Energie-Kommune des Monats: Planegg

Januar 2011

Im Januar 2011 geht das im oberbayrischen Würmtal gelegene Planegg in das zehnte Jahr der Versorgung ihrer Liegenschaften mit Strom aus 100 Prozent Erneuerbaren Energien. Für Annemarie Detsch, Bürgermeisterin der knapp 10.000 Einwohner zählenden Gemeinde am südwestlichen Stadtrand von München, hat die Umstellung gesellschaftliche Relevanz: „Wir sind „Überzeugungstäter“, denn die öffentliche Hand hat meiner Meinung nach eine Vorbildfunktion – auch in Sachen Energie“, sagt die SPD-Politikerin.

Ökostrom ist günstiger als die Stromtarife der konventionellen Anbieter
Dr. Richard Richter, der Leiter des Bau- und Umweltamtes, teilt die Überzeugung seiner Bürgermeisterin: „Es freut meine Kollegen und mich ganz besonders, dass im Planegger Gemeinderat immer wieder eine breite, parteiübergreifende Mehrheit bereit ist, beim Umwelt- und Klimaschutz eine Vorreiterrolle zu übernehmen.“ Und in den bald 10 Jahren hat Dr. Richter sehr gute Erfahrung mit dem Strom aus Erneuerbaren Energien gemacht. „Seit 2002 gab es deutlich weniger Preiserhöhungen als bei den großen Anbietern. Inzwischen ist Naturstrom für Privatkunden sogar billiger als Strom von konventionellen Anbietern. Ich war selbst überrascht, dass die Preiserhöhungen für Privatkunden Anfang des Jahres dazu geführt haben, dass beispielsweise E.ON Bayern teurer ist als Ökostrom.“ Die Planungssicherheit im Bereich der Stromkosten ist nur ein Aspekt, der laut dem Diplom-Biologen für den Strom aus Erneuerbaren Energien spricht. Auch der Wechsel war einfacher als gedacht. Die Bürgermeisterin ergänzt: „Die Entscheidung für den Bezug von Ökostrom war ein erster Schritt auf dem Weg zu nachhaltigem Wirtschaften.“

Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom
Ökostrom ist nicht gleich Ökostrom. Beispielsweise können über das Renewable Energy Certificate System sogenannte RECS-Zertifikate erworben werden. Diese RECS-Zertifikate bieten Energieversorgern die Möglichkeit, grünen Strom anzubieten, ohne eine einzige regenerative Energieanlage zu betreiben. Kohle- oder Atomstrom wird zu Ökostrom umgelabelt. Um sicher zu gehen, dass der Strom wirklich aus Erneuerbaren Quellen stammt, sollte man auf das Grüne Strom Label (GSL) achten. Damit wird angezeigt, dass Teile der Kundenbeiträge direkt in Anlagen der Erneuerbaren Energien investiert werden. Bei der Naturstrom AG liegt der Fokus auf der Errichtung von Anlagen vor Ort. So wurde das Max-Planck-Institut im Ortsteil Martinsried mit einer Photovoltaik-Dachanlage bestückt. Und die Naturstrom AG bietet den Bürgern bei einem Wechsel einen vergünstigten Preis an.

Mit großen Schritten in die Zukunft
Anreize für die Bürger hat die Verwaltung der Gemeinde bereits 1996 angestoßen, indem sie ein Förderprogramm zur Energieeinsparung und für die Nutzung Erneuerbarer Energien einführte. Doch die Begeisterung für die Energiewende macht nicht vor der Stadtgrenze Planeggs halt. Bereits 2003 haben engagierte Bürger im gesamten Würmtal den gemeinnützigen Verein Würmtaler Innovative Energien gegründet, der die Installation von neun Bürgersolaranlagen begleitet hat. Es gibt auch die Planung für gemeinsame Projekte, wie eine Geothermie-Bohrung an der Grenze zu Gräfelfing oder auch ein Nahwärmenetz und die Rekommunalisierung des Stromnetzes. „In diesem Jahr gehen wir auf diesem Weg einen großen Schritt weiter und gründen mit zwei Nachbargemeinden ein Regionalwerk, das sich unter anderem zum Ziel gesetzt hat, Erneuerbare Energien für unsere Bürger zu einem attraktiven Preis verfügbar zu machen“, stellt Planeggs Bürgermeisterin Annemarie Detsch fest. Neben Planegg beteiligen sich die Nachbargemeinden Krailing und Gauting an dem neuen Regionalwerk. Damit ist Planegg für die Zukunft gerüstet.