Energie-Kommune des Monats: Jena

Januar 2014

Die Universitätsstadt Jena ist mit etwa 106.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Thüringens und steht mit Namen wie Carl Zeiss, Ernst Abbe und Otto Schott für herausragende Geistesgrößen und gleichzeitig erfolgreiche Unternehmer im Bereich der Optik und Glasverarbeitung. In Jena gebietet also schon die Tradition eine sinnvolle Verbindung aus Forschung und Praxis. Diese Verbindung ist auch das Leitbild für die regionale Energiewende. Daher arbeitet Jena mit dem Saale-Holzland-Kreis in der Bioenergie-Region „Jena-Saale-Holzland“ zusammen, um die Vor- und Nachteile von Stadt und Land beim Umbau der Energieversorgung auszugleichen.

„Eine Großstadt wie Jena ist beim Umbau der Energieversorgung auf die Flächenpotenziale des Umlands angewiesen“, erklärt Jenas Oberbürgermeister Albrecht Schröter. „Umgekehrt bringen wir durch die kommunalen Stadtwerke dringend notwendiges Knowhow in die Zusammenarbeit mit dem Umland ein. Dabei geht es immer auch um die Einbindung der Menschen in die Projekte, da es schließlich sie sind, die die Energiewende mittragen müssen.“

Auf dem Weg zum Bürgerstadtwerk

Jenas Stadtwerke sitzen an vielen entscheidenden Schnittstellen der regionalen Energiewende: Sie betreiben das örtliche Fernwärmenetz, das elektrische Verteilnetz sowie das Erdgasnetz und sind Netzbetreiber in 22 Gemeinden des Jenaer Umlands. Daneben sind sie für den öffentlichen Personennahverkehr und die größte Jenaer Wohnungsgesellschaft verantwortlich. „Unsere Stadtwerke sind für die Herausforderungen der Energiewende auf vielen Ebenen gut vorbereitet“, sagt Oberbürgermeister Schröter. „Neben Fernwärme und Erdgas versorgen die Stadtwerke Energie die Bürgerinnen und Bürger mit Strom – seit 2011 mit einem Strommix ohne Kernkraft, seit Sommer 2013 ausschließlich mit grünem Strom aus Wasserkraft. Auch Ökogas gehört zum Produktangebot. Zusätzlich können sich die Menschen vor Ort auch über eine Energiegenossenschaft an den Stadtwerken beteiligen.“

Für die Beteiligung an den Stadtwerken Energie Jena-Pößneck sollen mehr als 8 Millionen Euro eingesammelt werden. Derzeit sind es knapp 7,5 Millionen. Ein Anteil kostet 500 Euro und verspricht mit einem Zinssatz von 4 Prozent eine interessante Anlage. Über die Beteiligung an den Stadtwerken verspricht sich die Energiegenossenschaft außerdem eine Bürgerstimme bei der Ausrichtung der Unternehmenspolitik. „Ziel der Energiegenossenschaft ist es, die Initiative der Stadtwerke beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zu verstärken und die Energiewende vor Ort erlebbar zu gestalten“, berichtet Oberbürgermeister Schröter. „Außerdem soll die regionale Energieerzeugung intensiviert und mit dem regionalen Verbrauch zusammengebracht werden.“

Jena wird erneuerbar

Die Verbindung von regionaler Erzeugung und regionalem Verbrauch versuchen die Jenaer Stadtwerke bereits in vielen verschiedenen Projekten umzusetzen. Für das Wärmenetz werden zunehmend regionale Potenziale nutzbar gemacht. Dabei arbeiten die Stadtwerke mit  genossenschaftlichen Agrarunternehmen im Umland zusammen und haben so bereits einige Biogasanlagen umgesetzt, wie etwa die Biogasanlage in Jena-Zwätzen, die 2013 10,7 Millionen Kilowattstunden Strom und 10,3 Millionen Kilowattstunden Wärme produzierte und teilweise in die Jenaer Versorgungsnetze einspeiste. Die Agrargenossenschaft liefert die dafür notwendigen Substrate und die Stadtwerke betreiben die Anlagen. Auch im Bereich des Wohnungsbaus setzen die Stadtwerke gemeinsam mit Partnern auf erneuerbare Energien und einen sparsamen Verbrauch. Auf mehreren Wohnblocks wird Strom aus Solaranlagen erzeugt, ein Mehrfamilienhaus mit Passivhausstandard errichtet. „Durch das reiche Portfolio können die Stadtwerke eine integrative Strategie fahren“, sagt Oberbürgermeister Schröter. „Damit bieten unsere Stadtwerke ein umfassendes Instrumentarium für eine erneuerbare Zukunft in Jena.“

Gemeinsam mit den Menschen und dem Umland

Die Zukunft Jenas und der Umgebung ist zwar vom demographischen Wandel geprägt, der Trend sieht aber eine steigende Einwohnerzahl in Jena. „Als Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort hat Jena gute Chancen“, so Albrecht Schröter. „Um auch den kommenden Generationen eine Zukunft bieten zu können, ist der Umbau der Energieversorgung mit erneuerbaren Energien jedoch unverzichtbar.“ Jena geht den Weg in eine regenerative Zukunft gemeinsam mit den Gemeinden im Umland und mit den Bürgern vor Ort. „Die Energiewende ist zwar primär eine technische Herausforderung, sie kann aber nur gemeinsam mit den Menschen gelingen“, ist Oberbürgermeister Schröter überzeugt. „Nur mit der Akzeptanz der Projekte vor Ort und der Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger wird die Energiewende ihre dynamische Entwicklung beibehalten.“