Energie-Kommune des Monats: Urensollen

August 2013

Die oberpfälzische Gemeinde Ursensollen mit ihren 3.700 Einwohnern setzt auf Wind im Wald. Mit den am 31. Juli 2013 ans Netz gegangenen fünf Windenergieanlagen auf der windreichen und bewaldeten Fläche des Oberpfälzer Jura werden in der Gemeinde viermal mehr Strom im Jahr erzeugt, als sie im selben Zeitraum verbraucht. Und bei der Wertschöpfung aus den Windrädern sind die Menschen vor Ort beteiligt: Ein Windrad wurde als Bürgerwindrad, ein anderes als Kommunalwindrad realisiert. Die anspruchsvolle Projektierung der Windenergieanlagen im Wald übernahm das in Regensburg ansässige Unternehmen Ostwind AG.

"Um die energiepolitischen Ziele des Freistaats Bayern zu erreichen, müssen in den Kommunen auch Windräder gebaut werden", erklärt Bürgermeister Mädler. Das Ziel der bayerischen Staatsregierung ist es, den Anteil des regenerativen Stroms am Bruttostromverbrauch von derzeit etwa 25 Prozent auf über 50 Prozent im Jahr 2021 zu steigern. "Aber es geht nicht mit reiner Weisung von oben, sondern nur im Dialog, in dem auch das Für und Wider offen diskutiert wird", ergänzt Mädler. Den offenen Dialog sucht der Gemeinderat mit lokalen Energieexperten ebenso, wie mit den Bürgerinnen und Bürgern. "Mindestens vier Bürgerversammlung finden jedes Jahr statt, in denen auch über das Thema Windenergie diskutiert wird", erklärt Bürgermeister Mädler. "Der Gemeinderat informierte sich im Vorfeld umfassend bei verschiedenen Energieexperten und bringt das Wissen in die Diskussion mit den Bürgern ein." 

Wind im Wald

Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Akteuren funktioniert in der Gemeinde Ursensollen: "Die Bürger sind von sich aus sehr aktiv. Sie haben bisher ca. 350 Photovoltaik-Anlagen, eine Biogasanlage und ein kleines Wasserkraftwerk errichtet ", erläutert Mädler. "Seit der Projektierung der beiden Windräder an der "Hohen Straße" - auf die die Gemeinde Einfluss nehmen konnte - war es Ziel der Kommune, die Wertschöpfung vor allem der Gemeinde selbst und den Bürgern zukommen zu lassen." Diese beiden Windenergieanlagen haben eine Nabenhöhe von 141 Meter und eine Leistung von zusammen 4,8 Megawatt. Damit liefern diese beiden Anlagen jedes Jahr genug Strom, um den Verbrauch von etwa 4.000 Haushalten im gleichen Zeitraum zu decken. Diese beiden Anlagen tragen außerdem jedes Jahr zu CO2-Einsparungen von etwa 12.500 Tonnen bei. Die Nutzung der Windenergie im Wald ist immer eine besondere Herausforderung. "Wie bei allen Maßnahmen haben wir im Gemeinderat Experten in unsere Entscheidung mit einbezogen", erinnert sich der Bürgermeister. "Auch die Argumente der Bürger dafür und dagegen müssen ernst genommen und abgewogen werden, gerade im Bereich eines Naturparks."

Wichtiges Ziel aller Verantwortlichen war es, nicht nur den örtlichen privaten Investoren Wertschöpfung zu ermöglichen, sondern durch die Beteiligung der Kommune allen Bürgern Nutzen daraus zukommen zu lassen. Aus zukünftigen Erlösen kann die Gemeinde ihre Aufgaben noch besser erfüllen. "Durch das Kommunalwindrad kommt der saubere Strom auch denen zu Gute, die sich nicht beteiligen konnten." Die kommunale Wertschöpfung steht für die Gemeinde im Mittelpunkt ihrer Bemühungen, nicht nur die Rendite. "Das Windrad wird sich selbst finanzieren und neue energetische Möglichkeiten eröffnen", bringt Mädler die Zielsetzung auf den Punkt. Betrieben wird das Kommunalwindrad von der "Kommunal GmbH". Das gemeindeeigene, neu gegründete Unternehmen, das neben dem Windrad auch einige Photovoltaikanlagen betreibt, hat sich das notwendige Geld von der örtlichen Sparkasse geliehen.

Das Ziel weist den Weg

Die Gemeinde, östlich gelegen von Nürnberg, ist in der Region auch für das gute Bier, für den Naturpark Hirschwald und für  das langjährige Engagement im Klimaschutz und bei den regenerativen Energien bekannt. "Seit 2005 steht das Thema Energie bei uns ganz oben auf der Agenda", erzählt der 1. Bürgermeister der Gemeinde Franz Mädler. "Wir haben damals schon mit einer Strom sparenden Umrüstung der Straßenbeleuchtung angefangen, haben 2007 den "Bayerischen Umweltpreis"  für die erste mit Erdwärme beheizte Sporthalle Bayerns bekommen und haben uns bereits 2010 mit dem im Gemeinderat einstimmig verabschiedeten Energieleitbild die vollständige Versorgung mit regionalem Strom aus erneuerbaren Energien bis 2013 auf die Fahne geschrieben."

So wurde auch das Energetische Leitbild der Gemeinde Ursensollen zunächst zusammen mit Energieexperten und den lokalen Energiebeauftragten gemeinsam entwickelt und dann im Gemeinderat einstimmig verabschiedet. Neben der Energieeinsparung und der bilanziellen Stromvollversorgung aus erneuerbaren Quellen stehen auch der Austausch der klimaschädlichen Öl- und Gasheizungen sowie der Ausstieg aus der gefährlichen Atomenergie im Leitbild. "Als Kommune und als Bürger können und müssen wir die großen politischen Ziele unterstützen und aktiv beim Umbau der Energieversorgung mithelfen", bemerkt Mädler. "Kommunen sind sehr nah bei den Menschen und haben auch die örtliche Wirtschaft im Blick. Wenn der vor Ort erzeugte regenerative Strom auch noch lokal verbraucht werden kann wird die Akzeptanz der Energiewende noch größer werden."

Sauberes Konzept

Auch in Zukunft wird die Gemeinde Ursensollen aus Verantwortung den kommenden Generationen gegenüber den Umbau der Energieversorgung mitgestalten. "Erneuerbare Energie zu erzeugen ist der erste und wichtigste Schritt", fasst Mädler die schon erreichten Erfolge in Richtung kommunale Energiewende zusammen. "Das nächste Projekt ist, den regenerativ erzeugten Strom auch vor Ort zu nutzen."  Beispiele für eine lokale Versorgung mit eigener Energie liefern bereits mehrere mittelständische Unternehmen in den örtlichen Gewerbegebieten. Die betriebseigenen Blockheizkraftwerke und Photovoltaik-Anlagen liefern Wärme und Strom. Diese Art der Selbstversorgung hat auch der Bürgermeister für seine Gemeinde als Ziel im Auge: "Wir haben gerade ein umfassendes Energiekonzept in Auftrag gegeben, das unsere Möglichkeiten im Bereich Eigenverbrauch, Energieeinsparung, Energiespeicherung, Wärmenetz sowie regionalem Verbrauch untersucht. Mit der "Hochschule für angewandte Wissenschaften" in Amberg und dem Institut "FraunhoferUmsicht", sowie dem "Amt für ländliche Entwicklung" in Bayern stehen kompetente und starke Partner an unserer Seite". Damit hat die Energie-Kommune Ursensollen schon die nächsten großen Schritte bereits in Vorbereitung.