Energie-Kommune des Monats: Uebigau-Wahrenbrück

Juli 2013

Inmitten der Klimaschutzregion Elbe-Elster liegt Uebigau-Wahrenbrück. Die 5.700-Einwohner-Stadt im Süden des Landes Brandenburg widmet sich bereits seit den 1990er Jahren aktiv der Umsetzung Erneuerbarer-Energien-Projekte sowie der Entwicklung regionaler Stoff- und Wertkreisläufe. Im Mittelpunkt steht hierbei stets die Bildungs- und Informationsarbeit, deren Ziel es ist, die Bürgerinnen und Bürger sowie die Akteure vor Ort mithilfe verschiedener Maßnahmen umfassend über Erneuerbare Energien, regionale Ressourcennutzung und Energieeffizienz an sich, aber auch über die geplanten oder bereits umgesetzten Projekte in diesen Bereichen zu informieren. Denn für Uebigau-Wahrenbrücks Bürgermeister Andreas Claus ist klar: „Die regionale Energiewende kann auf lange Sicht nur gelingen, wenn man die Menschen vor Ort erreicht, das heißt sie durch Informationen zum Umdenken bewegt und ihr Engagement durch das Aufzeigen eigener Handlungsmöglichkeiten entfacht.“ Das Besondere in Uebigau-Wahrenbrück: Die Bildungs- und Informationsarbeit setzt bereits im Kindes- und Jugendalter an. 

Energie erleben

„Wenn wir das Thema Erneuerbare Energien nachhaltig in den Köpfen verankern wollen, dann müssen wir bei den Kindern und Jugendlichen anfangen“, ist sich Bürgermeister Claus sicher und ergänzt: „Die Schülerakademie Elbe-Elster e.V. ist hierbei seit vielen Jahren ein wichtiger Partner.“ Bereits seit 1996 fungiert die Akademie als regionaler Lehr- und Lernort mit einem eigenen mobilen Lehrkabinett zum Thema Erneuerbare Energien, einem Wasser- und Umweltlabor sowie einer Metall- und Elektrowerkstatt. Hierdurch erhalten Kinder und Jugendliche die Möglichkeit sich beispielsweise mit technischen und naturwissenschaftlichen Fragestellungen oder auch speziell mit dem Thema Erneuerbare Energien auseinanderzusetzen. „Seit 1997 findet hier zum Beispiel wöchentlich  praktischer naturwissenschaftlicher und technischer Unterricht der Grundschulklassen statt.“, berichtet Bürgermeister Claus. „Von dem Angebot profitieren jedoch nicht nur unsere ortseigenen Schulen. Das mobile Lehrkabinett macht es möglich, auch andere Schulen zu besuchen.“

Die Räumlichkeiten der Schülerakademie Elbe-Elster e.V. befinden sich übrigens direkt neben der ehemaligen Brikettfabrik Louise, der ältesten noch erhaltenen Europas. Hier wurden von 1882 bis 1991 aus Rohbraunkohle Briketts gepresst. 1992 wurde die Brikettfabrik LOUISE schließlich zum Technischen Denkmal erklärt. „Louise kann als Sinnbild für die Veränderung der Energielandschaft verstanden werden, denn dort, wo jahrelang klimaschädliche Briketts gepresst wurden, ist nun ein Ort entstanden, der Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen dazu anhalten möchte, sich im Rahmen der eigenen Möglichkeiten für den Schutz des Klimas einzusetzen“, erzählt Bürgermeister Claus.

Seit Oktober 2008 ist die Brikettfabrik auch Veranstaltungsort der Klimaakademie LOUISE, deren Anliegen es unter anderem ist, den Bürgerinnen und Bürger der Stadt, aber auch über die Stadtgrenze hinweg, die neuesten Techniken und eigenen Umsetzungsmöglichkeiten im Bereich der Energieeffizienz sowie der Erneuerbaren Energien näherzubringen. Seit 2011 ist die Louise auch zu einem Lernort für ErzieherInnen regionaler Kitas, Grundschulen und Horte geworden, denn in den Räumen der Schülerakademie Elbe-Elster werden sie für das Projekt „Haus der kleinen Forscher“ qualifiziert, welches auf Initiative des Landkreises Elbe-Elster und der Stiftung „Haus der kleinen Forscher“ in der Region Elbe-Elster umgesetzt wird.

