... Oliver Hummel

Wie wirken Erneuerbare auf den Strompreis?

Oliver Hummel, Vorstandsvorsitzender der naturstrom AG:

Es ist immer noch ein weitverbreitetes Vorurteil, dass die Energiewende die Strompreise verteuert. Foto: naturstrom AGDabei sind Solar- und Windenergie längst die günstigsten Stromerzeuger – obwohl sich die CO2-Schadenskosten fossiler Energien oder die gesellschaftlichen Kosten der Atomenergie nicht einmal voll in den Marktpreisen widerspiegeln. Sicher hat die Erneuerbaren-Förderung auch lange einen Aufschlag auf den Strompreis bedeutet, heute aber macht Ökostrom nicht nur Klimaschutz in großem Stil möglich, sondern sichert auch unsere Energiepreise ab.

Das heißt: Je mehr Erneuerbare wir zubauen können, desto stärker wird der Preis gedrückt. Das wurde gerade im letzten Krisenjahr deutlich: In den Zeiten mit besonders hohem Erneuerbaren-Anteil war der Preis sehr viel günstiger als in Stunden mit wenig Wind und Sonne. Im Stromhandel setzt allerdings wie in vielen anderen Märkten für standardisierte Güter der letzte noch benötigte Anbieter, also das teuerste Kraftwerk, die Preise für alle. So lange wir nicht unabhängiger von fossilen Energien werden, werden Knappheiten wie letztes Jahr beim Gas daher weiterhin allgemein die Preise beeinflussen. Das gilt auch für Ökostromanbieter, so lange sie am Markt Energie beschaffen, da sich auch die Kosten für Wind- und Solarstrom am allgemeinen Preisniveau orientieren.

Um hier noch unabhängiger zu werden und die günstigen Erneuerbaren-Produktionskosten an unsere Kund:innen weiterzugeben, bauen wir bei naturstrom daher den eigenen Anlagenpark nun noch schneller aus als bisher. Schon heute können viele Menschen im Eigenheim durch Eigenverbrauch zudem direkt von günstigem Solarstrom profitieren. Um diese Vorteile größeren Bevölkerungskreisen zukommen zu lassen, realisieren wir auch erneuerbare Vor-Ort-Versorgungskonzepte wie Mieterstrom oder PV-/Wärmepumpen-Lösungen.

Den preissenkenden Effekten der Erneuerbaren wirken ärgerlicherweise die vielen Atomkraftwerke unseres Nachbarn Frankreich entgegen. Die angeblich so günstigen und zuverlässigen Anlagen erweisen sich als relativ unzuverlässige Strompreistreiber, da die AKW in den letzten Sommern aufgrund von Kühlwassermangel in den Flüssen immer mehr heruntergeregelt werden mussten. Die fehlende Produktion steigert dann die Preise. Das sich aktuell abzeichnende Rekord-Trockenjahr in Südeuropa lässt da auch für diesen Sommer nichts Gutes erwarten.

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