Energie-Kommune des Monats: Brilon

Dezember 2011

Für die sauerländische Stadt Brilon funktioniert der kommunale Wald als Wirtschaftsfaktor und Naherholungsgebiet gleichermaßen. Nach den Verwüstungen durch Kyrill begann für das Forstamt eine neue Zeitrechnung. Die kahlgeschlagenen Flächen mussten neu bepflanzt werden. Für Dr. Gerrit Bub, den Leiter des Forstamts, war es wichtig, neue Modelle zur wirtschaftlichen Nutzung, aber auch einen Ausgleich zu den bewirtschafteten Monokulturen zu schaffen. Die Beteiligung der Bürger am Aufforstungsprozess lag Bub ebenfalls am Herzen. Mit engagierten Bürgern und Unterstützung der lokalen Wirtschaft wurde ein Bürgerwald als Verein gegründet. Hauptaufgaben des Vereins ist die bürgerbeteiligte Aufforstung und die Schaffung eines Mischwalds mit vielen unterschiedlichen Arten, der den Brilonern einen Raum zur Erholung bietet. 

Stadt des Waldes
„Stadt des Waldes“ – so nennt sich die etwa 20.000 Einwohner zählende Gemeinde Brilon im nördlichen Sauerland werbewirksam. Dass der Wald mehr ist, als ein gutes Markenzeichen, davon weiß der Vorsitzende des Bürgerwaldes, Jürgen Adams zu berichten: „Der Wald kann in besonderem Maße identitätsstiftend wirken. Für uns Briloner ist der Wald ein wichtiges Stück Heimat.“ Die Bürger beteiligen sich durch eine Baumpatenschaft oder durch eine Pflanzung. „Es war ein rührendes Bild, wie junge Paare, frischgebackene Eltern und Vertreter der Schützenvereine unter der Anleitung unserer Förster gemeinsam die jungen Bäume pflanzten“, erinnert sich Bub. Als das Orkantief Kyrill in der Nacht vom 18. auf den 19. Januar 2007 über Brilon hinwegfegte, brach es mächtige Bäume wie Streichhölzer ab und entwurzelte ganze Höhenzüge. In wenigen Stunden wurden 1.000 Hektar Wald verwüstet.

„Das war ein schwerer Schlag ins Kontor“, erinnert sich Bub. Die Bewirtschaftungspläne der Briloner waren über den Haufen geworfen. Für viele Flächen ging es wieder bei null los. Bub und sein Team schafften es aber, aus der Not eine Tugend zu machen. Die offenen Flächen boten Raum für neue Ideen. Neben dem Bürgerwaldprojekt wurden auch Flächen für schnell wachsende Energiehölzer genutzt. Dabei wurde das Forstamt durch die Entscheidung der Stadt Brilon unterstützt, ein mit Holzhackschnitzeln befeuertes Heizwerk zu bauen. Die kommunalen Stadtwerke wurden mit dem Bau beauftragt und es wurde festgelegt, dass das Brennmaterial ausschließlich aus dem Briloner Forst kommt. Damit gewährleistet das Heizwerk nicht nur eine klimafreundliche Energieversorgung, sondern maximiert die kommunale Wertschöpfung, denn: je mehr Glieder der Wertschöpfungskette vor Ort passieren, desto mehr Geld bleibt im kommunalen Wirtschaftskreislauf.

Stadt der Energie
Neben dem Tourismus, der Rothaarsteig führt durch Brilon und im Winter ist Brilon ein beliebter Skiort, bietet die Forstwirtschaft ein zweites wichtiges Wirtschaftsstandbein. Am Ort sind über 1.000 Menschen im Bereich der holzverarbeitenden Industrie beschäftigt. Das im September 2011 eröffnete Holzhackschnitzelheizwerk befeuert ein örtliches Nahwärmenetz mit einer Leistung von 2.700 Kilowatt. Die Stadtwerke Brilon und das Forstamt arbeiten dabei eng zusammen und verbessern die eigenen Produkte, also das Brennmaterial und die erneuerbare Wärme, stetig. „Baumspitzen und anderer Baumschnitt bilden den Grundstoff, aus denen die Holzhackschnitzel gewonnen werden“, erklärt der Vorstand der Stadtwerke, Johannes Niggemeier. „Früher wurde das Brennmaterial einfach im Wald liegengelassen. Da es vom Boden aufgesammelt wird, können sich jedoch Erdklumpen dazwischen befinden, die schlecht verbrennen. Aber gemeinsam werden wir immer besser.“

Um die Wärmeleistung des Heizwerks optimal nutzen zu können, ist aber auch ein Umdenken bei den Verbrauchern gefragt. Die Schulen, die an das Nahwärmenetz angeschlossen wurden, waren es gewohnt, die Heizungen aufzudrehen, sobald die Schüler in ihre Klassen kamen. Das führte zu einer extremen Belastung der Versorgungsnetze. Nun halten die Stadtwerke die Hausmeister an, die Heizungen nacheinander einzuschalten. So sind alle Klassen warm, wenn die Schüler ankommen und die Last wird besser verteilt. „Der bewusste Umgang mit der Energie ist ein Lernprozess, den wir zu meistern haben“, erklärt Niggemeier. „Wir stehen hier mit unserem Lastmanagement erst am Anfang.“ Und auch das Holzhackschnitzelheizwerk ist für die Sauerländer erst der Anfang. Neben weiteren Wärmeprojekten stehen auch Windräder in kommunalen Forst auf der Agenda. Der heimische Wald bietet in Brilon noch viele Möglichkeiten zur kommunalen Wertschöpfung - als Ausflugsziel und wichtiger Rohstoff.