Energy Democracy

buchcoverDie Energiewende – wann und wo begann sie eigentlich? Welche Konflikte und Erfolge brachte der Weg dorthin mit sich? Und wer hatte einen Anteil daran? Diesen und weiteren Fragen widmen sich Craig Morris und Arne Jungjohann im 437 Seiten starken, englischsprachigen Werk „Energy Democracy – Germany’s Energiewende to Renewables“.

Im Kern geht es vor allem um die von der Bevölkerung ausgehenden Impulse, darum, wie eine anfangs noch geringe Zahl engagierter Bürger es geschafft hat, Politik und Energieversorger zu beeinflussen, ihren eigenen, nachhaltigen Strom erzeugen zu können. Viele der verwendeten Quellen sind für das Buch laut Angaben der beiden Autoren erstmals in englischer Sprache verarbeitet worden, sodass die Informationen vor allem für internationale Leser von Interesse sein sollten. Aber auch deutschen Lesern wird durch die Zusammenarbeit der Autoren eine aufschlussreiche Perspektive geboten: Jungjohann ist Deutscher, der viele Jahre lang in Washington DC gearbeitet hat, und Morris Amerikaner, der seit 1992 in Deutschland lebt. Gemeinsam erreichen sie in ihren Schilderungen einen hohen Grad an Objektivität, der für einen Autor allein wesentlich schwerer einzuhalten wäre. Auch in der exkursartigen Betrachtung abstrakterer Themen aus Wirtschaftstheorie oder Politik, in der häufig auch speziell Deutschland und die USA verglichen werden, zahlt sich die Neutralität und beidseitige Betrachtung aus.
Die Struktur des Buches folgt der Chronologie der Energiewende, angefangen bei den ersten Antiatomkraft-Protesten in den 1970er Jahren bis hin zur Betrachtung von Gegenwart und Zukunftsperspektiven. Zumeist wird mit einem hohen Detailreichtum erzählt, was den fachlich ungebildeten Leser im Hinblick auf manche technischen Daten zwar mitunter leicht überfordern könnte, jedoch in den meisten Fällen positiv zum Verständnis der Abläufe beiträgt. Gelegentliche Anekdoten und Zitate Beteiligter lockern das Leseerlebnis dagegen auf und kreieren memorable Ankerpunkte im Erzählverlauf. Besonders an jenen Stellen, an denen man die Menschen hinter der Bewegung kennenlernt, wird wirkungsvoll ein Gefühl für die Bedeutung des Buchtitels vermittelt. Die Energiewende wird nicht als statisches Konzept, sondern als lebendige, persönliche Geschichte erzählt, die zwar nicht ohne Stolpersteine auskommt, aber letzten Endes von zahlreichen Erfolgen geprägt ist und den Leser selbst zum Handeln motiviert.

Autor: Danny Srp
Bildquelle: Palgrave Macmillan

Craig Morris, Arne Jungjohann:
Energy Democracy - Germany’s Energiewende to Renewables
437 Seiten
Palgrave Macmillan, 2016
Preis: 40,65 Euro
ISBN: 978-3-319-31890-5

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.