenzial der Energiewende erkannt hat. „Freiburg ist nicht nur in Deutschland, sondern auch darüber hinaus für den Einsatz beim Klimaschutz bekannt“, freut sich Umweltbürgermeisterin Stuchlik. „Uns ist es dabei wichtig, dass wir nicht nur mit unseren Zielen, sondern mit konkreten Projekten unseren Teil für eine lebenswerte Zukunft - in der Region und weltweit - beitragen können.“ Für diese Projekte stehen die Quartiere der Stadt gemeinsam mit vielen Akteuren, vom Stadtwerk, dem Handwerk, der Stadt selbst, den ansässigen Unternehmen und den Bürgerinnen und Bürgern gleichermaßen.