Norwegen erwartet Wertrückgang von fossilen Brennstoffen

Der weltweit größte Staatsfonds will seine Anlagen in Kohle-, Öl- und Gasunternehmen zurückziehen und stattdessen bis zu 18 Milliarden Dollar in das Erneuerbare Energiesystem investieren.

Mitte Juni beschloss die Mehrheit des norwegischen Parlaments, dass der norwegische Staatsfonds „Staten pensjonsfond Utland“ (Staatliche Pensionsfonds Ausland) in Zukunft statt in Öl und Gas stärker in Erneuerbare Energien investieren soll. Der Fonds speist sich durch die norwegischen Einnahmen aus Öl- und Gasexporten und verwaltet etwa 930 Milliarden Euro, damit ist er der weltweit größte Staatsfonds. Die norwegische Minderheitsregierung aus Konservativen, Rechtskonservativen, Sozialliberalen und Christdemokraten stieß laut der Süddeutschen Zeitung den Schritt an, um die Anlagenstrategie des Fonds auf grüne Technologien der Zukunft auszulegen. Seit mehreren Jahren werden Regeln geschaffen, die die Investition in Kohleunternehmen erschweren. Die nun vorgeschlagene Regulierung untersagt die Anlage in Unternehmen, „die pro Jahr mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle fördern oder Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von mehr als 10.000 Megawatt betreiben.“ Durch diesen weitreichenden Schritt wird sich der Staatsfonds aus Öl- und Gasaktien im Wert von etwa acht Milliarden Dollar sowie 5,8 Milliarden Dollar im Kohlegeschäft herausziehen, berichtet der Artikel der Süddeutschen. Der Gesetzesvorschlag ermöglicht Investitionen bis zu 18 Millionen Dollar in Erneuerbare Energien, besonders den Ausbau von Wind- und Solarenergie.

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Der SPIEGEL interviewte Henrik Asheim, der für die konservative Regierungspartei den Wirtschafts- und Finanzausschusses leitet. Den Rückzug der Investitionen in fossile Brennstoffe erläutert er mit der Unwirtschaftlichkeit und der hohen Preisfluktuation der Ölmärkte: „Der Abbau von Beteiligungen im Erdölsektor ist hauptsächlich eine wirtschaftliche Entscheidung. Alle Einnahmen unseres Fonds stammen aus Öl und Gas. Wenn wir das Geld wieder im Ölsektor anlegen, sind wir noch abhängiger von den Ölmärkten“, so Asheim. Ökonomische und umweltpolitische Gründe hängen für ihn stark zusammen, besonders die Divestments im Kohlesektor sind für ihn notwendig: „Kohle ist insgesamt wesentlich einfacher ersetzbar durch erneuerbare Energieträger. Die Kohle hat einen sehr großen Anteil am Klimaproblem - und die Branche wird immer weniger profitabel.“ Im Gegensatz dazu soll zukunftsgewandt in grüne Technologien angelegt werden, ein Schritt, der nach Asheim durch Marktmechanismen, wie eine CO2-Steuer, begünstigt werden kann. Für das Erreichen der sehr ambitionierten Energie- und Klimaziele, die die Klimaneutralität Norwegens ab 2030 vorsehen, spielt die CO2-Steuer im skandinavischen Staat seit den 90er Jahren eine wichtige Rolle.

Das norwegische Finanzministerium rechnet mit einer Verdopplung des weltweiten Markwerts des Erneuerbaren Energiesystems bis 2030 auf 4,2 Billionen Dollar, schreibt der britische Guardian. Kommende Investitionen des Staatsfonds in Erneuerbare Technologien werden eine Vorbildfunktion haben. Die Geschäftsführerin der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC), Stephanie Pfeifer, spricht von einem Signal an den Markt, an dem bereits weitere Investoren ihre Anlagen in Kohleunternehmen aufgeben.

Die Energiezukunft hebt mögliche negative Auswirkungen der norwegischen Entscheidung für den deutschen Konzern RWE an der Börse hervor, dessen viertgrößter Einzelaktionär der Staatsfonds ist. 3,12 Prozent und damit 164 Millionen Euro legt der Fonds derzeitig in RWE an. Auch Uniper gehört zu den 150 Unternehmen, in die der Fonds nach den neuen Kriterien nicht weiter anlegen wird.

Dieser Artikel wurde im Renews, dem Newsletter der Agentur für Erneuerbare Energien, veröffentlicht.

Foto: Karsten Wuerth /Unsplash

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