Energie-Kommune des Monats: Ascha

November 2010

Der Ort Ascha mit rund 1500 Einwohnern ist ein gutes Beispiel dafür, dass Gemeinden sich aktiv am Klimaschutz beteiligen und die regionale Wertschöpfung erhöhen können. Mittlerweile kann sich das Dorf zu 124 Prozent mit eigenem, erneuerbaren Strom versorgen und zu 46 Prozent wird die Wärme erneuerbar produziert. In Zukunft möchte die Gemeinde eine heizölfreie Gemeinde werden. Dazu setzen die Bayern energieeffiziente Maßnahmen an kommunalen Gebäuden um, sie bieten finanzielle Anreize für Bauherren und geben Anwohnern Tipps zum Energiesparen. Der Bürgermeister hat das Thema Energie zur Chefsache erklärt, er ist Initiator vieler Projekte. „Wir wollen uns vollständig mit Erneuerbaren Energien versorgen. Dabei haben wir volle Entscheidungsfreiheit - von der Standortplanung über die Projektentwicklung bis zur Beteiligung unserer Bürger“, so Bürgermeister Zirngibl.

Photovoltaik auf drei Hektar
Der Photovoltaik-Freiflächenpark „Au“ eines privaten Investors nahm auf dem Gebiet der Gemeinde Ascha im November 2008 seinen Betrieb auf. Mit 878 Kilowatt Peak entspricht seine Leistung annähernd 70 Prozent der insgesamt in Ascha installierten Leistung von Solarstromanlagen. Die jährliche Stromerzeugung durch die Photovoltaikmodule beläuft sich auf 1.140.000 Kilowattstunden. Damit können rein rechnerisch 300 Haushalte übers Jahr hinweg mit klimafreundlich erzeugtem Strom versorgt werden. Für den Photovoltaikpark „Au“ wurde zunächst eine Flächennutzungsplanänderung vorgenommen. Nach diesem notwendigen Schritt in der vorbereitenden Bauleitplanung wurde mit der Aufstellung des Bebauungsplanes das Sondernutzungsgebiet „Au“ ausgewiesen. Mit diesen Entscheidungen und Plananpassungen bzw. -neufassungen ebnete Ascha den Weg für den Bau des Photovoltaikparks.

Bauliche Maßnahmen der Gemeinde
In Kooperation mit sechs Landwirten betreibt die Gemeinde ein drei Kilometer langes Nahwärmenetz, das durch zwei 700 Kilowatt-Kessel gespeist wird. Die Anlage liefert aus 4000 Kubikmeter Hackschnitzel im Jahr rund 2.300.000 Kilowattstunden Wärme. Rund 60 Privatgebäude, das Gewerbegebiet, Schule, Kirche, Bürgerhaus, Sport- und Schützenheim sind daran bereits angeschlossen. Allein dadurch werden 300.000 Liter Heizöl und 600 t CO2 pro Jahr gespart. Langfristig strebt die Gemeinde eine 100%ige Anschlussquote an der Haupttrasse an. Außerdem wird durch den Neubau der sanierungsbedürftigen Schule im Niedrigenergiehaus-Standard pro Jahr 14 Prozent Strom und 12 Prozent Wärme eingespart. Für ein Bürgersolarkraftwerk hat die Gemeinde das Dach der Mehrzweckhalle zur Verfügung gestellt. Eine zweite Anlage auf dem Kindergarten ist in Planung.

Bewusstsein Energie
Mit dem „Fifty-Fifty“-Projekt werden die Schulen im Ort zum Energiesparen animiert. Das Projekt sieht vor, dass 50 Prozent des eingesparten Geldes die Schüler und Lehrer für die Schule selbst verwenden können. Die Schüler lernen richtiges Lüften, Heizen und im richtigen Moment den Lichtschalter zu bedienen. Außerdem wurde in einigen Beispielhaushalten konsequent der Stromverbrauch gemessen. Als Dankeschön gab es vom Bürgermeister eine Energiesparlampe und die Ergebnisse wurden auch den anderen Bürgern zur Verfügung gestellt. In einem Wettbewerb wurde der energiesparendste Bürger Aschas ermittelt und bei vielen Aktionen und Veranstaltungen sind die Bürger miteinbezogen. Darüber hinaus lässt sich die Gemeinde Ascha mit den European Energy Award in Gold zertifizieren, ein Managementsystem, dass die Qualität der Energieerzeugung und –nutzung in einer Kommune bewertet sowie Verbesserungsmöglichkeiten aufzeigt.

Anreize für Bauherren
Im Baugebiet „Deglholz“ wurde ein Bonusprogramm von der Gemeinde installiert. Je umfangreicher die Effizienzmaßnahmen und der Einsatz der Erneuerbaren Energien in den neuen Häusern verwirklicht werden, desto größer ist der Rabatt den die Gemeinde bei Kauf des Grundstücks gewährt. Für passive Sonnenenergienutzung, Nahwärmeanschluss an das Biomasse-Heizkraftwerk, eine Photovoltaikanlage, eine Wärmepumpe, oder einen Niedrigenergiehausstandard wird bei der Umsetzung der Bonus von maximal 5,11 Euro pro m² an den Bauherrn ausbezahlt. Als „Anreizprogramm“ für das Baugebiet „WA Deglholz“ wurden durch die Gemeinde 30.000 Euro an Vorleistungen erbracht.

Weiterhin wurde eine Ausweisung der Energiesiedlung „Staßenäcker II“ umgesetzt. Die Gemeinde möchte, dass diese Maßnahme als eine vorbildliche Energiesiedlung mit Pilotcharakter gesehen wird. Durch ein ausgearbeitetes Öko-Bonussystem, wie bereits erfolgreich im „Deglholz“ durchgeführt, gelingt es, Bauherren zum Einsatz von klimaschonenden Techniken und Technologien anzuspornen.