Etliche Veranstaltungen wurden seit der Gründung der Klimaakademie auf dem Gelände der Brikettfabrik LOUISE initiiert. So etwa die Schüler-Ingenieur-Akademie Elbe-Elster (SIA EE) oder die Energiefachtagungen und die Erneuerbare-Energien-Messen, die in diesem Jahr zum vierten Mal infolge stattfinden. Anfang Juli 2013 startete die Stadt Uebigau-Wahrenbrück gemeinsam mit den Landkreisen Wittenberg und Tirschenreuth das BMBF-Forschungsprojekt „Wachstum, Widerstand, Wohlstand – als Dimension regionaler Energieflächenpolitik“. Ziel ist es, praktikable Instrumente für eine regional optimierte Nutzung EE-geeigneter Flächen zu entwickeln und in (inter-)kommunale Politikprozesse einzubetten, um so den weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energien sowohl dynamisch zu halten als auch langfristig ökologisch, ökonomisch und sozial tragfähig zu gestalten. Während des Projektes soll die Brikettfabrik Louise als Transformations- und Transferort in der Energiewende weiterentwickelt werden.

Ressourcen aus der Region nutzen

Die Brikettfabrik ist aber nicht nur ein Ort, in dem auf Veranstaltungen über Erneuerbare Energien informiert wird. Zwei Windparks liefern mit  ihren knapp 30 Windmühlen mehr Strom, als in der Stadt verbraucht wird. Auch an einer erneuerbaren Wärmeversorgung wird gearbeitet. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte  Initiative „RePro – Ressourcen vom Land“ koordiniert gemeinsam mit der Stadt, den Bürgerinnen und Bürgern, der Klimaschutzregion Elbe-Elster und der Bioenergie-Region Wittenberg Projekte zur Nutzung der regionalen Biomasse zur Energieerzeugung. So wird derzeit daran gearbeitet,  Waldrestholz aus dem Landeswald vor Ort energetisch zu verwerten. Eine Holzhackschnitzel-Heizung in der Grundschule Wahrenbrück läuft als Pilotanlage seit 2010. Parallel dazu konnte im Jahr 2013 auf 8ha Fläche die erste Kurzumtriebs-plantage (KUP) mit 80.000 Pappelstecklingen bepflanzt werden. In ca. 3 Jahren kann die Fläche zur Gewinnung von regional erzeugten Holzhackschnitzeln erstmalig  genutzt werden.

Neben dem Leuchtturmprojekt in der Grundschule steht nun die Planung und Errichtung eines Nahwärmenetzes an, welches dann etwa 100 Haushalte gemeinschaftlich mit sauberer Wärme aus Biogasabwärme und Holzhackschnitzeln versorgen kann. „Von der Umstellung der alten Ölheizungen auf das lokale Wärmenetz würde nicht nur das Klima profitieren, sondern auch der Geldbeutel der angeschlossenen Haushalte“, zeigt sich Bürgermeister Claus überzeugt. Innerhalb weniger Jahre hat sich ein Nahwärmenetz amortisiert. Außerdem sind regionale Ressourcen von schwankenden Marktpreisen relativ unabhängig, als importiertes Öl und Gas.“ Zudem werden saubere, regenerative Heizungen und energiesparende Sanierungen durch die Programme der KfW und des BAFA staatlich gefördert. Die Region benötigt positive Beispiele in Bürgerhand, damit sich der Gedanke einer nachhaltigen Wärme- und Energieerzeugung in der Energieregion Lausitz-Spreewald weiter verbreitet.