Energie-Kommune des Monats: Landkreis Barnim

Juli 2010

Nördlich der Bundeshauptstadt Berlin liegt der Barnim. Der 178.000 Einwohner zählende Landkreis beheimatet eine einzigartige Natur, das UNESCO-Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin – eines der größten Waldgebiete Deutschlands. Diese naturbelassene Landschaft möchten die Brandenburger mit aktivem Klimaschutz bewahren. Daher hat im Jahr 2008 der Landkreis Barnim mit der Initiative „die Zukunft ist ERNEUER:BAR“ die Weichen hin zu einer regenerativen Energiewende gestellt. Hauptaufgabe der Initiative ist es, über die Techniken der Erneuerbaren Energien aufzuklären und den Bürgern eigene Handlungsfelder aufzuzeigen. „Wir alle, egal ob Bürger, Unternehmer, Politik oder Verwaltung müssen die Energiewende mit Leben füllen.“ Mit diesen Worten bringt Landrat Bodo Ihrke die Strategie des Landkreises auf den Punkt. Dass die Bürgermeister der einzelnen Gemeinden gemeinsam an einem Strang ziehen, ist daher für Landrat Ihrke selbstverständlich.

Erneuerbar von den Kinderschuhen bis zum Erwachsensein
Schon die Kleinsten werden spielerisch für Energie-Themen sensibilisiert und angeregt, eigene Beiträge einzubringen. Allen Barnimer Schulen wurden Lernmaterialien für den Unterricht übergeben und es werden Projektwochen mit regionalem Ansatz veranstaltet. An der Hochschule in Eberswalde gibt es themenbezogene Studiengänge zu Erneuerbaren Energien. So können sich Studenten im Bereich Forstwirtschaft oder Umweltmanagement ausbilden lassen. Das Eberswalder Informations-Centrum Holz-Energie (E.I.C.H.E. e.V.) berät die Bürger über Einsatz und Finanzierung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen im Eigenheim und stellt neue Anlagen vor. „Der Landkreis setzt mit der Einbindung der Barnimer in die Entscheidungsprozesse, eine vorurteilsfreie Aufklärung über Projekte und eine Beteiligung an der Energiewende durch Fördermaßnahmen auf ein hohes Engagement und breite Akzeptanz vor Ort“, so Landrat Ihrke.

Elektromobil und effizient
Als Naherholungsgebiet setzt der Barnim auf gute Luft. Seit diesem Jahr wird der öffentliche Fuhrpark auf Elektromobile umgestellt. Mit dem ersten im Einsatz befindlichen Elektro-Transporter hat der Landkreis gute Erfahrungen gesammelt. Acht neue Fahrzeuge sind auf dem Prüfstand. Eine erste öffentliche Stromtankstelle wurde an einem solargedeckten Parkhaus installiert – weitere sind in der Planung. Schon jetzt decken Erneuerbare-Energien-Anlagen 61 Prozent des Strombedarfs, insbesondere durch Windkraftanlagen. Doch das Energiepotenzial der Region ist noch lange nicht erschöpft. Im Winter 2009 ging in Lichterfelde die zweite Biogasanlage im Barnim in Betrieb, die nicht nur Strom produziert, sondern mit der Abwärme Schule, Turnhalle und Firmen im Industriepark mit Wärme versorgen wird.

Den Blick zum Himmel, die Füße auf der Erde
Im Mai 2010 eröffnete die fünftgrößte Photovoltaik-Anlage Deutschlands in der Gemeinde Schorfheide. Mit jährlich rund 22,7 Millionen Kilowattstunden erwirtschaftet die Anlage sauberen Strom und deckt damit den Strombedarf von 6.500 Haushalten. Neben dem Solarkraftwerk gibt es auch eine mit Erdwärme beheizte Kita. Beim Stichwort Geothermie beginnt Bürgermeister Uwe Schoknecht zu schwärmen: „Das Geothermieprojekt Groß Schönebeck/Sarnow steht vor einem Meilenstein: im neu entstandenen Geothermielabor werden Systemkomponenten für den Langzeiteinsatz getestet.“ Sobald die Tests abgeschlossen sind, soll ein geothermisches Demonstrationskraftwerk in Betrieb genommen werden.

Das Geld bleibt in der Kommune
Ein entscheidendes Argument für die Umstellung auf Erneuerbare Energien ist die Verbesserung der regionalen Wertschöpfung und die damit steigende Kaufkraft. Denn Kosten für Energie belasten Privathaushalte und schmälern den finanziellen Spielraum der Kommunen. 139 Millionen Euro gaben die Barnimer im Jahr 2007 allein für Strom und Wärme aus. Das abfließende Kapital fehlt nicht nur für den Klimaschutz, sondern auch in der Daseinsvorsorge. Grund genug, über die Aktivierung alter und neuer Kreisläufe im Landkreis nachzudenken. Seit Januar 2010 hat der Landkreis eine eigene Gesellschaft für die Hausmüllentsorgung. Die geschlossene Abfalldeponie „Ostend“ soll als Energiepark reaktiviert werden. Statt die stofflichen Potenziale der Abfälle ungenutzt zu lassen, wird dann aus Biomasse Strom und Wärme gewonnen. Baum- und Strauchgut sowie die Einführung einer Biotonne sollen das bioenergetische Material liefern. Ein Gewinn für den Klimaschutz und die regionalen Wirtschaftskreisläufe.