Energie-Kommune des Monats: Dornum

Mai 2014

Die knapp 4.500 Menschen in der niedersächsischen Gemeinde Dornum blicken auf einen jahrhundertedauernden Kampf mit den Naturgewalten zurück. Trotz der Anstrengungen im Deichbau erlebten die Ortschaften zwischen Neßmer- und Dornumersiel in vielen Sturmfluten die zerstörerische Kraft von Wind und Wasser. Dass die Naturkräfte auch dem Nutzen der Menschen dienen können, gehörte dabei genauso zu den Traditionen dieses Landstrichs. Die Segelhäfen und die Dornumer Bockwindmühle aus dem Jahr 1626 zeugen von dieser Geschichte mit und am Wind.

„Die Energie aus Windkraft gehört hier in Ostfriesland schon lange dazu“, bestätigt Dornums Bürgermeister Michael Hook. „Während Segelboote den Wind ausschließlich zur Fortbewegung und Windmühlen zum Mahlen des Korns nutzten, bietet der in den modernen Windenergieanlagen erzeugte Strom eine Vielzahl von Möglichkeiten: Sei es zur Nutzung von Haushaltsgeräten, von Unterhaltungselektronik, zur Produktion von Gütern oder zum Betanken von Elektromobilen.“

Wirtschaftsfaktor Wind

Mehr als 80 Energieanlagen zählen die Windparks in Dornum und produzieren damit jedes Jahr deutlich mehr Strom, als in der Gemeinde verbraucht wird. „Die Nutzung der Windenergie ist für uns in Dornum zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden“, meint Bürgermeister Hook. „Die meisten der Anlagen werden von Landwirten und Windmüllern aus der Region betrieben und sogar hier in Ostfriesland, in den ENERCON-Werken Aurich gebaut. Damit sorgen die Windparks nicht nur für saubere Energie, sondern auch für kommunale Wertschöpfung in unserer Region.“ Ein Windrad mit einer Leistung von 2 Megawatt allein kann fast 3 Millionen Euro an kommunaler Wertschöpfung während eines zwanzigjährigen Betriebs auslösen. Für eine ländliche Region wie Dornum eröffnen solche ökonomischen Impulse Handlungsspielräume. Geld, welches sonst dem Wirtschaftskreislauf der Kommune entzogen würde, bleibt in Form von Einkommen, Steuern und Gewinn vor Ort. Wie schon seit Jahrhunderten ermöglicht die Windenergie den Menschen am Deich auch jetzt wieder ihr Auskommen.


Sanfte Energie und sanfter Tourismus

Neben der Windenergie ist auch der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig Dornums. Mit Neßmersiel und Dornumersiel hat die Gemeinde zwei wichtige Bade- und Segelorte zu bieten und in der Ortschaft Dornum findet sich ein Wasserschloss. Die Landschaft ist durch die Landwirtschaft und dem Kampf der Menschen mit dem Meer bestimmt: durch Äcker, Deiche und Siedlungshügel, sogenannte Warften. Ohne die Veränderungen der Landschaft durch den Menschen wäre eine Besiedlung nahezu unmöglich gewesen. Daneben bietet das Wattenmeer eine einzigartige Naturlandschaft. Das UNESCO-Weltnaturerbe wollen natürlich viele Besucher erleben, aber es ist enorm wichtig zwischen Nachfrage und Naturschutz abzuwägen. Es braucht die richtige Dosierung der Besucherströme und die Ausweisung von unterschiedlichen Schutzzonen. Die Energie, welche die Besucher verbrauchen, wird vor Ort erzeugt. Auch dies ist Teil eines sanften Tourismus. „Der Klimawandel und der steigende Meeresspiegel betrifft uns hier an der Küste im besonderen Maße“, so Bürgermeister Hook. „Mit dem Ausbau der Windenergie liefern wir als Region unseren Beitrag zum Klimaschutz.“

Biogas für steten Strom und erneuerbare Wärme

Um zum fluktuierenden Strom aus Windenergie einen zuverlässigen Partner zu haben, setzt die Kommune außerdem auf Biogasanlagen. Neben dem regelbaren Strom liefern die an die Biogasanlagen angeschlossenen Blockheizkraftwerke auch Wärme, die je nach Bedarf gespeichert werden kann. Die notwendige Gülle und die Energiepflanzen kommen von Landwirten aus der Region. „Dank der bisherigen Gesetzgebung wurden in Dornum lokale Investitionen in eine dezentrale Energieversorgung ermöglicht“, bekräftigt Bürgermeister Hook. „Ohne entsprechende Anreize und Garantien wird es für regionale Akteure immer schwieriger, Energieprojekte umzusetzen.“