"Lithium-Ionen haben sich für uns als Technologie bewährt und gehören zu den wichtigsten Pfeilern der Energiewende."

Frau González, Sie sind Leiterin New Technology bei den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) einer der größten Energieversorger der Schweiz. Sie beschäftigen sich unter anderem mit Batteriespeichern und Smart-Grids (intelligente Stromnetze).

Wie kamen Sie zu diesem Bereich?


Bei der Studienauswahl war mir sofort klar, dass ich Ingenieurin werden wollte. Meine Generation ist mit dem Aufkommen des Internets groß geworden. Wie Technologien unsere Welt verändern, hat mich schon immer fasziniert. Auf den Bereich Energiesysteme habe ich mich erst am Ende des Studiums fokussiert, als die Herausforderungen aufgrund des Klimawandels immer präsenter wurden. Ich wollte mit meiner Arbeit einen Beitrag leisten. Seitdem bin ich in diesem Bereich tätig.


Wie sieht ihr Arbeitsalltag aus?


Die wichtigste Aufgabe meines Teams ist es, die EKZ Gruppe mit neuen Technologien und neuen Geschäftsmodellen bei der Transformation des Energiesystems zu unterstützen. Das bedeutet, dass wir meistens etwas Neues ausprobieren, zum Beispiel im Rahmen eines Pilotprojekts. Die Arbeit ist daher sehr vielfältig und erfordert auch viel Flexibilität: Wir müssen immer wieder bewusst unsere Arbeitshypothesen in Frage stellen, und keine Hemmung haben einen Kurswechsel einzuleiten, wenn das sinnvoll ist.


Zu meiner Arbeit gehört, mich mit unserem akademischen und Startup-Partnern bestehende und neue Aktivitäten zu koordinieren, mit meinem Team Konzepte und Strategien für die die laufenden Projekte zu erarbeiten, aus Datenanalysen Learnings zu ziehen, mit internen Stakeholdern im Kontakt zu bleiben, um ihre konkreten Herausforderungen besser adressieren zu können… Wer neue Ansätze im Feld testet, wird immer wieder mit Problemen konfrontiert, die unmittelbar eine schnelle Lösung erfordern; dieser Teil meines beruflichen Alltags ist kaum planbar und erfordert große Flexibilität.

Was sind die Vorteile eines Smart-Grids?


Ein wesentlicher Teil der Energiewende findet im Verteilnetz statt – es werden immer mehr Wärmepumpen, Ladestationen für E-Fahrzeuge, Photovoltaikanlagen bei unseren Kunden installiert. Um diese Anlagen im Netz zu integrieren, ohne die Verteilnetze dabei stark ausbauen zu müssen, sind intelligentere Verteilnetze erforderlich. Wir können zum Beispiel dank Smart Meter uns neu ein Bild der Auslastung des Netzes machen. Dank intelligenter Algorithmen können wir unsere Netze dynamischer steuern, beispielsweise basierend auf Wetterprognosen.

Welche sind die Herausforderungen eines Smart-Grids?

Neue Technologien haben viel kürzere Erneuerungszyklen als Transformatoren und Kabel. Diese Systeme sind viel komplexer und vernetzter und müssen so konzipiert werden, dass ein einziger Fehler nicht zu größeren Ausfällen führt. Das heißt, letztendlich sind andere Ansätze und Prozesse nötig, die nur mittels Change Management erfolgreich umgesetzt werden können.

Speichertechnologien sind für die Erneuerbaren Energien von großer Bedeutung. Mit dem steigenden Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromproduktion in Deutschland gewinnt das Lastmanagement an Bedeutung. Die EKZ baute bereits einige Stromspeicher. 


Welche Art von Speicher waren dies?

Wir haben zwei Lithium-Ionen Großspeicher im Betrieb. Einer davon ist bereits mehr als zehn Jahre alt. Das ist die erwartete Lebensdauer für solche Systeme im Einsatz. Unsere Batteriespeicher erbringen sogenannten Systemdienstleistungen. Das heißt, sie tragen zu Stabilität des kontinentaleuropäischen Netzes bei.

Darüber hinaus nutzen wir andere Arten von Energiespeicherung, indem wir Lasten von Kunden gezielt zur Entlastung des Netzes steuern. Das sind zum Beispiel Wärmepumpen oder Warmwasserboiler, die Energie in Form von Wärme speichern. Es ist uns wichtig, die vorhandene Flexibilität zu nutzen, bevor wir neue Komponenten im Netz einbauen.


Lithium-Ionen haben sich für uns als Technologie bewährt und gehören zu den wichtigsten Pfeilern der Energiewende.

Auch in der Erneuerbaren Branche sind Frauen unterrepräsentiert. Damit sich dies ändert sind neben gesetzlichen Rahmenbedingungen Vorbilder gefragt.

Welchen Rat können Sie jungen Frauen geben, die in diese Branche einsteigen möchten?

Erstens möchte ich betonen, dass wir als Gesellschaft die Verantwortung dafür tragen, dass Frauen nicht durch veraltete Rollenbilder in ihrer Entwicklung gebremst werden.


Jungen Frauen – zum Beispiel später meiner Tochter, natürlich auch meinem Sohn auf seinem späteren Berufsweg - würde ich raten, sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen zu lassen und ihren Weg zu gehen, egal wie „untypisch“ das ist. Es ist immer hilfreich, eine Mentorin oder einen Mentor zu finden, die/der einem dabei unterstützt.

Wer oder was inspiriert Sie?

Eine wichtige Motivation für mich ist, mit meiner Arbeit einen bescheidenen Beitrag zur Umstellung unseres bisherigen Energiesystems auf ein CO2-neutrales zu erbringen. Mit meinem Team Lösungen für komplexe Fragestellungen zu finden, macht mir immer wieder viel Freude.