Uttenreuth

1. Die Kommune

1.1 Strukturelle und sozioökonomische Ausprägungen

Die Gemeinde Uttenreuth liegt im mittelfränkischen Landkreis Erlangen-Höchstadt in der Metropolregion Nürnberg. Durch die Gebietsreform wurde 1978 die Nachbargemeinde Weiher eingegliedert und die jetzt 5.169 (Stand 02.07.2018) Einwohner*innen zählende Gemeinde wurde zum Sitz der Verwaltungsgemeinschaft. Zahlreiche Dienstleistungsbetriebe sowie die erforderlichen Einrichtungen der Infrastruktur (2 Kindergärten, Grundschule, Sportplätze und Turnhalle) sind vorhanden, außerdem zwei Kirchen und zahlreiche Vereine. Seit Anfang 1993 besteht das „Ortszentrum“ in Uttenreuth. Das Pro-Kopf-Einkommen im Landkreis betrug 25.135 Euro im Jahr 2018. Damit liegt der Landkreis über dem gesamtdeutschen Durchschnitt (23.295 Euro), aber leicht unter dem Durchschnitt in Bayern (25 309 Euro).

1.2 Lokale politische Entscheidungsstrukturen

Der Gemeinderat Uttenreuth besteht aus 20 Mitgliedern und dem hauptamtlichen Bürgermeister Frederic Ruth (Die Unabhängigen). Ruth hat 2020 seine zweite Wahlperiode als Bürgermeister begonnen. Seine Partei Die Unabhängigen stellt mit sechs Sitzen die größte Fraktion im Gemeinderat, gefolgt von der CSU (fünf Sitze), dem Bündnis 90/Die Grünen (vier Sitze), der Bürgerschaft/Freie Wähler (drei Sitze) und der SPD (zwei Sitze).

1.3 Politische Rahmenbedingungen in Bayern

Foto: MAXSolarDer Freistaat Bayern sieht in der Photovoltaik großes Potenzial, das noch nicht ausgeschöpft ist. Daher können in Bayern im Rahmen der Bayerischen Freiflächenverordnung Projekte auf Flächen in landwirtschaftlich benachteiligten Gebieten umgesetzt werden. Ziel im Bayerischen Energieprogramm ist es, dass die Photovoltaik im Jahr 2025 einen Beitrag von bis zu 25 Prozent der bayerischen Bruttostromerzeugung leistet. Die installierte PV-Leistung in Bayern ist laut Bundesnetzagentur von unter vier Gigawatt (GW) im Jahr 2009 auf etwa 13,4 GW Ende 2019 angestiegen. Die Stromerzeugung aus Photovoltaik hat sich von rund 2,6 Terawattstunden (TWh) im Jahr 2009 auf 11,75 TWh im Jahr 2018 vervielfacht.

1.4 Status Quo der Energiewende vor Ort

Ziel der Gemeinde ist es, Nachhaltigkeit noch tiefer als Querschnittsaufgabe in der Verwaltung zu verankern. Deshalb hat die Gemeinschaftsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft Uttenreuth im Jahr 2020 die Stabsstelle Umwelt–Klima–Energie geschaffen, um Projekte schneller und gebündelt voran zu bringen – so etwa die energetische Sanierung kommunaler Liegenschaften, PV auf kommunalen Dächern, die Energieberatung von Bürger*innen und die Umstellung des örtlichen Fuhrparks auf Elektromobilität.
Durch die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern und Nachbarkommunen wurde ein E-Carsharing Konzept mit eigenen Fahrzeugen verwirklicht und seit Jahren erfolgreich umgesetzt. Zudem wird die Errichtung von Solarthermie-Anlagen durch die Gemeinde gefördert. Um Bürger*innen stärker an der Energiewende zu beteiligen und vor allem junge Menschen einzubinden, wurde 2019 eine Jugendklimakonferenz initiiert.

2. Charakterisierung der Erneuerbare-Energien-Projekte

2.1 Beschreibung des Fallbeispiels

Die NATURSTROM AG hat schon im Jahr 2014 in Zusammenarbeit mit der Erlangener Bürgerenergiegenossenschaft EWERG eG, dem Landkreis Erlangen Höchstadt, der Bürger-für-Bürger-Energie eG (BfB) aus dem Landkreis Forchheim und der KEG-Die KlimaschützerInnen eG den Solarpark realisiert. 2019 wurde der Park um einen zweiten Teil erweitert und im Februar 2020 ein dritter Teil angeschlossen.
Der Solarpark Uttenreuth erzeugt auf 14 Hektar mit einer installierten Leistung von 7,2 Megawatt-Peak jährlich bis zu 7,36 Millionen Kilowattstunden (KWh) Ökostrom – genug für über 2.300 durchschnittliche Drei-Personen-Haushalte. So werden jedes Jahr über 2.100 Tonnen CO2 vermieden.

