Von Düsseldorf und Hoyerswerda bis in die Ukraine: AEE stärkt Energie-Partnerschaften

In der Woche vom 15. bis 19. September 2025 besuchten Delegationen aus Czernowitz und Novovolynsk ihre Energie-Partnerstädte Düsseldorf und Hoyerswerda. Im Rahmen des Projekts „Energiewende Partnerstadt 3.0“ (EWPS 3.0), gefördert durch das Auswärtige Amt (AA) und koordiniert durch die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), wurden in einem breiten Programm die bestehende Verbindung vertieft und neue Kontakte geknüpft.

Die Besonderheiten der Partnerschaften zwischen Czernowitz und Düsseldorf und Novovolynsk und Hoyerswerda zeigten sich bereits in der Vorbereitung des Workshops. Da aufgrund des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine keine Reise in die ukrainischen Partnerstädte möglich war, entschlossen sich die Kommunen, die Workshops in Deutschland zu kombinieren und erst Düsseldorf und im Anschluss Hoyerswerda einen Besuch abzustatten. Doch auch die jeweilige Anreise nach Düsseldorf stellte eine organisatorische Herausforderung dar. Da zurzeit kein Flugverkehr auf ukrainischem Hoheitsgebiet stattfindet, mussten die Vertreter*innen aus der Ukraine alternative Verbindungen wählen und waren so jeweils zwei Tage unterwegs.

Foto: Landeshauptstadt Düsseldorf / Wilfried MeyerAufgrund einer Verspätung des Fernbusses musste das Auftaktdinner am Montag dann letzten Endes ohne Iryna Semenenko und Olha Gorodnytska, Spezialistinnen der Projekt- und Investitionsabteilung aus Novovolynsk, stattfinden. Ihor Nikolenko, Direktor der Abteilung für Infrastruktur und Verbesserung des Stadtrats von Czernowitz, und Hennadii Dudko, Leiter der Abteilung für strategische Planung und Finanzanalyse in Czernowitz, konnten hingegen bereits das gemeinsame Abendessen nutzen, um ihre deutschen Kollegen persönlich kennenzulernen. Aus Düsseldorf nahmen Klimaschutzmanager Florian Konen, Matthias Thienemann, Sachgebietsleiter Klimaschutz im Umweltamt, und Lucas Milbert, Sachbearbeiter für Kommunale Entwicklungszusammenarbeit, teil, während Marco Bloch als Projektmanager für den Strukturwandel die Stadt Hoyerswerda repräsentierte.

Foto: AEENach der langen Anreise ging es am Dienstagmorgen in die Düsseldorfer Müllverbrennungsanlage, um mithilfe einer Führung mehr über das Abwärmepotenzial der Anlage zu erfahren. Im Anschluss an das gemeinsame Mittagessen wurde die Delegation von Stefan Ferber, Leiter des städtischen Amtes für Umweltschutz, im Düsseldorfer Rathaus begrüßt. Er richtete Grüße des Düsseldorfer Oberbürgermeisters Stephan Keller aus und sprach seine Solidarität mit der Ukraine in Anbetracht des russischen Angriffskrieges aus. Gleichzeitig betonte er die Chancen lokaler und Erneuerbarer Energien und leitete so den Vortrag von Frank Bockof, Leiter des Klärwerks Düsseldorf-Süd, ein. Dieser skizzierte die lokalen Pläne hin zu einem klimapositiven Klärwerk durch Blockheizkraftwerke auf Basis von Klärschlamm sowie einer Faltsolaranlage. Die Projekte führten zu interessierten Rückfragen und Präsentationen der Partnerstädte Düsseldorf und Czernowitz, da viele ukrainische Klärwerke schwerwiegende Probleme mit der Lagerung von Klärschlamm besitzen. Nach einem Klimaspaziergang durch die Innenstadt klang der Abend an der längsten Theke der Welt aus, bevor es am Mittwoch einmal quer durch die Republik nach Hoyerswerda ging.

Foto: AEEBeim Brotbacken in der Krabat-Mühle Schwarzkollm lernte die Delegation am Donnerstagmorgen die sorbische Geschichte und Kultur kennen und entdeckte in sorbischer Kleidung, Sprache, Kunst und dem Handwerk zahlreiche Parallelen zu Traditionen in der Westukraine rund um Novovolynsk. Am Nachmittag folgten dann Besuche im Technikmuseum Energiefabrik Knappenrode, einer ehemaligen Kohlebrikettfabrik unweit von Hoyerswerda, sowie im MITMACHLabor der Stadt. Sebastian Schindler von der Wirtschaftsförderung Hoyerswerda erklärte der Delegation dort den Umgang der Stadt mit dem Wachstum und dem Bevölkerungsrückgang, der eng an die Geschichte der DDR gekoppelt ist, sowie mit dem steigenden Durchschnittsalter der Bevölkerung, den rassistischen Übergriffen im September 1991 sowie dem Kohleausstieg. Auch der darauffolgende Vortrag von Iryna Semenenko und Olha Gorodnytska aus der Energiepartnerstadt Novovolynsk inspirierte, in dem er die Schwierigkeiten der Kommune zwischen russischem Angriffskrieg und der damit verbundenen Aufnahme von Binnenvertriebenen sowie dem Ziel von Transformationen im Zeichen der Energiewende aufzeigte. Beide Vorträge hinterließen auch über das gemeinsame Abendessen hinweg Eindruck in der Gruppe.

Das anschließende Abendessen mit Blick auf die Lausitzer Seenlandschaft im Sonnenuntergang stellte zudem bereits einen Ausblick auf den Freitag dar. Dieser startete in aller Frühe mit einem Besuch des noch laufenden Braukohlekraftwerks Schwarze Pumpe. In diesem bekam die Delegation durch den Betreiber LEAG einen Ausblick auf die Herausforderungen und die Transformationen, die heute und in Zukunft durch den Umstieg auf Erneuerbare Energien in der Region auftreten (werden). Das Ausmaß der Kohleförderung wurde schließlich im Tagebau Welzow-Süd inmitten bereits abgebaggerter und leerstehender Dörfer, der Grube von rund 80 Metern Tiefe und der größten beweglichen Maschine der Welt, einer Abraumförderbrücke mit einer Gesamtlänge von 502 Metern, deutlich. Ähnlich wie die Seenlandschaft vom Vorabend soll auch aus Welzow-Süd ein Baggersee entstehen und den lokalen Tourismus fördern, der als eine der zentralen Chancen im Zuge des Kohleausstiegs gesehen wird. Gleichzeitig wird die Region durch die Strukturstärkungsförderungen finanziell unterstützt, um mithilfe lokal produzierter Erneuerbarer Energien zukünftig ein zentraler Standort für die Wirtschaft zu werden.

Alle Beteiligten konnten während der gemeinsamen Zeit viel über die laufenden Transformationsprozesse in anderen Kommunen lernen. Der gemeinsame Austausch zeigte zudem die Wichtigkeit und das Potenzial transnationaler Projekte auf, um einen Blick über den Tellerrand zu werfen und die Energiewende als ganzheitliches Thema zu betrachten, hinter dem viele Projekte und vor allem zahlreiche beteiligte Menschen mit ganz eigenen Geschichten stehen.