Energie-Kommune des Monats: Lupburg

In Lupburg versorgt eine Heizzentrale mit Holzvergaser-Blockheizkraftwerk, Biomassekesseln und Power-to-heat-Anlage über ein Nahwärmenetz rund 85 Privathaushalte und die öffentlichen Gebäude Grundschule, die Mehrzweckhalle, die Feuerwehr und den Bauhof. Erneuerbare Wärme in Lupburg ersetzt jährlich rund 220.000 Liter Heizöl und sorgt für mehr Wertschöpfung in der Region.

Das Pariser Klimaschutzabkommen und das Ziel der Bundesregierung, bis 2050 einen „nahezu klimaneutralen Gebäudebestand“ zu erreichen, bedeuten die Abkehr von fossilen Energieträgern wie Kohle, Gas und Öl in der Wärmeversorgung. Die Kommunen nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein, denn die Wärmeversorgung ist ein lokales und dezentrales Thema. Als planende Instanz können die Städte und Gemeinden hier ihrer Aufgabe der Daseinsvorsorge gerecht werden und eine Vorbildfunktion übernehmen. 

In Deutschland erkennen immer mehr Kommunen die Vorteile des Umstiegs auf eine regenerative Wärmeversorgung, wie die bayerische Marktgemeinde  Lupburg eindrucksvoll zeigt. Sie gehört mit ihren 2.400 Einwohnern und einer Ortsfläche von rund 30 Quadratkilometern eher zu den kleineren Gemeinden im Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz. Der Ort befindet sich in direkter Anbindung zur Hauptverkehrsachse Nürnberg – Regensburg.

Bürgermeister begeistert die Marktgemeinde Lupburg für das regenerative Nahwärmenetz

Die Initiative für die kommunale Wärmewende ging 2013 vom damaligen Bürgermeister Alfred Meier aus, der für sein Vorhaben, eine Alternative zur Wärmeversorgung aus fossilen Quellen zu finden, schnell weitere Mitstreiter begeistern konnte. Darunter war auch Manfred Hauser, damals Zweiter Bürgermeister und seit dem Tod von Alfred Meier 2015 Erster Bürgermeister von Lupburg. Anlass, das Vorhaben in die Tat umzusetzen, bot die Planung eines neuen Wohngebietes im Norden des Ortes, das in dieser Zeit ausgewiesen wurde und in dem mittlerweile acht Einfamilienhäuser und zwei Mehrfamilienhäuser entstanden sind. Meier und sein Team prüften damals Lösungsmöglichkeiten, das Neubaugebiet klimafreundlich mit Wärme aus Erneuerbaren Energien zu versorgen und kamen zu dem Schluss, dass eine räumlich größere Lösung sinnvoll ist: Ein Nahwärmenetz, dass nicht nur das Neubaugebiet versorgt, sondern auch Teile des Altbestandes. In den relevanten Vierteln gingen Manfred Hauser und ein zweiter, von den Plänen begeisterter Lupburger im Dezember 2013 rund vier Wochen lang von Haus zu Haus, klingelten und sprachen mit den Bürgern direkt über das Vorhaben. „Unsere Argumente von der Unabhängigkeit von Energieimporten, dem verlässlichen Wärmepreis, der Enkeltauglichkeit Erneuerbarer Energien und auch von einer höheren Wertschöpfung vor Ort haben überzeugt“, erinnert sich Manfred Hauser, Bürgermeister der Marktgemeinde Lupburg, heute stolz. Schnell gab es im Ort viele Befürworter für das Projekt, das dann sehr schnell umgesetzt wurde.

Schnelle Umsetzung dank großer Akzeptanz für Lupburger Nahwärmenetz

Nach nur neun Monaten waren Heizzentrale und Nahwärmenetz samt Glasfaserlehrrohren errichtet und 50 Haushalte am Netz angeschlossen. Dieser erste Bauabschnitt wurde laufend erweitert, so dass nun schon 85 Haushalte sowie die Grundschule, die Mehrzweckhalle, das Feuerwehrgebäude und der hiesige Bauhof mit regenerativer Wärme versorgt werden. Umgesetzt hat das Projekt der grüne Energieversorger NATURSTROM, der neben der Belieferung mit Energie aus regenerativen Quellen auf den konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien setzt, gemeinsam mit Kommunen und Bürgern vor Ort. Das Unternehmen begleitete das Projekt von der Konzeption des rund vier Kilometer langen Nahwärmenetzes, über den Bau von Netz und Heizzentrale bis hin zum laufenden Betrieb. Der jährliche Wärmebedarf von zwei Millionen Kilowattstunden (kWh) wird nun mit Erneuerbaren Energien gedeckt, dadurch können jährlich rund 220.000 Liter Heizöl eingespart werden. Die Rohstoffe für die Heizzentrale kommen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern der Region. Somit verbleibt die Wertschöpfung vor Ort und die Wärmeabnehmer freuen sich über stabile Preisbedingungen.

Neben einem Holzvergaser-Blockheizkraftwerk, das mit einer thermischen Leistung von 270 Kilowatt (kW) und einer elektrischen Leistung von 180 kW für die Grundlast sorgt, sind noch drei, in Reihe geschaltete Biomassekessel installiert (je mit einer thermischen Leistung von 160 kW), die entweder mit Pellets oder Hackschnitzeln betrieben werden können. Dass verschiedene Holzrohstoffe eingesetzt werden können, macht den Anlagenbetreiber flexibler beim Kauf der Brennstoffe, was sich positiv auf die Beschaffungspreise auswirkt.

Die Erzeugungsanlagen sind mit zwei Pufferspeichern mit je 20.000 Litern kombiniert. Weiterhin ist eine Power-to-Heat-Anlage vor Ort installiert. Die Idee dahinter: Die Anlage kann als Regelenergie eingesetzt werden, indem sie genau in jenen Stunden zum Einsatz kommt, in denen z.B. Windräder sehr viel Strom produzieren. Aus dem überschüssigen Strom kann in solchen Spitzenzeiten Wärme erzeugt werden. Aufgrund des aktuellen politischen Rahmens im Bundesland Bayern, in dem die 10H-Abstandregel den Neubau von Windenergieanlagen stark einschränkt, ist diese Anlage allerdings selten in Betrieb. Der Betreiber hatte sich aber dennoch bewusst für diese moderne Technologie entschieden – auch um Erfahrungen sammeln zu können. „Wir stehen hinter dieser zukunftsweisenden Technik“, erklärt Thilo Jungkunz, Geschäftsbereichsleiter Dezentrale Energieversorgung bei NATURSTROM. „Erfahrungen mit der Betriebsführung einer Power-to-Heat-Anlage zu sammeln ist uns sehr wichtig, da das Thema Sektorenkopplung in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.“

Lupburg plant 2. Bauabschnitt für 2017

Seit 2016 gibt es Pläne für einen zweiten Bauabschnitt, der zusätzlich bis zu 150 Haushalte versorgen könnte, u.a. in zwei Neubaugebieten im Norden und Osten des Ortes. Bürgermeister Hauser ist zuversichtlich, denn die bisherigen Nahwärmekunden sind sehr zufrieden. Um das Projekt anzustoßen, hat er gemeinsam mit NATURSTROM die Bürger wieder frühzeitig informiert mit einem persönlichen Schreiben, Infoabenden und persönlichen Sprechstunden im Bürgermeisteramt. „Interessierte und Skeptiker haben so schon frühzeitig die Möglichkeit, alle Informationen zu erhalten“, erklärt Bürgermeister Hauser. „Es ist wichtig, die Bürgerinnen und Bürger von Anfang an einzubinden.“