2.2 Zeit- und Flächendimension des Projekts

Durch das ungewöhnliche Baugrundstück gestaltete sich die Planung komplex und dauerte mehrere Jahre. Das Areal war als ehemaliges Gelände des US-Militärs zunächst gemeindefrei, vor der Realisierung des Projektes musste daher die Eingemeindung erfolgen, damit ein Bebauungsplan aufgestellt werden konnte. Da das Gelände vermutlich auch als Depot für ABC-Waffen diente, wurde das Areal zudem von Altlasten gesäubert. Die Aufschüttung sauberer Erde auf dem Gelände sorgt für eine ökologische Aufwertung. Zudem liegt der Solarpark in einem Wasserschutzgebiet, weshalb Auflagen der Erlanger Stadtwerke über die verwendeten Materialien erfüllt werden mussten. Auch auf den Tierschutz wurde geachtet, wobei die Solarmodule für die Vögel als nicht störend eingestuft wurden.
Die alten Bunker wurden mit Erde zugeschüttet. Der Stromtransport erfolgt über ein Kabel, das unter der Erde nach Weiher verlegt wurde. Die alte, bereits gepflasterte Zufahrtsstraße zum Bunkergelände erwies sich während der Bauphase als praktisch. Perspektivisch könnten die Bunker wieder frei gemacht und mit Energiespeichern nachgerüstet werden.

2.3 Art der finanziellen Beteiligung

Foto: MAXSolarDrei Bürgerenergiegenossenschaften sind am Solarpark Uttenreuth beteiligt: die EnergieWende Erlangen und Erlangen-Höchstadt eG (EWERG eG) aus Erlangen und dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, die Bürger-für-Bürger-Energie eG (BfB) aus dem Landkreis Forchheim und die KEG-Die KlimaschützerInnen eG. Sie bieten eine breite Bürgerbeteiligung für die Anrainer*innen und die Bürger*innen aus Stadt und Landkreis an. Mit bereits kleinen Beträgen können sie vom wirtschaftlichen Ergebnis des Anlagenpools profitieren und die Wertschöpfung bleibt in der Region. Der Vorteil des Anlagenpools liegt in der gemeinsamen und kostengünstigen Verwaltung unter dem Dach der EWERG eG und der Streuung des Ertragsrisikos über mehrere Anlagen.
Die drei Genossenschaften stehen für über 400 Bürger*innen, die damit Eigentümer*innen von Teilen der Anlage sind. Neben den direkt beteiligten Personen können auch alle anderen Haushalte der Region vom Solarpark profitieren: Den im Solarpark erzeugten Ökostrom bindet der Regionalversorger Bavariastrom in sein Vertriebsangebot ein.

2.4 Portraits der Projektträger

Am Solarpark Uttenreuth sind die NATURSTROM AG zusammen mit den drei Bürgerenergiegenossenschaften beteiligt.

Die NATURSTROM AG ist seit 1998 Anbieter von Erneuerbaren Energien und entwickelt immer mehr innovative Projekte, bei denen ökologisch erzeugte Energie direkt vor Ort verbraucht wird. Ob Mieterstromprojekte, nachhaltige Nahwärmelösungen oder Quartierskonzepte – der Ökostrompionier der ersten Stunde gehört bei all diesen Projekten zu den Vorreitern der Branche. Insgesamt hat NATURSTROM bereits mehr als 300 Kraftwerke zur Stromerzeugung aus Erneuerbaren Energien errichtet.

Die Bürgerenergiegenossenschaft EnergieWende Erlangen und Erlangen-Höchstadt eG (EWERG eG) hat ein einfaches Motto: „Umwelt schützen – Zukunft sichern“. Die Genossenschaft wurde 2012 mit dem Ziel gegründet, dass sich möglichst viele Bürger*innen aus dem Landkreis Erlangen-Höchstadt, der Stadt Erlangen und den benachbarten Landkreisen beteiligen können. Die Genossenschaft ist aktuell an elf Projekten mit einer Gesamtinvestitionssumme von 2,521 Millionen Euro beteiligt. Dazu haben 257 EWERG-Mitglieder über 1,343 Millionen Euro an Genossenschaftsanteilen gezeichnet (Stand Dezember 2019) .

Die Bürger-für-Bürger-Energie eG (BfB) aus dem Landkreis Forchheim wurde 2011 gegründet, um die Abkehr von fossilen Brennstoffen und der Atomtechnologie zu beschleunigen. Um eine dezentrale, vernetzte und weitgehend eigenständige Stromversorgung zu erreichen, plant die Genossenschaft den Aufbau und Betrieb von Einrichtungen zur Gewinnung regenerativer Energie. Aktuell sind sie an zwei Windparks und zwei Solarprojekten beteiligt und bieten ein Carsharing-Modell mit Elektroautos an.

Die KEG-Die KlimaschützerInnen eG hat sich im 2013 in Neuss aus NATURSTROM- und eco eco – Mitarbeiter*innen gegründet, um finanziell sich auch mit kleineren Beiträgen an der Energiewende zu beteiligen. Heute haben sie über 100 Genoss*innen und zusammen in vier Windprojekte und fünf Solarprojekte investiert.

Den Steckbrief von Uttenreuth finden Sie hier auch im PDF-Format.