Energie-Kommune des Monats: Weissach im Tal

August 2011

Kommunen können einen entscheidenden Beitrag für den erfolgreichen Start einer Energiegenossenschaft liefern, etwa indem sie als Experten die notwendige Vorarbeit leisten, die Bürger auf Veranstaltungen informieren und Dachflächen für Photovoltaikanlagen bereitstellen. Dies zeigt das Beispiel der Gemeinde Weissach im Tal, unweit der baden-württembergischen Landeshauptstadt Stuttgart. Dort legten Vertreter der Kommune, der örtlichen Raiffeisenbank und des Genossenschaftsverbands Baden-Württemberg den Grundstein der Energiegemeinschaft Weissacher Tal eG.

Die Energiegenossenschaft wächst
Im August 2011, drei Jahre nach der Gründung, liegt die Mitgliederzahl der Energiegenossenschaft bereits bei 239 – Tendenz steigend. Mehr als 14.000 Geschäftsanteile zu je 50 Euro konnten durch die Bürger eingebracht werden. Davon wurden vor allem auf Dächern kommunaler Gebäude zehn Photovoltaikanlagen errichtet, die pro Jahr etwa 330.000 Kilowattstunden Strom produzieren. Das entspricht einer Einsparung von ca. 230 Tonnen CO2. Aber nicht nur das Klima profitiert, sondern auch die Genossenschaftler, die eine jährliche Rendite von etwa vier Prozent erzielen.

„Es war uns besonders wichtig, jedem Interessenten aus der Region die Möglichkeit zu geben, bei diesem Projekt mitzuwirken. Deshalb haben wir als Beteiligungsmodell die gleichberechtigte und damit demokratische und weithin akzeptierte Form der Genossenschaft gewählt“, erklärt der Bürgermeister von Weissach im Tal, Ian Schölzel, der auch ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der Energiegenossenschaft ist.

Auch die Kommune ist beteiligt
Die Gemeinde hat sich mit 5.000 Euro bei der Gründung beteiligt. Ursprünglich wollte die Gemeinde sich mit einem höheren Betrag engagieren, doch die Kommunalaufsicht legte Einspruch ein. Die Kommune veranstaltete einen Informationsabend für die Bürger. „Wir haben die Gründung der Genossenschaft noch am selben Abend durchgeführt, da dadurch die Informationen noch präsent sind und die Bürger nicht noch zu einem zweiten Treffen kommen müssen“, erklärt Rudolf Scharer, Gemeinderatmitarbeiter und Leiter der Geschäftsstelle der Energiegenossenschaft. 79 Bürger beteiligten sich so schon am ersten Tag. Der Blick zurück macht deutlich: die Kommunen können einen entscheidenden Beitrag für den erfolgreichen Start einer Energiegenossenschaft liefern, indem Sie als und mit Experten die notwendige Vorarbeit leisten. Außerdem kann sie durch Veranstaltungen informieren und Dachflächen bereitstellen. Umgekehrt ermöglichen Energiegenossenschaften gerade für kleine Kommunen ohne Gemeinde- oder Stadtwerk die Umsetzung konkreter Projekte.

„Die Beratung des zuständigen Genossenschaftsverbandes sollte man unbedingt in Anspruch nehmen“, meint auch Rudolf Scharer. Die Unternehmensform der Genossenschaft bietet einen sicheren Rahmen, um das Engagement der Bürger für die Erneuerbaren Energien auch in konkrete und wirtschaftlich sinnvolle Projekte umzusetzen. Aber nicht nur externe Expertise sollte bei genossenschaftlichen Unternehmen hinzugezogen werden. Auch die internen Stärken tragen zu einer erfolgreichen Energiegenossenschaft bei. „Der Vorstand und eventuell auch der Aufsichtsrat sollten mit fachkundigen Personen besetzt werden“, berichtet Rudolf Scharer. Kaufmännisches und auch technisches Know-how sind in jeder Genossenschaft gefragt.

Die Energiegenossenschaft: Ein Gewinn für Alle
Der Erfolg der Energiegemeinschaft Weissacher Tal eG ist auch eine Folge des kommunalen Engagements für die Energiegenossenschaft. „Man sollte vorab Kontakt mit der Kommunalaufsicht aufnehmen und so früh wie möglich den oder die Bürgermeister beteiligter Kommunen als Repräsentanten für die Sache gewinnen und damit auch die interkommunale Zusammenarbeit stärken“, rät Scharer. Die Möglichkeiten der Kommunen beginnen bei der Bereitstellung von geeigneten Dächern. Denn das Kapital, das durch eine Energiegenossenschaft generiert wird, übersteigt die Kapazitäten der meisten Privatdächer.

Energiegenossenschaften wie die Energiegemeinschaft Weissacher Tal zeigen, dass eine Versorgung aus Erneuerbaren Energien aus Bürgerhand realisiert werden und so den Weg in eine dezentrale Energieversorgung ebnen kann. Und nicht zuletzt profitieren alle Einwohner in Weissach im Tal und den Nachbargemeinden Allmersbach im Tal und Auenwald von den zusätzlichen Steuereinnahmen, den Aufträgen für Planung und Handwerk, den nachfolgenden Investitionen und nicht zuletzt dem Klimaschutz.