Energie-Kommunen setzen verstärkt auf (Nah-) Wärmeprojekte
Städte und Gemeinden verfügen über vielfältige Gestaltungs- und Umsetzungsinstrumente, wenn es um den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung vor Ort geht. In vielen Regionen werden bewährte und neue Lösungsansätze bei Planung und Realisierung von Erneuerbare-Energien-Projekten erprobt und dabei wichtige Erfahrungen gesammelt.
Beim Plan, Erneuerbare Energien für die Wärmeerzeugung einzusetzen, besteht die Herausforderung darin, dass der Wärmemarkt sehr komplex, stark zergliedert und von vielen Akteuren geprägt ist. Um zwischen verschiedenen Interessen zu vermitteln, Handlungen aufeinander abzustimmen und um Potenziale zu heben, die nur in der Gemeinschaft angepackt werden können, sind Kommunen prädestiniert, als Vermittlerinnen aufzutreten. Insbesondere bei der Wärmewende liegt es in der Verantwortung der Kommunen, diese Maßnahmen und ihre Auswirkungen gegenüber der Bevölkerung zu vertreten, über ihre Sinnhaftigkeit und Erforderlichkeit aufzuklären, die gesellschaftlichen Diskussionen konstruktiv zu begleiten und unterschiedliche Interessen zum Ausgleich zu bringen – also für die erforderliche lokale Zustimmung der Energiewende zu sorgen. Dazu kommt, dass erneuerbare Wärmelösungen häufig Gemeinschaftsprojekte sind, und weitere lokale Akteure wie Energiegenossenschaften, Land- oder Forstwirte, Handwerker und mittelständische Projektentwickler, einzubeziehen sind. Kurzum: Der Umbau unserer Energieversorgung ist kommunal, dezentral und erneuerbar.
Die Möglichkeiten der kommunalen Wärmewende reichen von Pelletheizungen und Wärmepumpen in öffentlichen Gebäuden, wie Schulen oder Turnhallen, über biogasbetriebene Blockheizkraftwerke, die gemeinsam mit solarthermischen Anlagen Wärmenetze versorgen. Erneuerbare Wärme nutzt die Potenziale vor Ort und sorgt so für Wertschöpfungseffekte in der Region.
Umfrage unter Energie-Kommunen
Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet seit 2008 monatlich eine Energie-Kommune aus. Diese Vorreiter schöpfen die kommunalen Handlungsmöglichkeiten beim Ausbau der Erneuerbaren Energien kreativ sowie innovativ aus und sind somit Vorbild für viele andere Städte und Gemeinden in Deutschland und mittlerweile auch für immer mehr Interessierte aus dem Ausland. Von den 100 befragten Energie-Kommunen haben 30 geantwortet. Die Umfrage lief in den Monaten Mai und Juni 2016.
Gefragt wurden die Vorreiter der kommunalen Energiewende auch nach geeigneten Maßnahmen, um ihre Arbeit vor Ort zu unterstützen und somit auch den Anteil Erneuerbarer Energien am Wärmemarkt zu erhöhen. Hier wurden 16 verschiedene Maßnahmen vorgegeben. Mehrfachnennungen waren möglich. Drei Viertel der Befragten gaben an, dass eine steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung eine geeignete Maßnahme sei, um den Anteil der Erneuerbaren Energien am Wärmemarkt zu erhöhen. 19 Antworten oder 64 Prozent der Befragten gaben darüber hinaus an, dass besonders eine „Beratung von Kommunen auf dem Weg zur Wärmewende“ sowie die „transparente Informationen über die aktuelle Förderlandschaft“ wichtig wären, damit der Anteil der Erneuerbaren am Wärmemarkt sich erhöht. Darüber hinaus gibt jeder zweite Befragte an, eine „verbesserte Förderung im Rahmen des Marktanreizprogramm“ sowie „weitere staatliche Anreizinstrumente für Erneuerbare Wärme“ seien geeignet, um die lokale Wärmewende zu unterstützen. Ein Verbot fossiler Brennstoffe begrüßen nur 20 Prozent. Die Anschlusspflicht für Erneuerbare Wärme hält nur jeder Dritte Befragte für sinnvoll. Weiter wurden die Befragten gebeten, einzuordnen, welche Maßnahmen politisch umgesetzt werden sollten.
Zwei Drittel der befragten Energie-Kommunen wünscht sich die „steuerliche Förderungen der energetischen Gebäudesanierung“. Rund 60 Prozent „transparente Informationen über die aktuelle Förderlandschaft“. Die Hälfte hält den „Stopp der staatlichen Förderung von Gas und Ölbrennwertkessel“ für notwendig. Noch 43 Prozent halten eine „Austauschpflicht für Öl und Gasniedertemperaturkessel, die älter als 30 Jahre“ sind für eine geeinigte poltische Maßnahme, um den Anteil der Erneuerbaren Energien an dem Wärmeverbrauch zu steigern.
Durch die andauernden Diskussionen um den Kurs der Energiewende und die ständigen Veränderung der politischen Rahmenbedingungen im Strombereich – zuletzt durch die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz im Sommer 2016 – geht das Engagement der deutschen Vorreiterkommunen verstärkt in den Wärmebereich. Vor allem die Investitionen in Wärmeprojekte mit Bioenergie werden von vielen Energie-Kommunen erwogen oder bereits umgesetzt. Damit die Wärmewende aber auf kommunaler Ebene langfristig ein Erfolg wird, fordern die befragten Energie-Kommunen verlässliche Rahmenbedingungen, Information über Möglichkeiten und Förderungen sowie eine Stopp der stattlichen Subventionen für fossile Wärmeträger und Erzeugungsanlagen.
Vertiefte Informationen zu der Umfrage finden sie in unserem Hintergrundpapier Renews Kompakt 31.
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