Energie-Kommune des Monats: Augsburg

Juni 2017

Augsburg ist mit etwa 286.500 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Bundeslandes Bayern und das Zentrum des bayerischen Teils Schwabens.  Sie ist zugleich Teil der übergeordneten Planungsregion Augsburg, zu der neben der Stadt Augsburg auch die Landkreise Aichach-Friedberg, Augsburg, Dillingen a.d. Donau und die Energie-Kommune Donau-Ries gehören. Mit den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg verbindet die Stadt zudem die enge Zusammenarbeit bei der regionalen Energiewende. „Klimaschutz hört nicht an der Stadtgrenze auf“, erläutert Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl. „Deshalb haben wir als Stadt Augsburg gemeinsam mit den Landkreisen Aichach-Friedberg und Augsburg regionale Prozesse etabliert, ein regionales Klimaschutzkonzept erstellen lassen und eine regionale Energieagentur gegründet. Wenn wir als Region an einem Strang ziehen, dann können wir die Energiewende in Augsburg erfolgreich gestalten.“

Gemeinsam geplant, erfolgreich umgesetzt
Der regionalen Planung ging ein langfristiges Engagement im Klimaschutz voraus. Bereits 1998 trat die Stadt Augsburg dem Klima-Bündnis bei und verpflichtete sich so zu einer kontinuierlichen Reduktion ihrer CO2-Emissionen im Sinne der lokalen Verantwortung für den weltweiten Klimawandel. 2003 richtete die Stadt dann eine eigene Klimaschutzabteilung ein, welche die Umsetzung des zuvor erarbeiteten CO2-Minderungskonzeptes sicherstellte. Für den Zeitraum von 2008 bis 2013 wurde ein eigenes Klimaschutzprogramm mit einem 9-Punkte-Plan entworfen und umgesetzt. 2011 wurde außerdem das regionale Klimaschutzkonzept  entwickelt, welches dann in das neue Klimaschutzprogramm 2020 aufgenommen werden konnte. Die aufeinander aufbauende und ineinandergreifende Planung Augsburgs bildet die Basis für die erfolgreichen Maßnahmen und Projekte. Um die Maßnahmen aber auch erfolgreich umsetzen zu können, ist eine umfassende Einbindung der verschiedenen Akteursgruppen vor Ort und insbesondere auch der Bürgerinnen und Bürger entscheidend. „Unser neues Klimaschutzprogramm 2020 soll in den nächsten Jahren von einem intensiven Dialog der Akteure begleitet werden“, betont Oberbürgermeister Gribl. „Ohne ein funktionierendes Netzwerk und die Unterstützung der Bevölkerung ist eine nachhaltige Energiewende nicht möglich.“

Kommunale Unternehmen als Treiber etablieren
Zu den wichtigen Akteuren gehören nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch zivilgesellschaftliche Organisationen und lokale Unternehmen. Daneben sind Beratungsunternehmen und wissenschaftliche Institute wichtige Akteure für zukunftsweisende Projekte und die Begleitforschung für Projekte. Augsburg hat mit den stadteigenen Wohnungsbaugesellschaft und den Stadtwerken aber auch zwei eigene Unternehmen, welche direkt Maßnahmen und Projekte angehen können. „Unsere kommunalen Unternehmen sind hundertprozentige Tochterunternehmen der Stadt Augsburg und daher auch Unternehmen der Augsburger Bürgerinnen und Bürger“, so Oberbürgermeister Gribl. „Die Projekte im Bereich der Daseinsvorsorge für Wohnen und Energie sollen partnerschaftlich mit Bevölkerung, Unternehmen und Kommune erfolgen.“ Zu den Projekten der kommunalen Unternehmen gehören das Modernisierungsprogramm der Wohnungsbaugesellschaft, die Entwicklung neuer Geschäftsfelder im Bereich Energiedienstleistungen durch die Stadtwerke und das Bürgerdarlehen der Stadtwerke für ein Wasserkraftwerk am Hochablass sowie zwei Solarstromanlagen auf den Dächern der Augsburger Kongresshalle und der Stadtbücherei.

Mit Biomethan mobil
Neben der Wärme- und Stromversorgung ist gerade der Mobilitätssektor entscheidend für den Erfolg der Energiewende. Hier haben die Stadtwerke Augsburg bereits 1995 eine entscheidende Weichenstellung für ihre Busflotte vorgenommen: Die Umstellung der Busse auf Erdgas, die 2010 abgeschlossen werden konnte. Seit 2011 werden die Busse außerdem mit Biomethan aus agrarischen Abfällen betankt statt mit konventionellem Erdgas. Damit befördern alle 91 Busse die Augsburgerinnen und Augsburger nahezu klimaneutral. 2016 wurden dann noch einmal 23 neue Busse beschafft, welche dank eines neu entwickelten Motors im Vergleich zu den anderen Motortypen deutlich bessere Abgaswerte aufweisen. Dies ist gerade in dichtbesiedelten Städten enorm wichtig für eine saubere und damit gesundheitsförderliche Luft. Damit auch die privaten Autos von den Erfahrungen und der Technik im Bereich Biomethan profitieren können, bieten die Stadtwerke den Biokraftstoff an vier eigenen Erdgas-Tankstellen an. „Die Bio-Erdgas-Busse unserer Stadtwerke helfen uns dabei, unsere lokalen Klimaschutzziele zu erreichen“, meint Augsburgs Oberbürgermeister Kurt Gribl. „Der Ausstoß von CO2 und Stickoxiden ist deutlich geringer als bei herkömmlichen Antrieben und Feinstaub spielt fast gar keine Rolle“, so Gribl. „Und für das von uns verwendete Bio-Erdgas entfällt auch das Thema Flächenkonkurrenz, da es ausschließlich aus agrarischen Reststoffen hergestellt wird“, ergänzt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Walter Casazza.

In Zukunft virtuell und transparent
Augsburg ruht sich jedoch nicht auf den Erfolgen aus. Mit einem virtuellen Kraftwerk möchten die Stadtwerke die einzelnen Erzeugungskapazitäten bedarfsgerecht steuern. So kann der Strom aus Wind, Wasser, Sonne und Bioenergie bedarfsgerecht für die Kunden der Stadtwerke bereitgestellt werden. Falls die Anlagen mehr Strom erzeugen, als verbraucht werden kann, kann der Strom über zuschaltbare Verbraucher wie einem Elektroerhitzer in einem Heißwasserspeicher genutzt werden. Fehlt es an Wind und Sonne, produzieren die Bioenergieanlagen den notwendigen Strom. Da dies im Falle der Sonnenenergie gerade in der kalten Jahreszeit passiert, kann die Bioenergie auch effizient in Kraft-Wärme-Kopplung die Häuser heizen. „Die kommunalen Unternehmen ermöglichen der Kommunalpolitik die aktive Umsetzung von Zukunftsprojekten“, so Oberbürgermeister Gribl. „Dabei ist jedoch die Zusammenarbeit mit Partnern aus Industrie und Wissenschaft genauso entscheidend wie die transparente Entwicklung der Zunkunftsziele mit der Bevölkerung. Nur so kann der kommunale Klimaschutz und damit die Energiewende erfolgreich sein.“