Energie-Kommune des Monats: Horb am Neckar

In der Stadt Horb am Neckar in Baden-Württemberg leistet die Ökumenische Energiegenossenschaft eine Arbeit, die über den Gemeinschaftsgedanken der Genossenschaften hinausgeht. Als ökumenisches Projekt verbindet die Energiegenossenschaft engagierte Menschen über die Konfessionsgrenzen hinweg. Sie betreibt Erneuerbare-Energien-Anlagen, wobei ein Teil der Erlöse in Energieprojekte der „Eine-Welt-Arbeit“ in Entwicklungsländer fließen. Die Stadt Horb am Neckar will bis zum Jahr 2050 klimaneutral werden. Welche Maßnahmen dafür in Frage kommen, erörtern die Horber gemeinsam in regelmäßigen Klimaschutzkonferenzen. Seit 2010 fanden bereits drei Veranstaltungen statt.

Der Impuls für die Gründung einer Ökumenischen Energiegenossenschaft ging von den beiden Umweltteams der Evangelischen und der Katholischen Kirche in Horb aus. Aus dem Einsatz für den Erhalt der Umwelt und eine gerechtere Welt entstand schließlich ein funktionierendes Unternehmen. Ein Leitgedanke ist, dass angesichts des Klimawandels Investitionen in Erneuerbare Energien dringend benötigt sind.

Viele der genutzten Dachflächen hat die Stadt Horb der Genossenschaft zur Verfügung gestellt. Die erste energiegenossenschaftliche Photovoltaikanlage wurde im gleichen Jahr auf dem Katholischen Gemeindehaus errichtet. Weitere Anlagen folgten, u.a. auf dem Dach der Grund- und Realschule und dem Bauhof in Horb. Eine 81-Kilowatt-Peak-Anlage wurde im Juli 2015 auf dem Dach des Bischof-Sproll-Altenpflegeheims in Betrieb genommen. Noch wartet die Genossenschaft auf einen Preisnachlass bei Batteriespeichern. Dann soll im Altersheim ein Solarspeicher aufgestellt werden, so dass der auf dem Dach produzierte Solarstrom auch direkt vor Ort verbraucht werden kann. Vorstandmitglied Johannes Mayer geht davon aus, dass die Genossenschaft in den nächsten Jahren auch in andere Erneuerbare-Energien-Technologien wie Windenergie und Biomasse investieren wird.

Klimaneutrales Horb bis 2050

In Jahr der Gründung der ökumenischen Energiegenossenschaft fällt auch das Bekenntnis der Stadtvertreter, die Große Kreisstadt Horb bis zum Jahr 2050 zu einer klimaneutralen Stadt zu entwickeln. Bis 2020 soll die CO2-Bilanz um mindestens 40 Prozent gesenkt werden. Der Energiebedarf der Stadt mit ihren rund 24.300 Einwohnern lag 2009 bei 674.000 Megawattstunden. Das entspricht einer Kohlendioxidbilanz von 222.500 Tonnen und Kosten von rund 75 Millionen Euro. Auf die Fläche bezogen liegt Horb damit im Bundesdurchschnitt.

Auf dem Weg zum Ziel sind bereits erste Maßnahmen umgesetzt: Im Mai 2012 nahm die Energieagentur Horb ihre Arbeit auf und berät seitdem Privatpersonen und Kommunen, aber auch Industrie und Gewerbe in Sachen Energieeffizienz, Energiebedarfsreduzierung und den Umstieg auf Erneuerbare Energien. Weiterhin hat die Stadt den Solarpark Reute mit einer Leistung von 3,2 Megawatt Peak errichtet. Ein Flusskraftwerk (418 Kilowatt) versorgt zusammen mit zwei kleineren Kraftwerken circa 600 Haushalte dauerhaft mit Strom. Rund 14,3 Kubikmeter Wasser des Neckars fließen pro Sekunde durch die Kaplan-Turbine des Horber Flusskraftwerks.

Seit Frühjahr 2015 betreiben die Stadtwerke Horb als Eigenbetrieb der Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Hohenbergkaserne eine Holzvergasungsanlage. Die Anlage erzeugt aus Holzpellets Wärme und Strom. Sie hat eine elektrischen Leistung von rund 400 Kilowatt und eine thermische Leistung von bis zu 540 Kilowatt. Sie wird bis Herbst 2015 um einen Wärmespeicher ergänzt, der mit einem Durchmesser von 23 Metern und neun Meter Höhe insgesamt 3 Millionen Liter Wasser fassen kann. Die Investitionskosten für Holzvergaser und Speicher lagen bei gut 2,5 Millionen Euro. Der Speicher dient dazu, Lastspitzen auszugleichen. Besonders morgens entsteht eine Spitzenlast, wenn die Nahwärmekunden warmes Wasser zum Beispiel zum Duschen brauchen. Dieser Bedarf kann dann mit dem Speicher gedeckt werden, so dass die mit Gas oder Öl betriebenen Anlagen in der Morgenspitze nicht mehr hochfahren müssen.

In Horb gab es allerdings auch schon Auseinandersetzungen in Sachen Windenergie: Die Pläne für Windräder auf dem „Großen Hau“ wurden 2013 nach langer Debatte mit Einsprüchen, Gutachten und Gegengutachten ad acta gelegt. Ein großer Posten für die Einsparung von Kohlendioxid – 17.000 Tonnen dieses klimawirksamen Gases wollte die Stadt jährlich mit den Windrädern einsparen – fiel damit weg.

Klimadialog

Welche anderen Maßnahmen in Frage kommen, um Horb zur klimaneutralen Stadt zu entwickeln, erörtern Stadt und Bürgerinnen, Bürger und Kirchen gemeinsam in regelmäßigen Klimaschutzkonferenzen. Seit 2010 fanden bereits drei Veranstaltungen statt. Nach den ersten beiden entstand ein integriertes Klimaschutzkonzept. Auf der letzten Veranstaltung im Januar 2014 tauschten sich 50 Teilnehmer zu den vier Themengebieten „Erneuerbare Energien“, „Mobilität“, „Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit“ und „CO2-Effizienz“ aus.