Flächenanspruch für Biokraftstoffe korrekt bewerten

Berlin, 10. Januar 2024 – Der weltweite Anbau von Getreide, Ölsaaten, Eiweiß-, Zucker- und Faserpflanzen sowie Obst, Gemüse und Nüssen hatte im Jahr 2022 nach Recherchen der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (mbH) einen Umfang von etwa 1,2 Mrd. ha. Der größte Teil diente direkt oder indirekt über die Verfütterung an Nutztiere Ernährungszwecken. Nur auf rund 6 % der Anbaufläche wurden Rohstoffe für die Biokraftstoffproduktion erzeugt.

Dabei zeichnet sich sehr deutlich ab, dass die Biokraftstoffproduktion zumeist dort angesiedelt ist, wo es ohnehin Rohstoffüberschüsse gibt (v.a. Mais, Palm- und Sojaöl). Ohne die Option der Biokraftstoffherstellung müssten diese Mengen am Weltmarkt platziert werden, was die Rohstoffpreise stark belasten würde. Die Umwandlung von Agrarrohstoffen zu Biokraftstoffen verringert den Produktionsüberhang, sorgt für zusätzliche Wertschöpfung und verringert den Bedarf an Devisen für den Import von Rohöl oder fossilen Kraftstoffen. Dieses Problem betrifft besonders die ärmeren Länder.

Ein weiterer Vorteil der Biokraftstoffherstellung ist die gleichzeitige Bereitstellung hochwertiger, stark nachgefragter Eiweißfuttermittel. Der Anteil und die Qualität der Eiweißfuttermittel nehmen maßgeblich Einfluss auf die Rohstoffpreise, die somit auch den Umfang der Anbauflächen bestimmen. Dies trifft insbesondere auf Soja zu. Biokraftstoffe sind mitnichten Preistreiber an den Rohstoffmärkten. Im Bedarfsfall stehen die für die Biokraftstoffproduktion benötigten Rohstoffmengen auch für die Nahrungsmittelversorgung zur Verfügung (siehe Raps-/Sonnenblumenöl im Zuge der Ukrainekrise). Im Falle einer politisch motivierten Extensivierung des Ackerbaus – wie dies die EU-Kommission mit der Reduktionsstrategie für Dünge- und Pflanzschutzmittel im Rahmen des „Green Deal“ verfolgt – würde diese Angebotsoption zur „Pufferung“ der Nahrungsmittelnachfrage wegfallen.

Die Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e.V. (UFOP) betont, dass bei der Herstellung von Biokraftstoffen zugleich Protein in hoher Qualität anfällt, das zur Nutztierfütterung oder direkt für die Humanernährung eingesetzt wird. Dieser Aspekt wird im Zusammenhang mit der Diskussion um weltweite Landnutzungsänderungen nicht ausreichend berücksichtigt. Bei dem immer wieder angeführten Flächenbedarf für die Biokraftstoffproduktion müsse der Flächenanteil für die Proteinproduktion bei Raps heraus- bzw. angerechnet werden, stellt die UFOP fest. Die Förderunion fordert deshalb, dass dieser Angebots- und Puffereffekt hinsichtlich des Flächendrucks in Drittstaaten auch in der Potenzialbewertung der Anbaubiomasse im Rahmen der Nationalen Biomassestrategie (NABIS) berücksichtigt werden müsse. Bei einem Anteil von 60 % Futterprotein beim Raps wären somit nur 40 % der Anbaufläche für die Biokraftstoffproduktion anzurechnen. Dieser Ansatz ist aus Sicht der UFOP sachgerecht, denn andernfalls müssten die fehlenden Proteinmengen durch Importe mit einem zusätzlichen Flächenbedarf gedeckt werden.

Pressekontakt
Stephan Arens
Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen e. V.
Tel.: 030 235 97 99 10
s.arens@ufop.de
www.ufop.de/english/bio-fuels