Energie-Kommune des Monats: Aalen

Oktober 2013

Die Kreisstadt Aalen ist eines der industriellen Zentren in Ostwürttemberg. Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, muss die Stadt neben den Privathaushalten der 66.000 Einwohner auch die Unternehmen motivieren. „Schon seit 1992 steht das Thema ‚Energie‘ ganz oben auf der politischen Agenda“, beschreibt Oberbürgermeister Thilo Rentschler die Situation. „Wir setzen dabei auf eine Analyse der Verbräuche und Potenziale, auf die Aufklärung des städtischen Personals, der Privathaushalte und der Industrie. Gemeinsam mit den Stadtwerken setzen wir auch auf sinnvolle Contractingangebote, Bürgerbeteiligungsmodelle und Wärmenetze. Durch die vielfältigen Maßnahmen konnten die Energiekosten von jährlich etwa 3,6 Millionen Euro um fast 20 Prozent gesenkt werden.“

Vorbild sein
Die Stadt nahm zunächst die eigenen Liegenschaften ins Visier, die auch als Vorbild für die Privathaushalte und Unternehmen dienen. Ein Energiemanager untersucht den Energieverbrauch und schlägt Maßnahmen beim Umbau der Energieversorgung und beim Verbrauchsverhalten der Mitarbeiter vor. Um handlungsfähig zu sein, verfügt der Energiemanager über ein eigenes Budget. „Durch die Schulung des Personals konnten die Verbräuche gerade bei der notwendigen Wärme gesenkt werden“, erklärt Oberbürgermeister Rentschler. „Außerdem versorgt ein Holzhackschnitzelheizkraftwerk der Stadtwerke das städtische Schulzentrum „Remonte“ ,das Kreisberufsschulzentrum, ein Klinikum und mehrere Gebäude bis zur Innenstadt über ein Wärmenetz. Die Holzhackschnitzel kommen aus dem kommunalen Stadtwald und aus dem Gehölzschnitt der städtischen Grünanlagen.“ Genau wie der Stadtwald sind auch die Stadtwerke komplett in kommunaler Hand. Der Gemeinderat der Stadt Aalen hat 2011 ein umfangreiches Klimaschutzkonzept verabschiedet, das die Handlungsleitlinie für den kommunalen Klimaschutz darstellt.

Wissen bringt Handeln
Um die Privathaushalte und Unternehmen beim Wärmewechsel zu unterstützen, leistet ein Klimaschutzmanager zusätzlich Öffentlichkeitsarbeit. „Durch gemeinsame Aktionen im Bereich Bildung und Information aktivieren wir die Menschen in der Region zum Klimaschutz“, erzählt der Oberbürgermeister. „Gebündelt werden unsere Aktionen wie der Energietisch, das Mitfahrnetzwerk oder die Beratung zu den Fördermaßnahmen bei der Haussanierung oder der Anschaffung einer neuen Heizung, etwa durch das Marktanreizprogramm oder einen KfW-Kredit, in der Initiative ‚Aalen schafft Klima‘.“ Die Dächer der städtischen Liegenschaften wurden für Bürgersolaranlagen zur Verfügung gestellt. Die Stadtwerke haben gemeinsam mit einer örtlichen Bank zudem eine Energiegenossenschaft gegründet, die Gemeinschaftsprojekte in der Region umsetzt. „Wissensvermittlung und die Möglichkeit der aktiven Gestaltung sollten Hand in Hand gehen, um die Energiewende vor Ort zu schaffen“, meint Oberbürgermeister Rentschler.

Wissen bündeln
Neben dem Energiemanager und dem Klimaschutzmanager leistet auch das städtische Energieteam einen wichtigen Beitrag für die Maßnahmen. „Es ist von großer Bedeutung, die entscheidenden Akteure zusammenzubringen“, bekräftigt der Oberbürgermeister. „Beim Energieteam besprechen sich die Fachreferate aus Verkehr-, Bau-, Umwelt-, Stadt- und Gebäudeplanung mit den Stadtwerken. Aus diesem Kreis können gemeinsam mit dem Energie- und dem Klimaschutzmanagern gut abgestimmte und auch realisierbare Maßnahmen vorgeschlagen werden.“ Dieser gemeinsame Austausch zeigt sich auch in der Struktur der Energiegenossenschaft. Auch hier treffen sich die Mitglieder stetig in verschiedenen Arbeitsgruppen, entwickeln gemeinsam neue Projekte und die Ausrichtung der Energiegenossenschaft. Beim zweimonatlichen Stammtisch der Energiegenossenschaft werden die erarbeiteten Konzepte diskutiert. An einen Tisch holt die Stadt auch die örtlichen Unternehmen, die gemeinsam das Energieeffizienznetzwerk ‚Industrie‘ gegründet haben. Die Stadt bietet den ‚Energie-Check‘ an, der eine energetische Analyse vornimmt und dem Unternehmen Maßnahmen vorschlägt. Zehn Unternehmen haben diesen ‚Energie-Check‘ bereits im Rahmen der Aufstellung des Klimaschutzkonzeptes durchgeführt.

Transparenz schaffen, Potenziale erschließen
„Um die Menschen beim Umbau der Energieversorgung mitzunehmen sind zwei Dinge wichtig: Die Menschen müssen verstehen, was auf Sie zukommt und sie müssen Anreize und Möglichkeiten vorfinden, um etwas umzusetzen“, ist Oberbürgermeister Rentschler überzeugt. Die Stadtwerke bieten das dafür notwendige Werkzeug. Dies reicht vom Energiecontracting von Blockheizkraftwerken mit Wärmenetzen für Stadtgebiete, über das Energiesparcontracting bei Sanierungsarbeiten bis hin zur Beteiligung am Bau von Solaranlagen und demnächst auch Windrädern. „Gerade beim Bau neuer Windräder braucht es neben dem technischen Knowhow aber auch eine moderierende Instanz“, betont Oberbürgermeister Rentschler. „Da wir neben den bestehenden sieben Windrädern Standorte für weitere Windkraftanlagen ausweisen wollen,  ist es unsere Aufgabe, den Menschen vor Ort die Auswirkung auf das gewohnte Landschaftsbild deutlich zu machen.“ Die maßstabsgetreue Visualisierung der neuen Anlagen wird daher mit hohem Aufwand betrieben. Eine 3D-Animation ermöglicht die Ansicht aus unterschiedlichsten Perspektiven – vom Blick aus dem Fenster bis zum Blick aus der Zufahrtsstraße. Eine solche Visualisierung sorgt nicht nur für Akzeptanz, sondern zeigt auch sensible Sichtachsen, die durch geschickte Bepflanzungen entschärft werden können. „Aalen hat noch viel Potenzial und dieses wollen wir gemeinsam mit den Menschen erschließen“, so der Oberbürgermeister.