DUH-Studie zu Biokraftstoffen weist schwere Mängel auf

Berlin, 11. Mai 2022 - Die kürzlich im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) erstellte Studie "CO2-Opportunitätskosten von Biokraftstoffen in Deutschland" des ifeu-Instituts weist einer Analyse des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) zufolge gravierende fachliche Mängel auf. Trotzdem fordert die Umweltorganisation auf Grundlage der Studie ein Ende der Förderung von Biokraftstoffen aus Anbaubiomasse. „Die DUH-Argumentation strotz vor inhaltlichen Fehlern, peinlichen Auslassungen und Realitätsferne. Nicht einmal die Autoren des ifeu-Instituts selbst erstellen aus ihren Überlegungen Handlungsempfehlungen. Das hält aber die DUH nicht davon ab, aus der Studie das Ende für das bis auf Weiteres wichtigste Klimaschutzinstrument im Verkehr abzuleiten: Biokraftstoffe“, sagte Elmar Baumann, Geschäftsführer beim VDB. Dabei mindern Biodiesel, Bioethanol und Biomethan als einzige funktionierende Klimaschutzmaßnahme im Straßenverkehr in großen Maßstab Treibhausgasemissionen, allein 2020 in einem Umfang von 13,2 Mio. t CO2.

Der VDB kritisiert insbesondere die Grundannahme der ifeu-Autoren, dass nach einer Renaturierung oder Aufforstung die betroffene Fläche über 30 Jahre Treibhausgase speichern könne. Dies ist nach Aussagen verschiedener Studien sehr zweifelhaft, weil natürliche Senken wegen möglicher Waldbrände, Hitzeperioden, illegalem Holzeinschlag und anderer Naturkatastrophen die gespeicherten Treibhausgase wieder abgeben könnten. Aus diesem Grund empfiehlt die Nichtregierungsorganisation DNR Deutscher Naturschutzring, die Klimaleistung von Wäldern und Mooren nicht auf die deutschen und europäischen Klimaziele 2030 anzurechnen. „Die DUH will sich beim Klimaschutz auf unsichere Entwicklungen von 30 Jahren verlassen, statt Biokraftstoffe zu nutzen, die heute und jetzt konkret Treibhausgasemissionen einsparen. Damit würde das Vertrauen in Investitionen in wirksame Klimaschutzmaßnahmen stark beschädigt, die DUH erweist dem Klima mit ihrer Studie und ihren Forderungen also einen Bärendienst“, sagte Baumann.

Irreführend sei zudem der Vergleich zwischen Photovoltaik-Flächen für die Stromerzeugung und Flächen zum Rapsanbau für Biodiesel. „Gegen mehr Photovoltaik spricht nichts, aber die ifeu- und DUH-Darstellung vergleicht in diesem Punkt Äpfel mit Birnen. Denn Biokraftstoffe sind Energieträger, während die Photovoltaik der Stromerzeugung dient. Nachts und wochenlang im Winter liefert Solar jedoch kaum Strom, während die in Biokraftstoffen gespeicherte Energie jederzeit abrufbar ist“, sagte Baumann. In der Studie hatten die Autoren ausgeführt, dass durch Photovoltaik auf den gleichen Flächen mehr Energie erzeugt werden könne als durch die Nutzung der darauf angebauten Agrarrohstoffe für die Biokraftstoffproduktion.

In der ifeu-Studie für die DUH bezeichnen die Autoren die Treibhausgasemissionen der Elek-tromobilität inklusive der Batterieproduktion als irrelevant und untersuchen ausschließlich die Emissionen von Biokraftstoffen. Dasselbe Institut errechnete dagegen in der Studie „Klimabilanz von E-Fahrzeugen“ für den Think Tank Agora Verkehrswende deutliche Emissionen für Fahrzeuge mit Batteriebetrieb; allein hierdurch halbiert sich der angebliche Klimavorteil der E-Mobilität der DUH-Studie. „Die Zahlen der DUH-Studie sind durch ihre Einseitigkeit geradezu manipulativ und unseriös“, sagte Baumann.

Auf die finanziellen und praktischen Folgen ihrer Forderungen müssten Umweltorganisationen und die von ihnen beauftragten Institute offenbar nicht achten. Schließlich wären Landwirte zu entschädigen, wenn sie Flächen aufforsten, auf denen sie bisher Rohstoffe für Biokraftstoffe anbauen. Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums erzielen Landwirte auf deutschen Äckern durchschnittliche Erlöse von jährlich rund 3.000,- €/ha. Würden die Forderungen der DUH umgesetzt, müssten in den kommenden 30 Jahren jährlich rund 840 Millionen Euro an deutsche Bauern gezahlt werden. Flächen, die nach den Plänen der DUH im Ausland renaturiert werden, müssten zusätzlich über 30 Jahre bewacht werden, damit die Treibhausgase dauerhaft gebunden werden. „Was theoretisch machbar und auf den ersten Blick attraktiv klingt, erweist sich bei genauerem Hinsehen als teuer und wirkungslos. Statt auf Luftschlösser der DUH zu bauen, sollte die Bundesregierung die Instrumente nutzen, die sich in den letzten Jahren bewährt haben: Nachhaltig produzierte Biokraftstoffe, die im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen tatsächlich und überprüfbar bis zu 93 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als fossile Kraftstoffe.”

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Frank Brühning
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