Energie-Kommune des Monats: Hörup

 Januar 2010

EKdM_Hoerup_Stadt HörupIm schleswig-holsteinischen Hörup unweit der dänischen Grenze wurde im Dezember 2009 die größte zusammenhängende Photovoltaikanlage Norddeutschlands eröffnet. 4,2 Megawatt sind auf gut 15 Hektar installiert. Die Anlage produziert jährlich ca. 4 Millionen Kilowattstunden sauberen Strom. Diese Strommenge entspricht in etwa dem Fünffachen des örtlichen Strombedarfs. Finanziert und umgesetzt wurde das Projekt von den Höruper Bürgern selbst.

Drei Investoren machen den Anfang
Zu Beginn stand ein privates Vorhaben Stefan Johannsens, eines örtlichen Pferdezüchters, und zweier weiterer Investoren. Die Familie Johannsen hatte bereits früher in Erneuerbare-Energien-Projekte wie den Windpark vor Ort investiert. Doch nicht nur vom Potenzial der in Norddeutschland verbreiteten Windenergie ist Stefan Johannsen überzeugt: „Wir sehen auch bei uns im Norden die Voraussetzungen zur Nutzung von Solarenergie als gut an.“ Ende 2008 wurde von Stefan Johannsen der Plan gefasst, eine Photovoltaik-Freiflächenanlage zu errichten. Darauf trat er an die Landwirte Jes-Peter Dethlefsen und Peter Wilhelm Carstensen mit seinem Vorhaben heran. Viel Überzeugungsarbeit musste er dabei nicht mehr leisten. Gerne investierten die Landwirte selbst und stellten ihre Flächen zur Verfügung. „In Zeiten unsicherer Einnahmen in der Landwirtschaft begrüßten wir die Anfrage der Johannsens. Die Investition in Erneuerbare Energien schafft uns ein zweites Standbein und vor allem eine sichere Einnahmequelle“, bemerkt Peter Wilhelm Carstensen.

Weitere Bürger beteiligen sich am Solarpark
Die Gemeindevertretung war schnell bereit, das Projekt zu unterstützen, betonte allerdings, dass eine Beteiligung für weitere Bürger möglich sein sollte. Letztlich beteiligten sich 25 Bürger mit Beträgen zwischen 2.500 bis 50.000 Euro an der Bürgersolaranlage. Insgesamt kamen so 310.000 Euro an Eigenkapital zusammen. „Das Interesse der Bevölkerung war beachtlich. Auch Außenstehende waren an einer Beteiligung interessiert“, freut sich Karin Carstensen, Geschäftsführerin des Bürgersolarparks und stellvertretende Bürgermeisterin. „Erneuerbare Energien sind für uns ein sinnvolleres Mittel des Klimaschutzes als die Speicherung von CO2“, bemerkt Carstensen weiter. Ein Grund für das Fehlen von Widerständen ist eine umsichtige Planung und eine frühzeitige Information und Beteiligung der Bürger. Außerdem sind eine Ausgleichsfläche und eine dreireihige seitliche Bepflanzung vorgesehen.

Alle ziehen an einem Strang
Ein Grund für die zügige und erfolgreiche Umsetzung war ein gutes Zusammenspiel aller beteiligten Akteure. Die Investoren loben die Kooperationsbereitschaft der ehrenamtlichen Gemeindevertretung, welche trotz einer fehlenden eigenen Verwaltung für Planung und Umsetzung unerlässlich war. "Auch als kleine Gemeinde haben wir entscheidenden Einfluss auf die Umsetzung Erneuerbarer-Energien-Projekte. Die Planungen der privaten Investoren haben uns absolut überzeugt. Wir waren daher gerne bereit, in gemeinsamer Anstrengung mit den Investoren und der Amtsverwaltung in Schafflund eine schnelle und nachhaltige Umsetzung zu ermöglichen", fasst Bürgermeister Joachim Janke zusammen. Die Hoheit über die Bauleitplanung und die Flächennutzung ermöglicht den Gemeinden, neben einer reinen Zustimmung oder Ablehnung, mittels Vorschriften Einfluss auf die Details der Umsetzung zu nehmen. Die reibungslose Zusammenarbeit mit der Planungsabteilung der Amtsverwaltung in Schafflund ermöglichte es, die Bauleitplanung bereits im August 2009 erfolgreich abzuschließen. Noch im selben Monat begann die Firma Conergy, mit der Johannsen bereits bei vorigen Projekten zusammengearbeitet hatte, mit dem Bau der Anlage. Installiert wurden dabei auf einer Fläche von 15 Hektar knapp 56.000 Dünnschichtmodule der Firma First Solar sowie Wechselrichter und Gestellsysteme der Conergy AG.

Erfahrungen schaffen Akzeptanz
Ein Neuling in der Nutzung Erneuerbarer Energien ist die Gemeinde nicht. Bereits seit 18 Jahren wird vor Ort Windstrom produziert. Installiert sind derzeit 21 Anlagen mit einer Leistung von 63 Megawatt. Außerdem waren bereits vor dem aktuellen Großprojekt in Hörup eine 700 Kilowatt Aufdach-Photovoltaikanlage sowie eine Biogas-Kleinanlage von ca. 150 Kilowatt installiert. Hörup ist damit ein gutes Beispiel dafür, dass die Erfahrungen mit Erneuerbaren-Energien-Anlagen vor Ort die Akzeptanz weiter erhöhen. 
Damit decken sich die Erfahrungen der Gemeinde Hörup mit den Ergebnissen der dritten jährlichen Forsa-Umfrage zur Akzeptanz der Erneuerbaren Energien in Deutschland. Auftraggeber der Umfrage ist die Agentur für Erneuerbare Energien. Ein zentrales Ergebnis der Studie: Wer Erneuerbare Energien bereits aus der eigenen Umgebung kennt, bewertet sie sogar überdurchschnittlich gut. Beispiel Solarpark: 76 Prozent der Gesamtbevölkerung stehen Solarparks positiv gegenüber. In der Gruppe, die Solarparks in der Nachbarschaft haben, wächst die Zustimmung auf 84 Prozent.

Die Gemeinde Hörup wird Ende 2014 mit einem weiteren Bürgerwindpark ans Netz gehen. In Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde Nordhackstedt ist über Jahre ein Windpark mit weiteren neun WEA geplant und vorangetrieben worden. Die Gemeinde hat die Flächennutzungsplanungen stets zügig und positiv entschieden; sie hat ferner auch einen Bebauungsplan beschlossen, und konnte somit die Ausgleichsmaßnahmen, die durch die Beeinträchtigungen entstehen, vor Ort realisieren. Dies erhöht den Zuspruch noch mehr. Die Bürgermeisterin Karin Carstensen stellt derzeit keinen Widerstand in der Bevölkerung fest.

Foto: Stadt Hörup