Energie-Kommune des Monats: Frankfurt am Main / Regionalverband FrankfurtRheinMain

Oktober 2014

Im Herzen von Europa liegt das pulsierende Finanzzentrum Frankfurt am Main. Im Doppelturm der Europäischen Zentralbank werden von Frankfurt aus die währungspolitischen Entscheidungen für die 330 Millionen Menschen der Eurozone getroffen. Aber Frankfurt ist nicht nur international vernetzt: Jeden Morgen strömen Hunderttausende Pendler aus dem Hauptbahnhof und in die Büros in und um die Frankfurter Skyline. Angestoßen durch die Herausforderungen der Energiewende arbeiten Stadt und Umland an einer Vertiefung der regionalen Vernetzung. Seit April 2013 arbeiten die Stadt Frankfurt mit dem Regionalverband FrankfurtRheinMain im Rahmen des „Masterplans 100% Klimaschutz“ an einem gemeinsamen Energiekonzept, das die komplette Versorgung von Stadt und Region mit Erneuerbaren Energien zum Ziel hat. „Eine Vollversorgung mit lokalen Energie-Ressourcen funktioniert für eine Metropole wie Frankfurt nur mit einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Umland“, betont Rosemarie Heilig, Dezernentin für Umwelt und Gesundheit der Stadt Frankfurt am Main. Für Ludger Stüve, Verbandsdirektor des Regionalverbands FrankfurtRheinMain, sind mit der Kooperation beim Ausbau der Erneuerbaren Energien auch neue wirtschaftliche Möglichkeiten verbunden: „Während wir vorher sowohl als Stadt wie auch als Region reiner Konsument von Energie waren, verankern wir die Wertschöpfung nun in der Region.“ Alleine die Stadt Frankfurt hatte bereits 2010 Gesamtausgaben für Energie in Höhe von ca. 1,8 Mrd. Euro (Strom, Wärme, Verkehr).

Region unter Strom

Insgesamt 75 Kommunen mit rund 2,2 Millionen Einwohnern gehören zum Regionalverband FrankfurtRheinMain. Der Verband steuert und koordiniert die regionale Entwicklung aber auch in der weit größeren Metropolregion Frankfurt Rhein/Main, die insgesamt etwa 5,5 Millionen Menschen eine Heimat bietet. Sie liegt auf der Schnittstelle der drei Bundesländer Bayern, Hessen und Rheinland-Pfalz. „Es ist wichtig, einen interkommunalen Blick auf die Region zu haben“, betont Ludger Stüve. „Eine gemeinsame Strategie funktioniert nur durch einen Ausgleich der verschiedenen Einzelinteressen.“

Dem Verband im Wesentlichen zwei Instrumente zur Verfügung, diesen Ausgleich zu fördern:
Das formelle Verfahren des Regionalen Flächennutzungsplans (RegFNP) und des Landschaftsplans sowie informelle Verfahren wie die Entwicklung eines Regionalen Energiekonzeptes mit entsprechen-den Analysen, Leitlinien, Zielen und Umsetzungsstrategien. Bei der aktuellen Teilfortschreibung des Regionalen Flächennutzungsplans steht die Ermittlung und Festlegung der Flächen für die Windenergie im Mittelpunkt. „Viele andere Aspekte der Energiewende, wie beispielsweise die Energieeinsparung und -effizienz, sind jedoch durch formelle Planung kaum steuerbar“, so Stüve. „Hier schafft das Regionale Energiekonzept eine wichtige Ergänzung, indem es sich auf die Zusammenarbeit der regionalen Akteure konzentriert.“ Stadt und Region haben hier im letzten Jahr wichtige Vorarbeiten geleistet, ab November sind alle regionalen Akteure zur Beteiligungsphase eingeladen ihre Ideen und Projekte einzubringen.

Im Kleinen fängt es an

„Die Energiewende beginnt nicht mit den Windrädern, sondern bereits mit dem Energieverbrauch in jedem einzelnen Haushalt“, bekräftigt Rosemarie Heilig. „Ein Teil der gemeinsamen Zielsetzung ist daher auch eine massive Einsparung im Energieverbrauch der Stadt Frankfurt.“ Insgesamt 50 Prozent der bisher jährlich verbrauchten Energie von 22.600 Gigawattstunden sollen eingespart werden. Die Maßnahmen um dieses Ziel zu erreichen sind vielfältig: „In Frankfurt wurde der Stromspar-Check entwickelt, bei dem Stromsparhelfer gerade einkommensschwachen Haushalten durch einfache Tipps helfen, den Stromverbrauch und damit auch die Kosten zu senken“, so Rosemarie Heilig. „Schon seit 2007 kommt die Stadt zudem ihrer Vorbildfunktion nach und baut und saniert städtische Gebäude nur noch im Passivhausstandard. Daneben haben wir viele Quartiere, die dank Blockheizkraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung eine effiziente und gemeinschaftliche Wärmeversorgung umgesetzt haben.“

Ein gemeinsames Kommunikationsprojekt, welches die Stadt Frankfurt gemeinsam mit der Region umsetzt, ist der Architekturpreis „Green Building FrankfurtRheinMain“. Mit dem Preis werden Gebäude für innovative und überzeugende Energieversorgungskonzepte ausgezeichnet. Unter den Preisträgern findet sich so auch ein Einfamilienhaus aus den Siebziger Jahren, welches von einem ölbefeuerten Energiefresser dank Sanierung zu einem Energieplushaus wurde. Kernstück des neu gedämmten Hauses ist eine Solarstromanlage, die dank Luft-Wasser-Wärmepumpe und integrierter Ladestation auch die Bereiche Heizung und Mobilität abdeckt.

Die Zukunft vor Ort

„Der Ausbau der Erneuerbaren Energien sowie die sparsame und effiziente Verwendung von Energie sind die zwei großen Leitlinien der gemeinsamen Strategie“, umreißt Ludger Stüve die Zielsetzung. „Aber daneben gibt es natürlich auch noch viele andere Bereiche, die wir zusammen erarbeiten.“ Dazu gehört die Verbesserung der Energieberatung in der Region (Zusammenarbeit beim „Energiepunkt FrankfurtRheinMain“), aber auch die Erneuerung der alten Energieversorgungs¬systeme. „Nicht nur die Heizungen in vielen Kellern sind veraltet, sondern auch die Stromnetze entsprechen nicht mehr den Anforderungen der neuen Stromwelt“, beschreibt Rosemarie Heilig die systemischen Herausforderungen. „Wir sind deshalb froh, dass es in Frankfurt bereits einige Leuchttürme auch auf Seiten der Energieversorger und von Privatleuten gibt.“ So gibt es im Frankfurter Ostend seit diesem Jahr eine erste Versuchsanlage, die Energie aus Wind und Sonne mit Hilfe von Elektrolyse in Wasserstoff speichern kann. Gerade da nicht immer die Sonne scheint und immer der Wind weht, können solche „Power to Gas“-Verfahren gemeinsam mit Biogas aus biogenen Reststoffen eine wichtige Rolle in einer Vollversorgung aus Erneuerbaren Energien spielen. Ein anderes Projekt ist ein Mehrfamilienhaus, welches überschüssige Wärme aus dem Sommer in einem Eisspeicher für die kalte Jahresszeit speichert. Solche Beispiele fügen die Strategie der Stadt Frankfurt und der Region FrankfurtRheinMain zu einem schlüssigen Gesamtbild, bei dem die Energieversorgung einer Region gemeinsam gestemmt werden kann.