"Die Medienbranche hat die große Chance, den gesellschaftlichen Wandel mitzugestalten"

Foto: UFADie Medienbranche trägt nicht nur Verantwortung für spannende Inhalte, sondern auch für deren klimafreundliche Umsetzung. Von der Umstellung auf Ökostrom bis hin zu Green Storytelling – nachhaltige Produktionsweisen gewinnen bei Film und Fernsehen zunehmend an Bedeutung.
Wir haben mit Zita von Klot-Heydenfeldt, der Sustainability-Managerin der UFA gesprochen. Im Interview berichtet sie, wie sie ihren Weg in die Nachhaltigkeitsrolle gefunden hat, welche Herausforderungen Produktionen heute meistern müssen und wie die Branche gesellschaftlichen Wandel auch inhaltlich mitgestalten kann.

Was hat Sie dazu bewegt, von der Produktionsleitung in die Nachhaltigkeitsrolle bei der UFA zu wechseln? 

Das Thema Umweltschutz bewegt mich schon sehr lange und ich habe schon früh bei Produktionen mit meinen Teams daran gearbeitet, immer etwas „grüner“ zu werden, zum Beispiel im Bereich Catering, Müll oder Reisen. Vor vier Jahren bot mir die UFA Show & Factual außerdem die Möglichkeit, mich zum Green Consultant ausbilden zu lassen. Das war eine tolle Möglichkeit, sich mit den Grundlagen zur nachhaltigen Produktionsplanung und vor allem auch vielen konkreten Maßnahmen innerhalb der UFA-Produktionen sowie der Branche auseinanderzusetzen. Als ich Anfang dieses Jahres schließlich die Möglichkeit bekam, den Bereich Sustainability für die UFA zu übernehmen, habe ich nicht lange gezögert und mich sehr gefreut, einen Job ausüben zu können, bei dem ich UFA-weit mitgestalten und bewegen kann. Meine Erfahrungen aus 30 Jahren im operativen Geschäft helfen dabei, zu wissen, wann der richtige Zeitpunkt ist, um nach Daten und Aufstellungen zu fragen, an welchen relevanten Schrauben wir drehen können oder auch mal kritisch zu hinterfragen, warum bestimmte Entscheidungen getroffen wurden.

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag als Sustainability-Managerin bei der UFA aus? Was sind typische Herausforderungen? 

Ich berate die Produktionsteams der UFA bei den Vorbereitungen der Produktion bei allen Nachhaltigkeits-Themen und zu Einsparungen von Emissionen.

Ich helfe ihnen, im Hinblick auf das Sammeln der Daten und der Nachweise für die CO2 Bilanzierung und unterstütze sie beim Erstellen der Bilanzierung in branchenüblichen Rechnern, wie KlimAktiv und Sesam. Teilweise erstelle ich auch die Bilanzierung für einzelne Produktionen, wenn sie Unterstützung benötigen.  

Bei mir laufen am Ende alle Daten der Bilanzen sämtlicher Produktionen und Standorte der UFA zusammen und werden in einem extra dafür entwickelten Programm archiviert und dargestellt, sowie an unseren Mutterkonzern berichtet. Nachhaltiges Produzieren ist für die UFA seit vielen Jahren ein wichtiges Thema. Daher arbeiten innerhalb der UFA mehr als 20 ausgebildete Green Consultants und wir dokumentieren unsere Emissionen beziehungsweise deren Einsparungen.

Wo liegen die größten Hebel für mehr Klimaschutz bei Film- und Fernsehproduktionen?

Eindeutig im Energiebereich und in den Reisen. Im Energiebereich sind wir durch die Umstellung großer Studioanbieter und Postproduktionsdienstleister auf Ökostrom sowie von Tungsten (Anm. d. Red.: Wolfram) auf LED bei den Leuchtmitteln beispielsweise auf einem guten Weg.

Im Reisebereich ist es oft schwierig, den Anspruch auf Klimaschutz mit den inhaltlichen Anforderungen einer Produktion in Einklang zu bringen. So wird es ein Spielfilm, eine Dokumentation oder auch eine Show, die in weiter entfernten Ländern gedreht wird, schwer haben, Emissionen bei der Reise einsparen zu können. Auch ist es sehr herausfordernd bis teilweise unmöglich, CO2-sparende Fahrzeuge anzumieten.  

Man muss oft „out of the box“ denken, das ist den Kolleg:innen von „Irgendwas mit Medien“, einer Mockumentary für die ARD-Mediathek, gelungen, indem sie z.B. mit Lastenrädern gearbeitet haben.

Wird im Produktionsprozess auch KI eingesetzt - etwa um Reisen zu reduzieren?

Der Einsatz von KI ist ein spannendes Thema, mit dem wir uns bei der UFA intensiv beschäftigen. Es gab einen ersten Test-Case der UFA Serial Drama Kolleg:innen, bei dem KI zur visuellen Gestaltung von Kulissen genutzt wurde: Beim Weihnachtsspecial von UNTER UNS wurde mithilfe von KI eine winterliche Atmosphäre in der altbekannten Schillerallee sowie eine virtuelle New York-Kulisse geschaffen – ganz ohne reale Reisen. Gleichzeitig ist uns bewusst, dass auch die Rechenleistung hinter KI-Anwendungen nicht emissionsfrei ist. Daher muss man den Einsatz von KI auch mit Blick auf Nachhaltigkeitskriterien sorgfältig abwägen. 

Wie nehmen Sie die Stimmung in der Branche wahr? Trifft nachhaltiger zu arbeiten eher auf Begeisterung oder auf Zurückhaltung?

Die Branche ist schon seit circa fünf Jahren darauf bedacht, nachhaltiger zu arbeiten. Auch haben Sender und Streamer die Produzent:innen verpflichtet, in Form einer CO2-Bilanz die Emissionen der Produktionen zu dokumentieren. Darüber hinaus hat sich die Branche auf bundesweit einheitliche ökologische Standards für die audiovisuelle Produktion verständigt, die vom „Arbeitskreis Green Shooting“ und Filmförderungen ausgearbeitet wurden. Diese Standards werden stetig ausgeweitet – und damit ist der Schritt in die richtige Richtung gemacht.

Welche Verantwortung sehen Sie in der Medienbranche, gesellschaftlichen Wandel auch inhaltlich mitzugestalten? 

Die Medienbranche und speziell audiovisuelle Medien haben die große Chance, durch Inhalte den gesellschaftlichen Wandel abzubilden und mitzugestalten. Bei unseren täglichen Serien wie „Unter uns“ und „GZSZ“ wird bereits vermehrt „Green Storytelling“ angewendet. So gibt es zum Beispiel bei „Unter uns“ einen offenen Lebensmittelschrank on Air zu sehen, an dem sich Bedürftige etwas zu essen holen können. Außerdem ist sämtliches Geschirr OnCam wiederverwert- oder recycelbar – und das sind nur zwei kleine Beispiele für einen nachhaltigen Lebensstil, der für die Zuschauenden sichtbar erzählt wird.

Was möchten Sie jungen Menschen mitgeben, die heute in die Medienwelt einsteigen und Veränderungen anstoßen wollen? 

Habt Mut, Eure Ideen zu äußern und schreckt nicht vor Bedenken „alter Hasen“ zurück. Sucht euch Kolleg:innen, die mit euch gemeinsam etwas bewegen wollen und glaubt an Euren Erfolg!