Energie-Kommune des Monats: Rosenow

April 2015

Rosenow liegt im Amt Stavenhagen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Die mecklenburgische Gemeinde arbeitet gemeinsam mit den Landwirten und dem Gewerbe vor Ort für eine regenerative Energieversorgung der knapp 1.000 Einwohner auf Basis von regionalen Ressourcen.  „Der regionale Gedanke steht für uns als Landwirte im Vordergrund“, meint Sönke Andresen, angestellter Betriebsleiter der landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft und stellvertretender Bürgermeister der Gemeinde Rosenow. „Neben der landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaft sind die Wärmeversorgung Stavenhagen und die örtliche Mülldeponie wichtige Partner bei der Umsetzung von Energieprojekten in Rosenow. Die Bioenergie steht für uns als landwirtschaftlich geprägte Region im Mittelpunkt der Energiewende.“

Ein zweites Standbein für die Landwirtschaft

Eines der zentralen Projekte der Gemeinde ist die Biogasanlage  im Ort Rosenow. Die Landwirte gründeten dafür eigens die Bioenergie Rosenow GmbH und errichteten 2011 die Biogasanlage. Diese hat eine Gesamtleistung von 600 Kilowatt elektrisch und ca. 550 kW thermisch. „Ursprünglich wollten wir gar nicht unbedingt in die Energieerzeugung einstiegen, denn wir sehen uns im Kern als Landwirte“, erinnert sich Sönke Andresen. „Da wir aber nicht wollten, dass das Potenzial vor Ort von anderen gehoben wird, haben wir uns selber für den Bau einer Biogasanlage  eingesetzt.“ Der Rohstoff für die Biogasgewinnung, das sogenannte Substrat, stammt von Pflanzen umliegender Acker- und Grünlandflächen (ca. 150 ha Mais und 50 ha Grünlandaufwuchs werden zu Silage verarbeitet) und kommt als Mist bzw. Gülle von Hühnern und Milchkühen aus der Region. Das anfallende Biogas wird in einem Blockheizkraftwerk verbrannt und der Strom wird ins öffentliche Netz eingespeist. „Wir sind es als Landwirte gewohnt in Kooperation zu arbeiten und haben uns mit der Biogasanlage noch ein weiteres Standbein aufgebaut, um uns wirtschaftlich vor Marktveränderungen zu schützen“, erläutert Andresen.

Nahwärme für das Dorf

Ein Blockheizkraftwerk kann die bei der Verstromung anfallende Wärme nutzen und damit nahegelegene Verbraucher mitversorgen, um damit auch die Effizienz der Biogasanlage zu erhöhen. „Die Nutzung der bei der Verstromung anfallenden Wärme durch das nahegelegene Dorf war bereits in der wirtschaftlichen Planung einkalkuliert“, erklärt  Sönke Andresen. „Allerdings wollten wir den Betrieb des Wärmenetzes der Gemeinde überlassen, um sie an dem Projekt auch wirtschaftlich zu beteiligen und um damit die Akzeptanz bei den Anwohnern zu erhöhen.“ Die Voraussetzungen für ein Nahwärmenetz im Dorf waren gut, denn es gab bereits ein bestehendes Teilnetz. Doch die Freigabe durch die Kommunalaufsicht ließ lange auf sich warten. Letztlich hat die Gemeinde zusammen mit einem kommunalen Unternehmen aus der Amtsstadt Stavenhagen ein eigenes Unternehmen gegründet – die Landwerke Rosenow GmbH, welche den Ausbau und den Betrieb des Wärmenetzes übernahm. Der Winter 2014/2015 war in Rosenow dann der erste mit sauberer Wärme aus lokalen Ressourcen. Mittlerweile sind 125 Wohnungen, die Schule, der Kindergarten, die Kirche und 33 Einfamilienhäuser an das Wärmenetz angeschlossen.

Von der Deponie zum Energiepark

Aber nicht nur die Landwirte sorgen für lokale Ressourcen in Rosenow. Die örtliche Mülldeponie ist ein wichtiger Wirtschaftfaktor und versorgt sich über die austretenden Deponiegase in Teilen selbst mit Strom und Wärme. „Wir verbrauchen als Deponie unheimlich viel Energie“, meint der Geschäftsführer, Hans-Jürgen Geier. „Um die Kosten zu senken macht es daher Sinn, Strom und Wärme auch vor Ort zu erzeugen.“ In der Deponie wird der Müll aus drei Landkreisen gesammelt. Seit der Novelle des Kreislaufwirtschaftsgesetzes, welche im Januar 2015 in Kraft getreten ist, muss der Müll zunächst soweit wie möglich kompostiert werden. Das bei der Vergärung anfallende Biogas muss zusätzlich energetisch genutzt werden. „Neben dem Deponiegas, welches bereits merklich weniger wird, bietet uns das neue Biogas neue Möglichkeiten der energetischen Eigenerzeugung“, so Geschäftsführer Geier. „Anfallende Wärmeüberschüsse könnten außerdem im Wärmenetz in Rosenow genutzt werden.“ Neben der Biomasse setzt die Mülldeponie auch auf eine Solarstromanlage, deren Strom direkt in der Deponie verbraucht wird. Ein geplantes Windrad konnte wegen der vielen Vögel auf der Deponie nicht umgesetzt werden. Dennoch soll um die Mülldeponie Schritt für Schritt ein Energiepark entstehen.

Mit der Biogasanlage der Landwirte und dem kommenden Energiepark auf der Deponie hat die Energie-Kommune Rosenow bereits einen großen Schritt in eine klimafreundliche Zukunft mit Erneuerbaren Energien getan.