Wärme und Lithium, made in Germany: Eine Idee, deren Zeit gekommen ist

Foto: Klaus VenusSommer 2022: Die Politik versucht alles, um die Gasspeicher bis zum Winter zu füllen. Billiges russisches Gas ist spätestens seit dem Ukraine-Konflikt nicht länger eine Option. Mit der Taiwan-Krise wächst in der westlichen Welt die Angst vor der weiteren wirtschaftlichen Abhängigkeit von China. In Deutschland gewonnene Wärme und Rohstoffe könnten die Probleme entschärfen. Unter den Füßen der Menschen im Oberrheingraben schlummert beides.

Nichts ist so kraftvoll, wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist. Als Geologen im Oberrheingraben in 3.000 bis 5.000 Meter Tiefe Lithium im Thermalwasser entdecken, wissen sie nicht, wie wichtig ihr Fund einmal werden wird. Die Forscher ahnen nicht, dass ihre Entdeckung für Europa geopolitisch einmal entscheidend sein könnte. Öl und Gas fließen damals im Überfluss durch die Pipelines. Der Klimawandel ist für viele ein Fremdwort. Die Industrienationen beziehen gerne Energie und Rohstoffe aus Russland und China.

Jahrzehnte später ist die Situation eine andere: Im Sommer 2022 sucht die Politik händeringend nach Lösungen für das Gas-Problem. Russland hat wenige Monate zuvor einen Angriffskrieg auf die Ukraine gestartet. In der Folge explodieren die Öl- und die Gaspreise. Angst vor hohen Gaspreisen, kalten Wohnungen und Rezession bestimmt die Schlagzeilen.

Gleichzeitig ist der Klimawandel da – und mit ihm die Notwendigkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien und einer Mobilitätswende. Ab 2035 ist der Verkauf von Verbrenner-Autos in Europa verboten. Die E-Mobilität ist auf dem Vormarsch – und mit ihr erwacht ein neuer Hunger: Der Hunger auf Lithium für die Auto­batterien der Zukunft. Das Problem: Die bisherige Lithium-Gewinnung durch Bergbau in Australien oder durch Solebecken in Südamerika ist umweltschädlich und verschlechtert die Ökobilanz der Batterien für E-Autos. Das geförderte Lithium wird in China weiterverarbeitet – die westliche Welt hängt am Lithium-Tropf von Peking.

EINE GENIALE IDEE

Es ist die richtige Zeit für eine geniale Idee. Für eine Idee, die deutsche Kommunen mit kostengünstiger, regionaler, erneuerbarer Energie versorgt. Für eine Idee, die gleichzeitig den Lithiumbedarf für die Bundesrepublik und Teile Europas decken kann. 2018 schreibt der australische Geologie-Experte und Geschäftsmann, Dr. Francis Wedin, auf LinkedIn eine Nachricht. Sie geht an einen Geothermie-Experten in Karlsruhe, in der Region des Oberrheingrabens: Dr. Horst Kreuter.

Foto: ARTIS - Uli DeckDie beiden Experten führen ihr Wissen zusammen. Kreuter ist erfahren in Tiefengeothermie. Seit Jahrzehnten betreut er Geothermieprojekte, die Städte mit erneuerbarer, günstiger, grundlastfähiger Energie versorgen. Kreuter kennt die geologischen Gegebenheiten des Oberrheingrabens. Er weiß, wie das Thermalwasser in der Region an die Oberfläche geholt werden kann und wie aus ihm Wärme für ganze Städte gewonnen wird.

Wedin wiederum kennt die Rohstoff-Branche. Er sieht das Potential des Lithiums im Thermalwasser. Die Idee: Im Oberrheingraben Geothermiekraftwerke mit Lithium-Extraktionsanlagen errichten. Das Ergebnis: Regionale, günstige, grundlastfähige und erneuerbare Energie auf der einen und umweltfreundlich gewonnenes Lithium auf der anderen Seite – beides gewonnen aus dem Thermalwasser und produziert mitten in Deutschland. Die Geschäftsmänner sind ihrer Zeit damit voraus: Ihr Projekt ist eine regionale Antwort auf die Gaskrise 2022. Es ist die Lösung für die drohende Lithium-Lücke und die Chance auf ein Ende der europäischen Abhängigkeit vom weniger umweltfreundlichen Lithium aus Chinas Fabriken.

Kreuter und Wedin gründen kurzerhand die Firma Vulcan Energie Ressourcen. Das Unternehmen beginnt, Geothermieprojekte am Oberrheingraben zu starten. Mit Hilfe Tiefer Geothermie wollen sie das heiße Thermalwasser aus dem Untergrund holen, ihm Wärme und Lithium entziehen, Strom erzeugen und das Wasser schließlich im Rahmen eines Kreislaufes in die Boden-Reservoirs rückführen. Der Prozess ist klimaneutral. Ein Großteil der erzeugten Wärme kommt den Kommunen vor Ort zugute.

KOMMUNEN UND INDUSTRIE INTERESSIERT

Viele Gemeinden freuen sich über die Aussicht auf preisgünstige Wärme in Zeiten der Gas-Knappheit. Die Industrie hat die Chance auf umweltfreundlich gewonnenes Lithium aus Deutschland bereits ergriffen: Stellantis, Umicore, VW, Renault und LG haben Abnahmeverträge für das Lithium aus dem Oberrheingraben mit Vulcan geschlossen. Weitere Interessenten stehen bereit.

Inzwischen hat Vulcan bereits ein Geothermiekraftwerk gekauft, ein Labor eingerichtet und eine Pilotanlage für die Lithiumextraktion in Betrieb genommen. Die ersten Bohrungen zur Gewinnung des heißen Wassers mit dem begehrten Lithium werden nächstes Jahr starten. 2024 beginnt die Lithium-Gewinnung im größeren Maßstab.

Bis dahin gilt es für Horst Kreuter und Francis Wedin, ihre Idee weiter bekannt zu machen, Kapital an der Börse zu sammeln und die Politik für die Tiefengeothermie zu begeistern. Ihre Idee könnte eine der Lösungen fürdie Probleme unserer Zeit sein. Eine Zeit, in der geniale Ideen so dringend gebraucht werden.

Ein Gastbeitrag von Mareike Inhoff, Media Relations Vulcan Energie GmbH.