Energie-Kommune des Monats: Stadt und Landkreis Bamberg

August 2010

Bamberg ist die Hauptstadt „Bierfrankens“. Keine andere Stadt wird so mit urigen Brauhäusern und sonnigen Biergärten in Verbindung gebracht, wie die 70.000-Einwohner-Stadt. Stadt und Landkreis blicken auf eine lange gemeinsame Tradition zurück. In Zukunft möchte man auch weiter gemeinsame Wege gehen. Der Landkreis und die Stadt haben sich das Ziel gesetzt, den Energiebedarf der Region bis 2035 zu 100 Prozent eigenständig und aus Erneuerbaren Energien für insgesamt 210.000 Menschen zu decken - und das nicht nur im Stromsektor. Auch der Wärmebereich soll komplett auf regionale Erneuerbare Energien umgestellt werden. „Die Erkenntnis, dass die Stadt das Ziel der Energieunabhängigkeit nicht alleine erreichen kann, war ein Grund für die Zusammenarbeit zwischen Landkreis und Stadt“, so der Umweltbeauftragte der Stadt Bamberg, Günter Reinke.

Stadt und Land arbeiten eng zusammen
Die Grundlage der gemeinsamen und überparteilichen Zusammenarbeit des christsozialen ehemaligen Landrats Dr. Günther Denzler und des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters Andreas Starke ist die Klimaallianz von 2008. „Die Klimaallianz Bamberg mit dem Ziel der gemeinsamen Energieautonomie, bietet ein Lösungsmodell für eine der vordringlichsten Fragen der kommunalen Daseinsfürsorge an. Städte als Energieverbraucher und das Umland als Energieerzeuger können zukünftig gemeinsam einen Weg beschreiten und so eine nachhaltige Energieversorgung sicher stellen", fasst Oberbürgermeister Starke die gemeinsamen Ziele zusammen. Trotz umfangreicher Maßnahmen und Initiativen war schnell klar, dass die Stadt Bamberg nicht die Potenziale besitzt, eine Umstellung auf Erneuerbare Energien selbständig zu gestalten. Dem großen Bedarf steht ein Fehlen der nutzbaren Flächen gegenüber. Um die städtischen Potenziale optimal zu nutzen, arbeiten Stadt, Stadtwerke und das Zentrum Welterbe Bamberg gemeinsam an Lösungskonzepten. Trotzdem ist allen klar: Ohne die Nutzung der Potenziale des Landkreises gibt es keine Energiewende auf Basis Erneuerbarer Energien in der Stadt. Neben der Kooperation zwischen Stadt und Landkreis liegt ein weiterer Schwerpunkt des Energiekonzeptes auf der aktiven Beteiligung der Bürger und Bürgerinnen an der Realisierung der Projekte. Sie können Anteile am 2012 eingeweihten Bürgerwindpark Königsfeld erwerben.

Das Potenzial ist da
Zu den ersten Schritten der neuen Allianz sagt der ehemalige Landrat Dr. Denzler: „Unser gemeinsames Ziel war es, bis zum Jahr 2035 CO2-neutral zu sein. Daher haben wir im Rahmen einer Potenzialanalyse die Etablierung regenerativer Versorgungsmodelle in der Region prüfen und die daraus resultierenden Handlungsfelder darstellen lassen.“ Dass die Stadt Bamberg der größte Energieverbraucher ist, war zu erwarten. Schon heute ist die Wärmeproduktion aus Erneuerbaren Energien ein fester Bestandteil in der Energiepolitik der Stadt. Der Bestand ist daher bereits größer als das ungenutzte Potenzial und die Stadt stößt wegen ihrer historischen Gebäude schnell an Grenzen. Hier können die Gemeinden des Landkreises einspringen, deren Potenzial den eigenen Verbrauch um ein Vielfaches übersteigt. Beispielsweise übersteigt das Potenzial der Erneuerbaren Energien des Markts Burgwindheim den jetzigen Energie-Verbrauch um das Doppelte. Allein durch Biogas könnte über die Hälfte des Energiebedarfs abgedeckt werden. Zu bedenken sind bei solchen Zahlen auch noch die Möglichkeiten im Bereich der Energieeffizienz, zum Beispiel durch KWK. Der ehemalige Landrat Dr. Denzler gibt den Startschuss für die anstehenden Projekte: „Das Ergebnis der Analyse zeigt: Das Potenzial ist da, wir müssen es nur sinnvoll einsetzen und unseren eingeschlagenen Weg weiterhin konsequent fortsetzen."

Stadt, Land, Geld-Fluss
Die Bezifferung der vorhandenen Potenziale bietet Stadt und Land eine Basis, die Planungen für Anlagen und Energieparks zu beginnen und diese in eine gemeinsame Raumplanung einzubinden. Als ein nächster Schritt soll ein Energiekonzept für Stadt und Landkreis erstellt werden. Ein Solarkataster für Stadt und Landkreis ist bereits fertig. Dass alle Beteiligten im Landkreis an einem Strang ziehen, verbessert auch die regionale Wertschöpfung, sprich Kaufkraftsteigerung durch neue Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Durch den dezentralen Charakter der Erneuerbaren Energien verteilen sich die Gewinne aus den Energiekosten auf die verschiedenen Gemeinden. Auch das Gewerbe beteiligt sich am Ausbau der Erneuerbaren Energien. Viele Betriebe und Brauereien in Stadt und Landkreis beginnen mit einer Finanzierung von Solar- und Windkraft-Anlagen oder Blockheizkraftwerken sowie Holzhackschnitzel-Anlagen. Um einen Blick in die Zukunft zu wagen: Während Stadt und Landkreis heute 11 Prozent der Energie aus Erneuerbaren gewinnen, werden es im Jahr 2035 100 Prozent im Strom- und Wärmesektor sein. Die Stadt und der Landkreis Bamberg gehen im Bereich Strom von knapp 60 Prozent Windkraft für das Jahr 2035 aus. Auch Biomasse stellt mit knapp 20 Prozent einen erheblichen Anteil, der im Wärmebereich sogar deutlich höher liegen wird. Das Modell Bamberg, Energie fließt in die Stadt und Geld fließt in den Landkreis könnte schon bald Vorbild für viele Regionen in Deutschland werden.