Energie-Kommune des Monats: Alzey-Land

Mai 2010

Der Verbandsgemeinde Alzey-Land gehören 24 Ortsgemeinden an, welche die Kreisstadt Alzey ringförmig umschließen. Das rheinhessische Hügelland ist mit seinen schwach geneigten Hügeln sehr günstig für den Weinanbau. Schon die Römer kultivierten in dieser Region den beliebten Traubensaft. Neben dem Weinanbau bietet die Hügellandschaft aber auch gute Voraussetzungen für die Nutzung der Windenergie, denn dort wo Wind über waldlose Hügel weht, findet man gute Standorte für Windräder. Auf dem Boden der Verbandsgemeinde produzieren daher zwei Windparks einen Großteil des Strombedarfs der Bewohner von Alzey-Land. „Wir nutzen die Kraft des Windes für eine nachhaltige Energiepolitik und handeln so verantwortungsbewusst gegenüber den zukünftigen Generationen“, erklärt der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Alzey-Land, Steffen Unger.

Kommune als Moderator
Schon heute erzeugen Erneuerbare-Energien-Anlagen im Alzey-Land mehr Strom als die 24.000 Einwohner verbrauchen. Dabei decken 38 Windkraftanlagen über 91 Prozent des Strombedarfs. Der Rest stammt von zwei Biogasanlagen, einem Wasserkraftwerk und 156 Solarstromanlagen. „Wir sind schon seit Langem ein Vorreiter bei der Nutzung von Erneuerbaren Energien. Die Initiativen im Bereich der Windkraftnutzung kamen aus dem privaten Bereich. Wir als Verbandsgemeinde beraten, moderieren und schaffen mit der Bauleitplanung die planungsrechtlichen Grundlagen“, so Unger.

Einige Kommunen können mehr als andere machen
Doch die Verbandsgemeinde möchte sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen. Daher hat der Verbandsgemeinderat in einem Grundsatzbeschluss die Nutzung Erneuerbarer Energien in der Bauleitplanung festgeschrieben. Im Grundsatzbeschluss wird darauf hingewiesen, dass es in vielen größeren Städten nicht möglich ist, die ambitionierten Ausbausziele Deutschlands von 30 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020 zu erreichen. Im Grundsatzbeschluss wird besonders auf die fehlenden Flächen oder ungünstigen Topographien in vielen Städten verwiesen. Die Verbandsgemeinde betont, dass die Zielvorgabe, ein Drittel des Stromverbrauchs in Deutschland durch Erneuerbare Energien abzudecken, nur dann erreicht wird, wenn Kommunen mit entsprechenden Flächen und günstigen Topographien mehr machen. Im Grundsatzbeschluss heißt es dazu: „Unsere Verbandsgemeinde hat, neben den bereits ausgewiesenen Sondergebieten, noch erhebliches Potenzial an gut geeigneten Flächen für den Ausbau der erneuerbaren Energien.“ Bürgermeister Unger erklärt: „Einige Städte und Gemeinden haben andere Voraussetzungen. Sie haben nicht so viele Flächen und Potenziale für die Nutzung der Windkraft. Wir sehen uns daher in der Verantwortung, mehr zu machen als andere Kommunen.“

Mehr Flächen für Repowering
Um die Windkraft verstärkt zu nutzen, möchte die Verbandsgemeinde die Flächen zur Nutzung der Windkraft erweitern und im Flächennutzungsplan entsprechend ausweisen. Auch werden die schon bestehenden Flächen der Windparks erweitert. Dadurch soll das Repowering, also das Ersetzen von alten durch neuere, leistungsfähigere Windenergieanlagen, erleichtert und die Windstromernte verbessert werden. „Wir wollen verstärkt auf Wind setzen. Wir wollen die zusätzlichen Flächen für das Repowering anbieten und bestehende Standorte erweitern“, erklärt Unger. Der größte Windpark in Rheinland-Pfalz ist der von der juwi Holding in der Verbandsgemeinde Alzey-Land betriebene Park Ober-Flörsheim/Flomborn. Dort stehen derzeit 22 Anlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 26,8 Megawatt installierter Leistung. Diese erzeugen rund 47,5 Millionen Kilowattstunden Regenerativstrom pro Jahr. Die Verbandsgemeinde Alzey-Land würde nach einem Repowering dieses Windparks dort jährlich knapp 240 Millionen Kilowattstunden Stromertrag pro Jahr erzielen. Somit würde allein dieser repowerte Windpark mehr als das Dreifache des eigenen Strombedarfs produzieren.

Aktualisierung: Dezember 2014

Entwicklungen 2011 – 2014
Mit der Änderung des Regionalplans Rheinhessen-Nahe –Teilplan Windenergienutzung- sowie der Teilfortschreibung des Landesentwicklungs-programms IV für den Bereich der Erneuerbaren Energien haben die positive Entwicklung im Alzeyer Land und der Ausbau der Regenerativen Energien weiter zugenommen. Drei bestehende Windvorranggebiete wurden erweitert und zusätzlich zwei neue Gebiete für die Nutzung der Windkraft zur Verfügung gestellt. Wo ehemals 38 Windkraftanlagen mit 38,6 MW installierter Leistung Strom erzeugten, stehen nunmehr 65 Anlagen mit 127,8 MW Leistung. Die Anlagen am Netz erzeugen rund 319.500 MW Strom (Stand Mai 2014). Allerdings wurden nicht nur größere Anlagen gebaut, es konnten durch Repowering-Maßnahmen unwirtschaftliche, veraltete Windkraftanlagen zurück gebaut und durch leistungsfähigere ersetzt werden. Im Alzeyer Land wird nicht nur Windenergie erzeugt, 2009 waren 156 Photovoltaikanlagen auf privaten Wohnhäusern, Geschäftshäusern und landwirtschaftlichen Gebäuden installiert und erzeugten 2,40 KW Strom. Dies hat sich bis Juni 2013 signifikant auf 875 Anlagen mit 20,94 KW erhöht. Alleine der in Freimersheim im Sommer 2013 in Betrieb genommene Solarpark produziert nach Angaben des Projektentwicklers juwi jährlich mehr als 7,5 Millionen Kilowattstunden Strom. Rechnerisch könnten damit rund 2.300 Haushalte mit Energie versorgt werden. Für Bürgermeister Steffen Unger ist der Solarpark ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in der Region: „Mit diesem Solarpark leistet die Verbandsgemeinde einen wichtigen Beitrag für die Energiewende. Erneuerbare Energien schonen unsere Umwelt und bringen Wertschöpfung in die Region."