Szenarien für den Kohleausstieg

Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Energiewirtschaft und Energiesystemtechnik (Fraunhofer IEE) im Auftrag von Greenpeace sowie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) im August 2018 zeigen auf, wie mit einem beschleunigtem Kohleausstieg die Klimaziele 2020 und 2030 erreicht werden können.

Klimaziel 2020 durch sofortige Schließung von Braunkohlekraftwerken

Zur Wiederaufnahme der Arbeit der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ (auch „Kohlekommission“) legen das Fraunhofer IEE und Greenpeace ein Energieszenario zur Vermeidung der Treibhausgasemissionen vor. Greenpeace Geschäftsführer Martin Kaiser ist Teil der 28-köpfigen Kommission, welche die Bundesregierung im Juni 2018 eingesetzt hatte.

Die Studie zeigt auf, wie durch den Ausbau Erneuerbarer Energien sowie der Drosselung und Stilllegung von Braunkohlekraftwerken das Klimaziel 2020 noch realisiert werden kann. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien kann besonders durch die Umsetzung jener Sonderausschreibungen von 9 Gigawatt (GW) für Windenergie- und Photovoltaikanlagen befördert werden, die der Koalitionsvertrag festgelegt und welche die Bundesregierung aber bisher noch nicht umgesetzt hat. Mit den Sonderausschreibungen müssten für das Erreichen des Klimaziels bis 2020 zudem 6,1 GW Braunkohleleistung stillgelegt werden. Das entspricht 14 Kraftwerken, welche 2020 alle älter als 35 Jahre sind. Weitere Kraftwerke, mit einem Alter von über 20 Jahre, würden auf 6.000 Volllaststunden gedrosselt und damit 7,4 GW Emissionen gespart.

Um das Klimaziel 2020 noch zu erreichen, müsste Deutschland außerdem von seinen hohen Stromexporten absehen und bis zu einem Ausgleich der Energiebilanz auf zusätzliche Importe aus dem europäischen Ausland zurückgreifen. Diese Energieimporte können aus Gaskraftwerken kommen, jedoch ist auch Atomstrom nicht auszuschließen. Laut der Studie kann trotz des wachsenden Imports durch die verstärkte Stromerzeugung aus den Erneuerbaren der Strompreis gesenkt werden.

Anreiz für Europa

Auch das DIW hat im August 2018 zwei Szenarien für den Kohleausstieg vorgestellt: Demnach ließe sich das Klimaziel erreichen, wenn Kohlekraftwerke mit einer Leistung von 3 Gigawatt (GW) abgeschaltet und gleichzeitig die Volllaststunden auf 4.000 pro Jahr gedrosselt würden.

Die Studie des DIW nimmt zudem das Klimaziel 2030 in den Blick, welches von der Bundesregierung mit einer CO2-Senkung von mindestens 60 Prozent gegenüber 1990 veranlagt ist. In dem Szenario des „mittleren Ausstiegs“ würden bis 2030 nur noch 0,6 GW aus Braunkohlekraftwerken kommen. Jedoch wird ohne die zusätzliche Drosselung der Kraftwerke selbst hier das Klimaziel knapp verfehlt. Mit dem „schnellen Ausstieg“ kann über die Schließung aller Braunkohlekraftwerke hinaus bis 2030 auch schon die Leistung von Steinkohlekraftwerke verringert werden.

Das DIW geht auch davon aus, dass der beschleunigte Kohleausstieg in Deutschland die Stromerzeugung aus klimafreundlicheren Gaskraftwerken in den Nachbarländern steigern kann. Die abnehmenden Stromimporte aus Deutschland können einen Anreiz zum Ausbau von Erneuerbaren Energien in ganz Europa geben, während laut der Prognose Atom- und Kohlekraftwerke nicht stärker genutzt werden. Innerhalb der verschiedenen Szenarien rechnet die Studie mit einer europäischen CO2-Emissionsreduktion von 10-17 Prozent im Jahr 2030, im Vergleich zu einem Szenario ohne weitere energie- und umweltpolitische Maßnahmen.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.