Energie-Kommune des Monats: Gütersloh

Mit 98.000 Einwohnern gehört Gütersloh zu einem der Zentren Ostwestfalens. Neben dem Sitz eines großen Haushaltsgeräteherstellers beheimatet Gütersloh auch eine nahezu vollständig erhaltene Kirchringbebauung mit Fachwerkhäusern aus dem 17. und 18 Jahrhundert rund um die Apostelkirche. Mit dem neuen Windpark hat Gütersloh zudem ein Zeichen für die Zukunft gesetzt. „Der Windpark ist das neueste Projekt der bisher so fruchtbaren Zusammenarbeit zwischen Kommune und kommunalem Stadtwerk“, erklärt Bürgermeister Henning Schulz. „Als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Gütersloh ist es mir wichtig, gemeinsam  zukunftsweisende Entwicklungen bei der Energieversorgung voranzubringen - im Sinne unserer Bürgerinnen und Bürgern  und für eine gute Lebensqualität in unserer Stadt. Dazu gehört eine klimafreundliche Energieversorgung.“

Gemeinsame Planung und ausreichende Information

Grundlage für die vielen verschiedenen Energieprojekte in Gütersloh bildet das 2013 beschlossene Klimaschutzkonzept, welches neben der öffentlichen Förderung auch durch die Stadtwerke Gütersloh mitfinanziert wurde. Hier wurden wichtige Maßnahmen aufgelistet, um die lokalen und regenerativen Potenziale zu heben. Aber nicht nur die Stadtwerke waren beim Klimaschutzkonzept eingebunden. Auch Bürgerinnen und Bürger, Verbände und Institutionen wurden über begleitende Arbeitskreise berücksichtigt und konnten ihre Sicht auf Themen wie klimaschonendes Bauen und Sanieren oder Klimaschutz in Gewerbe und Dienstleistung einbringen.

Das Klimaschutzkonzept wurde dann noch einmal gemeinsam mit den Stadtwerken und den  Bürger*innen auf einer abschließenden Veranstaltung diskutiert. Doch bei diesem Informationsangebot ist die Stadt nicht stehen geblieben. Für die unterschiedlichen Zielgruppen werden regelmäßige Beratungen organisiert, von einer kostenlosen Beratung zur Haussanierung bis hin zur kostenlosen Energieberatung, welche sowohl durch die Stadt wie auch die Stadtwerke erfolgt. Solche Beratungen werden auch speziell zu betrieblichen Energie- und Nachhaltigkeitsmanagement für Unternehmen angeboten. Daneben gibt es wechselnde Ausstellungen und Informationsabende zu Klimaschutz und Erneuerbare Energien im Rathaus. Für alle, die wissen wollen, ob sich ihr Dach für eine Solaranlage eignet, bietet die Stadt außerdem ein Solardachkataster an.

Vorbild und Förderer

Die Stadtverwaltung geht aber auch als Vorbild mit den eigenen Liegenschaften voran. Bereits seit 1993 legt die Stadt Gütersloh jedes Jahr einen Energiebericht vor, der die Trends im Energie- und Wasserverbrauch dokumentiert und damit auch die direkten Auswirkungen konkreter Maßnahmen auf die Treibhausgasemissionen. So kann neben den Auswirkungen von Einsparmaßnahmen wie neue Leuchtmittel auch die Nutzung regenerativer Technologien auf den Energieverbrauch dargestellt werden. So fließt etwa die Nutzung des Stroms aus den eigenen Solarstromanlagen  in den öffentlichen Gebäuden in den Energiebericht ein.

Die Errichtung der mittlerweile 20 Solarstromanlagen wurde schon 1997 durch eine regionale Einspeisevergütung durch die Stadtwerke Gütersloh angereizt und damit sogar drei Jahre, bevor das Erneuerbare-Energien-Gesetz eingeführt wurde, welches die Einspeisung bundesweit fördert. Seit 2002 fördert die Stadt Gütersloh außerdem die energetische Altbausanierung, welche umfassende wärmetechnische Modernisierungsmaßnahmen umfasst. Damit ergänzt Gütersloh die auf Bundesebene angebotenen Zuschüsse durch die KfW und das BAFA.

Bürgerwind dank Stadtwerk

Um die Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept umzusetzen, welche die Stadtwerke Gütersloh in ein eigenes Klimaschutzprogramm überführt haben, wurde ein Investitionsvolumen identifiziert, welches allein durch die Stadtwerke nicht erbracht werden kann. Hinzu kam der Wunsch, die Bürgerinnen und Bürger an den Erneuerbare-Energien-Anlagen in der Region zu beteiligen. Deswegen haben die Stadtwerke zusammen mit einer örtlichen Bank 2010 einen ersten Sparbrief aufgelegt. Mit dem eingesammelten Geld wurden Blockheizkraftwerke, Solarstromanalgen und Infrastruktur für E-Mobilität umgesetzt. 2011 initiierten Stadtwerke und regionale Bank dann eine Energiegenossenschaft, welche seitdem zwei Windprojekte und ein Solarstromprojekt mit einem Gesamtvolumen von 6,6 Millionen Euro umgesetzt hat.

Das neueste Projekt ist der Windpark Gütersloh, an dem sich die Bürgerinnen und Bürger nicht nur einfach über einen Sparbrief beteiligen können, sondern es wird zudem eine Belieferung der Sparer durch Strom aus dem Windpark garantiert. Damit der „echte Gütersloher Strom“ tatsächlich bis in die Steckdosen der Gütersloherinnen und Gütersloher fließt, wurde eine rund 4,5 Kilometer lange Anbindung bis hin zum Umspannwerk „Domhof“ an der zentral gelegenen Weberei verlegt. An der dort neu errichteten Übergabestation wird er direkt in das Gütersloher Stromnetz eingespeist und in die Haushalte weitergeleitet. Entsprechend sicher darf sich der Bürger sein, dass er auch physikalisch tatsächlich aus der Nachbarschaft beliefert wird. Insgesamt können die drei neuen Windkraftanlagen mit einer Höhe von jeweils 170 Metern und einem Rotordurchmesser von 120 Metern rund 5.000 Haushalte mit umweltfreundlich produziertem Strom beliefern. Die jährliche CO2-Reduktion beläuft sich auf 5.100 Tonnen