Energie-Kommune des Monats: Weimar

August 2014

Das thüringische Weimar ist bekannt für die großartigen Kulturschätze der „Weimarer Klassik“, für Goethe und Schiller. Aber Weimar zehrt nicht nur von der Vergangenheit, sondern erfindet sich immer wieder neu. So ist die Stadt auch Wiege des Bauhauses, einer der einflussreichsten Bildungsstätten für moderne Architektur, Kunst und Design. Die Ausrichtung auf die Zukunft gehört also zu Weimar dazu. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die knapp 64.000 Bürgerinnen und Bürger die Herausforderungen des Klimawandels aktiv angehen. Die Energiegenossenschaft Energie in Bürgerhand eG engagiert sich gemeinsam mit den Stadtwerken für den Ausbau von Solarstromanlagen in der Stadt und von Windenergieanlagen im Umland. „Mit dem Ausbau der Erneuerbaren Energien kann ein entscheidender Beitrag zum Klimaschutz geleistet werden“, erklärt Weimars Oberbürgermeister Stefan Wolf. „Weimar hat das Glück, mit den Stadtwerken einen kompetenten Partner an der Seite zu haben, der gemeinsam mit der Energiegenossenschaft und in Zusammenarbeit mit dem Umland die Energiewende vor Ort stemmt.“

Gemeinsam für Energie sorgen

Gegründet wurde die Energiegenossenschaft bereits 2012 mit damals 14 Mitgliedern aus Weimar und dem Weimarer Land. „Die Stadt hatte damals mehrere Dachflächen zur Bebauung mit einer Solaranlage ausgeschrieben“, erinnert sich Oberbürgermeister Wolf. „Mit der Anlage am Lindenberg hat die Genossenschaft dann 2013 die erste Anlage umgesetzt.“ Die Photovoltaikanlage wurde auf dem Gelände des örtlichen Fußballvereins errichtet und der Strom wird in Teilen direkt vor Ort verbraucht. Dank einer Förderung des Bundesamts für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) werden seit diesem Jahr die Erträge der Solarstromanlagen auf den kommunalen Dächern der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dazu dienen Infoterminals, die in und an öffentlichen Gebäuden  installiert sind. Neben weiteren Solaranlagen ist die Genossenschaft auch an zwei Windrädern im Weimarer Land beteiligt. „Während wir hier in der Stadt ein großes Potenzial für Sonnenergie haben, sieht dies bei der Windenergie schon schwieriger aus“, betont Oberbürgermeister Wolf. „Weimar möchte daher mit dem Weimarer Land gemeinsam für den Ausbau der Windenergie sorgen.“ Um den Bürgern auch das notwendige Knowhow an die Seite zu stellen, sind seit 2013 auch die Stadtwerke als Mitglied an der Genossenschaft beteiligt.

Stadtwerke schließen sich zusammen

„Die Stadtwerke sind nicht nur direkt in Weimar aktiv, sondern haben mit 10 weiteren Stadtwerken die Windkraft Thüringen GmbH gegründet“, so der Oberbürgermeister. „Damit wollen die verschiedenen Stadtwerke gemeinsam  den Klimaschutz und die regionale Energieversorgung in ganz Thüringen nach Vorne bringen.“ In Immenrode ist im Juli 2014 nun das erste Projekt umgesetzt worden. Ein altes Windrad wurde repowert. Anstelle der alten Anlage entsteht nun ein neues Windrad mit einer Gesamtleistung von 2,3 Megawatt. Die 3,5 Millionen Euro teure Anlage kann etwa 2.000 Haushalte mit Strom versorgen. Obwohl die Anlage genauso viel Platz einnimmt wie das alte Windrad, steht so viel mehr Strom bereit. Über das Repowering können damit die Anteile der Erneuerbaren Energie am Stromverbrauch weiter gesteigert werden, ohne dass dabei mehr Platz benötigt wird.

Klimaschutz steht im Vordergrund

„Als Kommune versuchen wir, das Engagement der Bürgerinnen und Bürger und der Stadtwerke für den Klimaschutz zu unterstützen und zu forcieren“, erklärt Oberbürgermeister Wolf die Strategie der Stadt. „Dafür haben wir einen Klimamanager eingestellt, der die verschiedenen Aktivitäten der Stadt koordiniert und uns steht mit dem Klimaschutzkonzept einen wichtiger Leitfaden zur Verfügung.“ In Folge des Klimaschutzkonzepts hat sich Weimar ambitionierte und doch realistische Ziele für das Jahr 2020 gesetzt. Der Energieverbrauch soll im Wärmebereich um 30 Prozent und im Strombereich um 20 Prozent gesenkt werden. Der Anteil der Erneuerbaren und der Kraft-Wärme-Kopplung soll auf 36 Prozent steigen. Der Ausstoß von CO2 soll um 25 Prozent reduziert werden. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Gebäude in kommunaler Trägerschaft, beispielsweise Kindertagesstätten und Schulen energetisch saniert. Dabei wurden regenerative Energien zur eigenen Energieversorgung häufig mit einbezogen. Weitere Gebäude werden folgen. Gemeinsam mit den Stadtwerken bietet die Kommune zudem eine kommunale Förderung für ökologisch nachhaltige Energiebereitstellung an. „In Weimar haben Zeitenwenden schon immer eine Heimat gefunden  - sei es die Moderne oder die Klassik“, bekräftigt Oberbürgermeister Wolf. „Und so sehen wir hier die Energiewende auch als neuen Gestaltungsspielraum für innovative und doch regionale Konzepte.“