Preise für CO2-Zertifikate steigen

Seit Jahresbeginn haben sich die Preise für Emissionszertifikate im EU-Emissionshandel nahezu verdreifacht. Während eine Tonne CO2 im Januar 2018 noch ca. sieben Euro kostete, lag der Preis im September 2018 bei rund 20 Euro. Wie verschiedene Medien berichten, reagieren Händler bereits jetzt auf die Reform des Emissionshandels, die erst ab 2019 in Kraft treten wird.

Im Winter 2017 hatten sich der Rat der EU-Mitgliedstaaten und das EU-Parlament geeinigt, den Zertifikate-Überschuss schneller abzubauen als bisher. Ab 2019 sollen jedes Jahr 24 Prozent des Überschusses aus dem Markt genommen und in die sogenannte Marktstabilitätsreserve überführt werden. Mit dieser Reform soll der Emissionshandel ab 2020 endlich Wirkung entfalten für den Klimaschutz. Denn bisher war der Emissionshandel aufgrund eines Überangebotes an Zertifikaten kein wirksames Klimaschutzinstrument – die Historie des 2005 gestarteten Emissionshandels ruft ein Bericht von Spiegel Online erneut ins Gedächtnis.

Warum die Preise bereits 2018 anziehen, führen Energieexperten auf das Einkaufsverhalten von Händlern zurück. Spiegel Online zitiert Angela Pietroni, Expertin des Berliner Analysehauses Energy Brainpool. Ihrer Meinung nach habe der Wettlauf, sich möglichst günstig abzusichern bereits begonnen. „Viele Markteilnehmer sind gerade getrieben von dem Gedanken: 'Lieber jetzt für unter 30 Euro einkaufen als zu spät'“. Der Chefökonom des Öko-Instituts, Felix Matthes, erkennt im steigenden Preis teilweise Marktspekulationen: Es sei auch möglich, dass die CO2-Preise auch wieder sinken könnten. Erst Ende der 20er-Jahre, wenn die CO2-Zertifikate wirklich knapp werden, sei mit einem stabileren Preishoch zu rechnen.

Experten rechnen mit weiteren Preissteigerungen für CO2-Zertifikate und dadurch mit einem Strukturwandel

Das Fachmagazin euractiv berichtet über die Prognose der Carbon Tracker Initiative, wonach sich die Preise für europäische CO2-Emissionszertifikate bis 2023 bei durchschnittlich 35 bis 40 Euro pro Tonne einpendeln könnten. Dadurch könnte der Wechsel von Kohle auf Erdgas und andere Energieformen beschleunigt werden. Denn, so bringt es Spiegel Online auf den Punkt: Wenn der CO2-Ausstoß teurer wird, dann werden jene Kraftwerke, die besonders viel CO2 ausstoßen, unrentabler. Und das sind eben ausgerechnet die Kohlemeiler. Das PV-Magazin zitiert zu diesem Aspekt einen weiteren Analysten aus dem Hause Enervis: „Ein Zertifikatspreis jenseits 35 Euro pro Tonne CO2 kann bereits kurzfristig zu einer grundlegenden Verschiebung der Stromerzeugungsstrukturen und zu spürbar geringeren CO2-Emissionen im Kraftwerkspark führen.“ Ab einem Preis von 35 Euro pro Tonne würden die Gaskraftwerke mit Wirkungsgraden größer 55 Prozent die Steinkohlekraftwerke mit weniger als 39 Prozent verdrängen. Die jährliche Stromerzeugung aus den Kohlekraftwerken könnte sich also ab diesem Preisniveau um 30 Prozent und mehr reduzieren.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.