"Nachhaltig wirtschaften wir dann, wenn wir regenerativ mit allen verfügbaren Ressourcen umgehen."

Frau Zwick, Sie sind seit 2021 Vorsitzende von B.A.U.M. e.V. Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aus?

Offen gestanden ziemlich dynamisch. Ich arbeite remote in Berlin, fahre regemäßig nach Hamburg, wo unsere Geschäftsstelle sitzt, und durch die Lande zu unseren Mitgliedern und Netzwerkpartnern. Eine Woche gleicht selten der nächsten. Mein roter Faden ist der Dialog über nachhaltiges Wirtschaften.

B.A.U.M. e.V. bezeichnet sich als „Netzwerk für nachhaltiges Wirtschaften“. Was versteht Ihr Verein unter „nachhaltigem Wirtschaften“ und spielt die Kreislaufwirtschaft hier eine Rolle?

Foto: HoffotografenNachhaltig wirtschaften wir dann, wenn wir regenerativ mit allen verfügbaren Ressourcen umgehen, seien es menschliche, ökologische oder wirtschaftliche. Wenn unsere Art zu wirtschaften an jeden Ort und in jede Zeit übertragbar ist. Klar spielen da auch zirkuläre Wertschöpfungsmodelle eine Rolle, aber noch nicht so, wie „Kreislaufwirtschaft“ heute gedacht wird. Die wirklich nachhaltige Wirtschaftsweise müssen wir erst noch erfinden.

Wie steht es um das Wachstum Ihres Netzwerks, hat die Zahl der Mitglieder sich in den vergangenen zehn Jahren kontinuierlich erhöht oder sprunghaft?

Unser Netzwerk wächst seit Jahren kontinuierlich, was sehr erfreulich ist. Ende des Jahres werden wir knapp 800 Mitglieder haben, das ist für dieses Jahr tatsächlich ein Anstieg um 17 Prozent. Zu unseren Mitgliedern gehören Unternehmen und Organisationen und um die 100 Einzelpersonen.

Unter anderem sind Unternehmen wie AIDA, Porsche und Lacoste Teil des Verbands – das sind nun nicht die ersten Unternehmen, die einem zu Corporate Social Responsibility (CSR) einfallen. Wie ist das zu beurteilen?

Dass das an sich schon ein Fehler ist: AIDA und Porsche berichten seit Jahren ihr Engagement. Diese Berichte kann man lesen und auf dieser informierten Basis in den Dialog treten, ob das, was die Unternehmen tun, hinreichend ambitioniert ist. Ich habe ja den Eindruck, darauf warten viele Berichterstatter noch. Momentan ist so viel in Bewegung, dass wir viel mehr auf die Unternehmen schauen sollten, die noch gar nicht berichten. Das sind viel zu viele, und auch diese möchten wir ansprechen und ermutigen, in die Berichterstattung einzusteigen.

Sie haben diesen Monat wieder den Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis verliehen. Können Sie etwas zu den diesjährigen Preisträger*innen sagen?

Vier Frauen und zwei Männer haben wir in fünf Kategorien mit dem B.A.U.M. | Umwelt- und Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet, der laut einer Studie der Universität Hohenheim übrigens zu den renommiertesten Nachhaltigkeitspreisen in Deutschland gehört. Unsere Preisträger*innen gehen bei Zukunftsthemen voran. Sie setzen sich ein für Klima, Ressourcen und Diversity, stellen die Digitalisierung in den Dienst der Nachhaltigkeit und nutzen die SDGs, die Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen, als Kompass. En Detail stellen wir die Preisträger*innen auf unserer Website vor – schauen Sie mal rein! https://www.baumev.de/preistraegerinnen_2022.html

Für den 5. Deutschen CSR-Kommunikationskongress Anfang November waren eine Frau und vier Männer im Organisationsteam. Ist das ein Arbeitsverhältnis, mit dem Sie häufiger in Ihrem Gebiet zu tun haben?

Absolut – der Strukturwandel hin zu einem ausgeglichenen Verhältnis von Frauen und Männern in Teams ist einer, der langsam vor sich geht. In diesem konkreten Fall handelt es sich um ein Team, das sich freiwillig zusammengefunden hat und dessen Mitglieder teilweise ehrenamtlich arbeiten. Wichtiger sind mir berufene Gremien oder Diskussionspodien bei Veranstaltungen. Hin und wieder gibt es die Situation, dass wir mehr Frauen als Männer aufweisen – oder sogar All Female Panels haben. Da ist das Postulat „Qualifikation ist ausschlaggebend“ konsequent zu Ende gedacht. Es geht ja ohnehin nicht nur um Diversity der Geschlechter, sondern auch der Mindsets, d.h. der verschiedenen gesellschaftlichen Perspektiven und sozio-ökonomischen Prägungen. Wir müssen insgesamt offener werden. Dass sich das Bewusstsein für Einseitigkeit schärft ist, wenn Sie mich fragen, schon ein Erfolg an sich.

Was würden Sie jungen Frauen sagen, wenn sie sich fragen, ob sie das, was Sie machen, auch werden könnten?

Ja, selbstverständlich! Mutig sein und schauen, wie weit man kommt – das kann jede:r.