"Wir fühlen uns dafür verantwortlich, dass die Systeme optimal und so lang wie möglich funktionieren."

Frau Kragh: Wie kam die Idee zur Unternehmensgründung von Off-Grid Europe?

Schon immer lag Nachhaltigkeit meinem Mann und mir sehr am Herzen. Wir haben damals vor elf Jahren klein angefangen und haben einzelne Solarzellen an Hobby-Leute verkauft. Das ist Stück für Stück gewachsen. Die Flut an asiatischen Solarmodulen auf den europäischen Markt hat dem schnell ein Ende gesetzt und wir haben uns auf den Vertrieb von Solarkomponenten konzentriert. Fallende Einspeisetarife haben auch diesen Markt auf einige große Unternehmen reduziert und wir haben beschlossen, uns in einem Nischenmarkt zu etablieren dem Off-Grid Markt. Dieser wächst und wächst und wir mit. 

Sie haben mit ihrem dänischen Mann in London das Unternehmen gegründet und sind nun wieder in Deutschland. Ist Süddeutschland am Ende doch unternehmensfreundlicher für die Energiebranche als Dänemark oder Großbritannien?

offgrid_europe_aser_15Die Entscheidung für Süddeutschland war familienbedingt. Wir sind jedoch sehr froh darüber, da Deutschland, und im Besonderen Baden-Württemberg, sehr viele Möglichkeiten hinsichtlich internationaler Geschäfte sowie sehr guter Fachkräfte bietet und wir mit ‘Made in Germany’ einen guten Ruf genießen dürfen.

Im Rahmen des Projektes „ASER 300“ wurde Ihr Unternehmen engagiert, um mit Off-Grid und Minigrid-Systemen 120 Dörfer im Senegal zu elektrifizieren. Was ist Ihre Rolle in dem Projekt?

Anfangs habe ich mich, außer bei technischen Angelegenheiten und dem Containerbau, um fast alles gekümmert. Inzwischen sind wir sehr gewachsen und konnten Fachleute einstellen, die verschiedenste Aspekte von dem Projekt abwickeln. Ich bin auch Geschäftsführerin von unserer Senegal Tochtergesellschaft ‘Off-Grid Africa’ und überschaue dort die Budgets und administrativen Fragen. In Deutschland haben mein Mann und ich uns so aufgeteilt, das Teil meiner Verantwortung die Produktion in Deutschland sowie alle Vertragsfragen sind, er die technische Leitung macht und für die Installationen im Senegal verantwortlich ist. 

Was sind die größten Schwierigkeiten bei der Versorgung von Menschen mit Off-Grid-Systemen?

Dass die Systeme oft in sehr abgelegenen Gebieten zum Einsatz kommen und meist die Expertise vor Ort fehlt. Deswegen sind alle Systeme mit unserem Off-Grid-Controller ausgestattet, der die Systeme komplett überwacht und mit dem auch Ferneinstellungen vorgenommen werden können. 

Was passiert, wenn die installierten Anlagen kaputtgehen? Wie stellen Sie die Nachhaltigkeit sicher?

Unsere Systeme haben viele Level an Redundanz eingebaut. Kommt es jedoch zu einem Fehler der die Funktion der Anlage gefährdet, können wir über den Off-Grid-Controller schnell sehen, welche Teile der Anlage in Gefahr sind. Sind die Komponenten irreparabel, haben wir eine Anzahl von Ersatzteilen vor Ort oder müssen neue von Deutschland aus schicken. Mit unserem Team im Senegal oder Elektrikern vor Ort können diese schnell ausgetauscht werden. 

Wir investieren viel in Forschung und Entwicklung, um Systeme, Komponenten und Software besser zu machen all das, weil uns die Nachhaltigkeit der Anlagen sehr wichtig ist. 

Die komplette Einheit inklusive Klimatisierung wird remote aus Pfullendorf gesteuert und überwacht, warum und für wie lang?

Warum? Weil wir uns verantwortlich dafür fühlen, zu schauen, dass die Systeme optimal und so lang wie möglich funktionieren. Unser momentaner Vertrag für die Überwachung läuft fünf Jahre jedoch sind wir schon im Gespräch mit ASER darüber, was danach geschehen soll. 

Was sagen Sie denjenigen, die fordern, den Menschen vor Ort lieber das Wissen zu vermitteln, diese Systeme selbst zu bauen?

Das ist genau der Grund, warum wir eine Firma im Senegal gegründet haben. Off-Grid Africa wird von Senegalesen verwaltet und Senegalesen machen die Installationen in den Dörfern. Es findet ein direkter Wissenstransfer statt. Unser Plan ist es, dass die Firma, anfangs noch von Deutschland gestärkt, in naher Zukunft auf eigenen Beinen steht. Teile der Produktion, sowie Forschung und Entwicklung werden ebenfalls vor Ort stattfinden. 

„Um bis 2030 allen Menschen Zugang zu Stromversorgung zu ermöglichen, müssen insgesamt mehr als 1,2 Milliarden Menschen einen neuen Zugang zu Elektrizität erhalten“, heißt es in einer aktuellen Studie des Reiner-Lemoine Instituts. Das ist ein großer Markt für Off-Grid-Systeme. Was braucht es, um hier schneller voranzukommen?

Ja, es ist ein riesiger Markt. Viele großen Hersteller schauen Richtung Afrika. Die Preise sind über die letzten Jahre sehr gefallen und die Investitionsrentabilität steigt. Das heißt, das auf einmal viele Unternehmen investieren möchten und die bisher größte Hürde, die Finanzierung, immer leichter wird.

Neben dem Senegal haben Sie in der Vergangenheit auch OFF-Grid-System in Nigeria, Papa-Neuguinea installiert. Wie schätzen Sie den Markt auf dem europäischen Festland und in Deutschland ein?

Ja, wir haben inzwischen Systeme auf fünf Kontinenten. Wir konzentrieren uns auf Gebiete, in denen es keinen oder nur bedingt Strom gibt und ersetzen mit unseren Systemen Dieselgeneratoren. Somit haben wir momentan noch keinen großen Markt in Europa beziehungsweise Deutschland. Wir arbeiten jedoch an einer Speicherlösung, die auch für den europäischen Markt sehr attraktiv sein wird, aber das ist noch nicht spruchreif.  

Was würden Sie sich von der neuen Regierung wünschen?

Ehrlichkeit!

Was wollen Sie mit Ihrem Unternehmen bis 2030 erreichen?

Wir wollen wachsen, um so vielen Menschen wie möglich saubere, sichere und erneuerbare Energie zu bieten. 

Pressekontakt
Agentur für Erneuerbare Energien

Anika Schwalbe

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