Energie-Kommune des Monats: Senftenberg

Oktober 2016

Senftenberg im Süden Brandenburgs ist mit rund 25.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt der Niederlausitz. Zu Zeiten der DDR galt die Kommune wegen ihrer großen Braunkohlevorkommen als Energiezentrum Brandenburgs. Im Laufe der Jahre nahm die Bedeutung der Braunkohle immer weiter ab, bis im Jahr 1999 der letzte Tagebau der Region seinen Betrieb einstellte.

Heute ist die Region, zu der mit dem Senftenberger See einer der größten künstlich angelegten Seen Deutschlands gehört, vor allem auf Tourismus spezialisiert. Seit kurzem trägt die Stadt Senftenberg den Titel „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Doch auch im Bereich der Erneuerbaren Energien ist die Kommune ein Vorreiter. Bereits im Jahr 2006 sorgte die bis dato größte Biogasanlage der Republik für deutschlandweite Aufmerksamkeit. Die Anlage, die ausschließlich auf der Basis nachwachsender Rohstoffe arbeitet, produziert drei Megawatt an elektrischer Leistung.

2016 präsentiert die Stadt den nächsten Meilenstein auf dem Weg der Energiewende: Im September wurde hier Deutschlands größte Solarthermieanlage offiziell in Betrieb genommen.

Senftenberg setzt auf Solarthermie

Die Solarthermieanlage wurde von den Stadtwerken auf einer Fläche von ca. 2,2 ha errichtet und soll rund vier Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr produzieren. Mit 1.680 Röhrenkollektoren ist die Anlage die größte Freiflächenröhrenkollektoranlage in Deutschland und laut Herstellerangaben sogar die weltweit größte ihrer Art. Die erzeugte Wärme wird in das kommunale Fernwärmenetz eingespeist und deckt in den Sommermonaten die Wärmegrundlast für etwa 10.000 Haushalte vor Ort. „Mit 1.745 Sonnenstunden im Jahr ist Senftenberg prädestiniert für die Wärme- und Stromerzeugung durch Solarkraft“, so Carsten Henkel, Geschäftsbereichsleiter des Bereichs Stadtplanung und Bauen im Senftenberger Rathaus. Den Verantwortlichen kam es bei der Planung der Solarthermieanlage außerdem zugute, dass mit der rekultivierten ehemaligen Deponie Laugkfeld eine ausreichend große Fläche mit optimaler Möglichkeit zur Anbindung an das Fernwärmenetz zur Verfügung stand, auf der das „Sonnenkraftwerk“ errichtet werden konnte. Gefördert wird das Projekt mit einem Investitionszuschuss aus dem Programm „Erneuerbare Energien Premium“ der KfW.

Die Wärmewende ist kommunal

Die Experten sind sich einig, dass die Klimaziele, die im Pariser Klimaschutzabkommen beschlossen wurden, nur durch eine Energiewende im Wärmesektor erreichbar sein werden. Die neuste Errungenschaft Senftenbergs ist ein Beispiel dafür, wie die Wärmewende kommunal vorangetrieben werden kann. Das Projekt bettet sich ein in die Klimaschutzbemühungen der Stadt. Bereits im Jahr 2013 präsentierte Senftenberg ein kommunales Energiekonzept, in dem die Chancen und Möglichkeiten für den Ausbau Erneuerbarer Energien sowie dem sparsamen Umgang mit Energie untersucht und bewertet wurden. Treibende Kraft bei der Umsetzung der im Energiekonzept vorgestellten Vorhaben sind dabei die Stadtwerke Senftenberg, die als 100-prozentige Tochterfirma der Stadt Senftenberg den überwiegenden Anteil der Energieversorgung der Kommune organisieren. Das Leitbild „Energetische Zukunft Senftenberg 2030“ nimmt vor allen Dingen den Wärmesektor in den Fokus, da der Wärmebedarf den größten Anteil am Gesamtenergieverbrauch der Kommune ausmacht. Die neue thermische Solaranlage Anlage leistet hier einen großen Beitrag für die regenerative Wärmeerzeugung. Im Sektor Strom, in dem bereits 2011 bilanziell bis zu 90 Prozent des Bedarfs regenerativ erzeugt wurde, strebt Senftenberg sogar eine Stromerzeugung von bilanziell mehr als 100 Prozent durch Erneuerbare Energien an. Erreicht werden soll das vorrangig durch Solarenergie, für deren Ausbau bereits große Potenziale genutzt und gesehen werden. 

Stadtwerke Senftenberg als treibender Akteur

Das Land Brandenburg hat sich in der Energiestrategie 2030 die Ziele gesetzt, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 72 Prozent gegenüber 1990 zu senken und den Anteil der Erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch auf 32 Prozent zu steigern. Diese ambitionierten Ziele, so sind sich die Verantwortlichen in Senftenberg sicher, können ohne die Mitwirkung der Kommunen nicht erreicht werden. Die Stadtwerke Senftenberg arbeiten daran, die Ziele des Landes im Einklang mit den betriebswirtschaftlichen Erfordernissen und technischen Möglichkeiten zu erreichen und geben ein Beispiel, wie die Energiewende auf kommunaler Ebene umgesetzt werden kann.

„Die Stadt Senftenberg ist im Bereich der Erneuerbaren Energien gut aufgestellt. Mit dem im Jahr 2013 beschlossenen Leitbild ´Energetische Zukunft Senftenberg 2030‘ haben wir sehr zeitig die Weichen gestellt, um energetische und Klimaschutzüberlegungen in die Stadtentwicklung zu integrieren ", erklärt Bürgermeister Andreas Fredrich.

„Mithilfe des Energiekonzeptes können kommunale und regionale Akteure Energieeinsparpotenziale leichter identifizieren und den Ausbau Erneuerbarer Energien effektiver planen und umsetzen. Ein Kernthema war dabei im Bereich Wärme die Solarthermieanlage, die wir erfolgreich im September in Betrieb genommen haben. Damit konnten wir als Vorreiter bei der Anwendung dieser Technologie eine deutschlandweite Aufmerksamkeit erreichen und wir freuen uns natürlich, dass dies mit der Auszeichnung ‚Energie-Kommune des Monats‘ noch mal ausdrücklich gewürdigt wird", so der Bürgermeister weiter.

Arbeitsgemeinschaft für Transparenz und Bürgerbeteiligung

Um eine weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen Kommune und Bürgern sicherzustellen, wurde die Arbeitsgruppe „Energie“ ins Leben gerufen. Die AG strebt eine Vernetzung innerhalb vorhandener Strukturen an und hat dabei größtmögliche Transparenz und eine frühe Beteiligung der Senftenberger Bürger zum Ziel.